schickte ich ihm Austern, feinen Wein, Dorten u. s. w. als ob ichs selbst von Hause, oder sonst von einem Verwandten oder Freund erhalten hätte. Dadurch hatte ich vor andern das Glück, von ihm selbst Vorschüsse, und die auf billige Bedingungen, zu erhalten, ich hielt Wort, und brauchte einige Wochen darauf aufs neue. Allein er war bald der Billigkeit überdrüßig, und versicherte, daß er es diesmal nicht im Stande wäre, aber er wollte mit jemand sprechen, und wenn der mir helfen könnte, ihn zu mir schicken. Dies geschah, und ging fort- hin immer diesen Weg.
Durch ihn war ich jetzt Herrn Professor Knapp etwas über 6000 Thaler schuldig, und erfuhr durch Klausen, dem es der Unterhändler des Professors selbst gestanden hatte, daß er am meisten darauf triebe mich arretiren zu lassen. Dieses verdroß mich um der Geschenke willen, die ich ihm gegeben hat- te, noch mehr um des Wuchers willen, denn ich hatte kaum 4000 Thaler baar Geld empfangen, und am meisten wegen Knappens Verstellung, denn er blieb immer freundlich und höflich gegen mich; ich aber mochte nie das, was ich selbst ausübte, von andern dulden.
Der alte Kerl verdiente das nehmliche Schick- sal wie meine Mutter und ihr Mann, sagte ich
eines
ſchickte ich ihm Auſtern, feinen Wein, Dorten u. ſ. w. als ob ichs ſelbſt von Hauſe, oder ſonſt von einem Verwandten oder Freund erhalten haͤtte. Dadurch hatte ich vor andern das Gluͤck, von ihm ſelbſt Vorſchuͤſſe, und die auf billige Bedingungen, zu erhalten, ich hielt Wort, und brauchte einige Wochen darauf aufs neue. Allein er war bald der Billigkeit uͤberdruͤßig, und verſicherte, daß er es diesmal nicht im Stande waͤre, aber er wollte mit jemand ſprechen, und wenn der mir helfen koͤnnte, ihn zu mir ſchicken. Dies geſchah, und ging fort- hin immer dieſen Weg.
Durch ihn war ich jetzt Herrn Profeſſor Knapp etwas uͤber 6000 Thaler ſchuldig, und erfuhr durch Klauſen, dem es der Unterhaͤndler des Profeſſors ſelbſt geſtanden hatte, daß er am meiſten darauf triebe mich arretiren zu laſſen. Dieſes verdroß mich um der Geſchenke willen, die ich ihm gegeben hat- te, noch mehr um des Wuchers willen, denn ich hatte kaum 4000 Thaler baar Geld empfangen, und am meiſten wegen Knappens Verſtellung, denn er blieb immer freundlich und hoͤflich gegen mich; ich aber mochte nie das, was ich ſelbſt ausuͤbte, von andern dulden.
Der alte Kerl verdiente das nehmliche Schick- ſal wie meine Mutter und ihr Mann, ſagte ich
eines
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0340"n="336"/>ſchickte ich ihm Auſtern, feinen Wein, Dorten<lb/>
u. ſ. w. als ob ichs ſelbſt von Hauſe, oder ſonſt<lb/>
von einem Verwandten oder Freund erhalten haͤtte.<lb/>
Dadurch hatte ich vor andern das Gluͤck, von ihm<lb/>ſelbſt Vorſchuͤſſe, und die auf billige Bedingungen,<lb/>
zu erhalten, ich hielt Wort, und brauchte einige<lb/>
Wochen darauf aufs neue. Allein er war bald der<lb/>
Billigkeit uͤberdruͤßig, und verſicherte, daß er es<lb/>
diesmal nicht im Stande waͤre, aber er wollte mit<lb/>
jemand ſprechen, und wenn der mir helfen koͤnnte,<lb/>
ihn zu mir ſchicken. Dies geſchah, und ging fort-<lb/>
hin immer dieſen Weg.</p><lb/><p>Durch ihn war ich jetzt Herrn Profeſſor Knapp<lb/>
etwas uͤber 6000 Thaler ſchuldig, und erfuhr durch<lb/>
Klauſen, dem es der Unterhaͤndler des Profeſſors<lb/>ſelbſt geſtanden hatte, daß er am meiſten darauf<lb/>
triebe mich arretiren zu laſſen. Dieſes verdroß mich<lb/>
um der Geſchenke willen, die ich ihm gegeben hat-<lb/>
te, noch mehr um des Wuchers willen, denn ich<lb/>
hatte kaum 4000 Thaler baar Geld empfangen, und<lb/>
am meiſten wegen Knappens Verſtellung, denn er<lb/>
blieb immer freundlich und hoͤflich gegen mich; ich<lb/>
aber mochte nie das, was ich ſelbſt ausuͤbte, von<lb/>
andern dulden.</p><lb/><p>Der alte Kerl verdiente das nehmliche Schick-<lb/>ſal wie meine Mutter und ihr Mann, ſagte ich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">eines</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[336/0340]
ſchickte ich ihm Auſtern, feinen Wein, Dorten
u. ſ. w. als ob ichs ſelbſt von Hauſe, oder ſonſt
von einem Verwandten oder Freund erhalten haͤtte.
Dadurch hatte ich vor andern das Gluͤck, von ihm
ſelbſt Vorſchuͤſſe, und die auf billige Bedingungen,
zu erhalten, ich hielt Wort, und brauchte einige
Wochen darauf aufs neue. Allein er war bald der
Billigkeit uͤberdruͤßig, und verſicherte, daß er es
diesmal nicht im Stande waͤre, aber er wollte mit
jemand ſprechen, und wenn der mir helfen koͤnnte,
ihn zu mir ſchicken. Dies geſchah, und ging fort-
hin immer dieſen Weg.
Durch ihn war ich jetzt Herrn Profeſſor Knapp
etwas uͤber 6000 Thaler ſchuldig, und erfuhr durch
Klauſen, dem es der Unterhaͤndler des Profeſſors
ſelbſt geſtanden hatte, daß er am meiſten darauf
triebe mich arretiren zu laſſen. Dieſes verdroß mich
um der Geſchenke willen, die ich ihm gegeben hat-
te, noch mehr um des Wuchers willen, denn ich
hatte kaum 4000 Thaler baar Geld empfangen, und
am meiſten wegen Knappens Verſtellung, denn er
blieb immer freundlich und hoͤflich gegen mich; ich
aber mochte nie das, was ich ſelbſt ausuͤbte, von
andern dulden.
Der alte Kerl verdiente das nehmliche Schick-
ſal wie meine Mutter und ihr Mann, ſagte ich
eines
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/340>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.