mit Dorotheen spielen konnte, zuweilen gewann ich in dieser Zeit etwas zu Taschengeld, dann lief auch unterdessen mein Wechsel ein, und verlohr ich, so suchte Klaus auch Rath zu schaffen. Auf diese Art ging die Zeit leidlich hin.
Der Professor, dem ich sagte, daß meine Mut- ter mir in zwei Monaten Geld schicken würde, um mich Schuldenfrei zu machen, gratulirte mir zu dieser Aussicht, und war freundschaftlicher gegen mich, als jemals. Jch ließ es an meinem Theile an keiner Art von Verstellung fehlen, um, wenn unser Meisterstück ausgeführt sein würde, nicht in Verdacht zu kommen. So warnte ich Knappen un- ter andern vor Nehmern, dem ich nicht so recht traute; aber der Professor meinte, hier irrte ich mich, es wäre noch der beste und ehrlichste Bedien- te, den er gehabt hätte, besonders ließ er sich seit etlichen Wochen immer besser an. Er konnte das mit Wahrheit sagen, denn Nehmer wollte seit un- serer Abrede seinen Herrn ganz vertraut und sicher machen, also ließ er sich gefallen, was dieser nur wollte, half sparen, und sich sogar von seinem Herrn stillschweigend bevortheilen. Dieser hatte, ihm, um zu zeigen, wie gut er von ihm dächte, meine Warnung und seine Vertheidigüng wiederge- sagt, aber es war mit Nehmern verabredet, daß ich
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mit Dorotheen ſpielen konnte, zuweilen gewann ich in dieſer Zeit etwas zu Taſchengeld, dann lief auch unterdeſſen mein Wechſel ein, und verlohr ich, ſo ſuchte Klaus auch Rath zu ſchaffen. Auf dieſe Art ging die Zeit leidlich hin.
Der Profeſſor, dem ich ſagte, daß meine Mut- ter mir in zwei Monaten Geld ſchicken wuͤrde, um mich Schuldenfrei zu machen, gratulirte mir zu dieſer Ausſicht, und war freundſchaftlicher gegen mich, als jemals. Jch ließ es an meinem Theile an keiner Art von Verſtellung fehlen, um, wenn unſer Meiſterſtuͤck ausgefuͤhrt ſein wuͤrde, nicht in Verdacht zu kommen. So warnte ich Knappen un- ter andern vor Nehmern, dem ich nicht ſo recht traute; aber der Profeſſor meinte, hier irrte ich mich, es waͤre noch der beſte und ehrlichſte Bedien- te, den er gehabt haͤtte, beſonders ließ er ſich ſeit etlichen Wochen immer beſſer an. Er konnte das mit Wahrheit ſagen, denn Nehmer wollte ſeit un- ſerer Abrede ſeinen Herrn ganz vertraut und ſicher machen, alſo ließ er ſich gefallen, was dieſer nur wollte, half ſparen, und ſich ſogar von ſeinem Herrn ſtillſchweigend bevortheilen. Dieſer hatte, ihm, um zu zeigen, wie gut er von ihm daͤchte, meine Warnung und ſeine Vertheidiguͤng wiederge- ſagt, aber es war mit Nehmern verabredet, daß ich
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mit Dorotheen ſpielen konnte, zuweilen gewann ich
in dieſer Zeit etwas zu Taſchengeld, dann lief auch
unterdeſſen mein Wechſel ein, und verlohr ich, ſo
ſuchte Klaus auch Rath zu ſchaffen. Auf dieſe Art
ging die Zeit leidlich hin.
Der Profeſſor, dem ich ſagte, daß meine Mut-
ter mir in zwei Monaten Geld ſchicken wuͤrde, um
mich Schuldenfrei zu machen, gratulirte mir zu
dieſer Ausſicht, und war freundſchaftlicher gegen
mich, als jemals. Jch ließ es an meinem Theile
an keiner Art von Verſtellung fehlen, um, wenn
unſer Meiſterſtuͤck ausgefuͤhrt ſein wuͤrde, nicht in
Verdacht zu kommen. So warnte ich Knappen un-
ter andern vor Nehmern, dem ich nicht ſo recht
traute; aber der Profeſſor meinte, hier irrte ich
mich, es waͤre noch der beſte und ehrlichſte Bedien-
te, den er gehabt haͤtte, beſonders ließ er ſich ſeit
etlichen Wochen immer beſſer an. Er konnte das
mit Wahrheit ſagen, denn Nehmer wollte ſeit un-
ſerer Abrede ſeinen Herrn ganz vertraut und ſicher
machen, alſo ließ er ſich gefallen, was dieſer nur
wollte, half ſparen, und ſich ſogar von ſeinem
Herrn ſtillſchweigend bevortheilen. Dieſer hatte,
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/343>, abgerufen am 25.11.2024.
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