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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Kapitulation einlassen wollte, ging an sein Ge-
schäfte und überließ mich meinem Nachdenken, wel-
ches mir Anfangs nichts, als die Ohnmöglichkeit,
mich so einschränken zu lassen zeigte. Doch end-
lich fiel mir das Versprechen des Oncles ein, er
werde mich unterstützen, wenn ich etwas unterneh-
men wollte, hierauf war viel zu banen. Jch be-
schloß also mich zum Doctor Celestin begleiten zu
lassen, und so gut, so sittsam und moralisch zu
thun, daß Peter die Zeit meiner Prüfung wohl
abkürzen würde.

Er hatte nicht umsonst gehofft, daß Celestin
mich aufnehmen würde; sie wurden bald Handels
eins und ich blieb bei ihm.

Nach der ersten Unterredung, welche ich mit ihm
hatte, sahe ich, daß eine Aenderung des Plans mein
Betragen betreffend nöthig sei. Celestin erzählte
mir, wie viele junge Gemüther er schon zur Tu-
gend geführt hätte, welche rohe und verdorbene
Leute schon in seine Hände gefallen, und aus Thier-
menschen zu Geistmenschen umgeschaffen worden
wären. Er hatte, wie er mir mit frohem Gefühl
sagte, selbst und ohne Vergeltung zu hoffen, einige
der ausschweifendsten Jünglinge, deren Bekannt-
schaft er mühsam gesucht, auf guten Weg geführt,
welches er ohne Zweifel dem Apostel Johannes nach-
thun wollte, der, wie seine Legende erzählt, einem
Jüngling nachgereist, ihn unter einem Trupp Spitz-
buben gefunden, und mit Thränen gebeten hat, mit
ihm umzukehren, wozu sich der junge Mensch auch
bereden lassen.

Wei-

Kapitulation einlaſſen wollte, ging an ſein Ge-
ſchaͤfte und uͤberließ mich meinem Nachdenken, wel-
ches mir Anfangs nichts, als die Ohnmoͤglichkeit,
mich ſo einſchraͤnken zu laſſen zeigte. Doch end-
lich fiel mir das Verſprechen des Oncles ein, er
werde mich unterſtuͤtzen, wenn ich etwas unterneh-
men wollte, hierauf war viel zu banen. Jch be-
ſchloß alſo mich zum Doctor Celeſtin begleiten zu
laſſen, und ſo gut, ſo ſittſam und moraliſch zu
thun, daß Peter die Zeit meiner Pruͤfung wohl
abkuͤrzen wuͤrde.

Er hatte nicht umſonſt gehofft, daß Celeſtin
mich aufnehmen wuͤrde; ſie wurden bald Handels
eins und ich blieb bei ihm.

Nach der erſten Unterredung, welche ich mit ihm
hatte, ſahe ich, daß eine Aenderung des Plans mein
Betragen betreffend noͤthig ſei. Celeſtin erzaͤhlte
mir, wie viele junge Gemuͤther er ſchon zur Tu-
gend gefuͤhrt haͤtte, welche rohe und verdorbene
Leute ſchon in ſeine Haͤnde gefallen, und aus Thier-
menſchen zu Geiſtmenſchen umgeſchaffen worden
waͤren. Er hatte, wie er mir mit frohem Gefuͤhl
ſagte, ſelbſt und ohne Vergeltung zu hoffen, einige
der ausſchweifendſten Juͤnglinge, deren Bekannt-
ſchaft er muͤhſam geſucht, auf guten Weg gefuͤhrt,
welches er ohne Zweifel dem Apoſtel Johannes nach-
thun wollte, der, wie ſeine Legende erzaͤhlt, einem
Juͤngling nachgereiſt, ihn unter einem Trupp Spitz-
buben gefunden, und mit Thraͤnen gebeten hat, mit
ihm umzukehren, wozu ſich der junge Menſch auch
bereden laſſen.

Wei-
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[462/0466] Kapitulation einlaſſen wollte, ging an ſein Ge- ſchaͤfte und uͤberließ mich meinem Nachdenken, wel- ches mir Anfangs nichts, als die Ohnmoͤglichkeit, mich ſo einſchraͤnken zu laſſen zeigte. Doch end- lich fiel mir das Verſprechen des Oncles ein, er werde mich unterſtuͤtzen, wenn ich etwas unterneh- men wollte, hierauf war viel zu banen. Jch be- ſchloß alſo mich zum Doctor Celeſtin begleiten zu laſſen, und ſo gut, ſo ſittſam und moraliſch zu thun, daß Peter die Zeit meiner Pruͤfung wohl abkuͤrzen wuͤrde. Er hatte nicht umſonſt gehofft, daß Celeſtin mich aufnehmen wuͤrde; ſie wurden bald Handels eins und ich blieb bei ihm. Nach der erſten Unterredung, welche ich mit ihm hatte, ſahe ich, daß eine Aenderung des Plans mein Betragen betreffend noͤthig ſei. Celeſtin erzaͤhlte mir, wie viele junge Gemuͤther er ſchon zur Tu- gend gefuͤhrt haͤtte, welche rohe und verdorbene Leute ſchon in ſeine Haͤnde gefallen, und aus Thier- menſchen zu Geiſtmenſchen umgeſchaffen worden waͤren. Er hatte, wie er mir mit frohem Gefuͤhl ſagte, ſelbſt und ohne Vergeltung zu hoffen, einige der ausſchweifendſten Juͤnglinge, deren Bekannt- ſchaft er muͤhſam geſucht, auf guten Weg gefuͤhrt, welches er ohne Zweifel dem Apoſtel Johannes nach- thun wollte, der, wie ſeine Legende erzaͤhlt, einem Juͤngling nachgereiſt, ihn unter einem Trupp Spitz- buben gefunden, und mit Thraͤnen gebeten hat, mit ihm umzukehren, wozu ſich der junge Menſch auch bereden laſſen. Wei-

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/466>, abgerufen am 22.11.2024.