lehrten Welt gespielt, war Professor der Geschichte, und hatte dabei einige wichtige Stellen bei der Uni- versität überkommen. Seinen Geiz ausgenommen, welcher zu vielen theils komischen, theils sehr wi- drigen Geschichten Anlaß gab, fand man nichts an ihm auszusetzen, auch übersah man ihm diese Lei- denschaft lange genug wegen seiner Gelehrsamkeit, die ihn schätzenswerth machte.
Aber sie nahm bald zu sehr überhand, und da seine Frau Professorinn zu dem hübschen Vermögen, welches sie zu ihm gebracht hatte, noch eine Erb- schaft that, so bemächtigte sich zugleich das ganze Heer von Geldteufeln seiner Seele. Er entband seine Gattinn von der Besorgung ihrer Gelder, er selbst konnte sie mit mehr Klugheit, mit mehr Ra- finement treiben, und sie überließ ihm dieselben gern oder wider Willen, unterwarf sich der Spar- samkeit, die er immer weiter trieb, anfangs aus Nachsicht oder Erkenntlichkeit gegen seine treue Ver- waltung des Jhrigen, hernach aber, weil sie sich der Herrschaft, welcher sie sich unterworfen hatte, nicht mehr entziehen konnte -- ihr wiederfuhr hier nichts, als was allen nachgebenden Personen begegnet, die es mit Egoisten zu thun haben; solche Selbstler be- nutzen Gefälligkeit, und Abneigung gegen Wider- spruch derer, die sich eben dadurch unterworfen ha-
ben,
lehrten Welt geſpielt, war Profeſſor der Geſchichte, und hatte dabei einige wichtige Stellen bei der Uni- verſitaͤt uͤberkommen. Seinen Geiz ausgenommen, welcher zu vielen theils komiſchen, theils ſehr wi- drigen Geſchichten Anlaß gab, fand man nichts an ihm auszuſetzen, auch uͤberſah man ihm dieſe Lei- denſchaft lange genug wegen ſeiner Gelehrſamkeit, die ihn ſchaͤtzenswerth machte.
Aber ſie nahm bald zu ſehr uͤberhand, und da ſeine Frau Profeſſorinn zu dem huͤbſchen Vermoͤgen, welches ſie zu ihm gebracht hatte, noch eine Erb- ſchaft that, ſo bemaͤchtigte ſich zugleich das ganze Heer von Geldteufeln ſeiner Seele. Er entband ſeine Gattinn von der Beſorgung ihrer Gelder, er ſelbſt konnte ſie mit mehr Klugheit, mit mehr Ra- finement treiben, und ſie uͤberließ ihm dieſelben gern oder wider Willen, unterwarf ſich der Spar- ſamkeit, die er immer weiter trieb, anfangs aus Nachſicht oder Erkenntlichkeit gegen ſeine treue Ver- waltung des Jhrigen, hernach aber, weil ſie ſich der Herrſchaft, welcher ſie ſich unterworfen hatte, nicht mehr entziehen konnte — ihr wiederfuhr hier nichts, als was allen nachgebenden Perſonen begegnet, die es mit Egoiſten zu thun haben; ſolche Selbſtler be- nutzen Gefaͤlligkeit, und Abneigung gegen Wider- ſpruch derer, die ſich eben dadurch unterworfen ha-
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lehrten Welt geſpielt, war Profeſſor der Geſchichte,
und hatte dabei einige wichtige Stellen bei der Uni-
verſitaͤt uͤberkommen. Seinen Geiz ausgenommen,
welcher zu vielen theils komiſchen, theils ſehr wi-
drigen Geſchichten Anlaß gab, fand man nichts an
ihm auszuſetzen, auch uͤberſah man ihm dieſe Lei-
denſchaft lange genug wegen ſeiner Gelehrſamkeit,
die ihn ſchaͤtzenswerth machte.
Aber ſie nahm bald zu ſehr uͤberhand, und da
ſeine Frau Profeſſorinn zu dem huͤbſchen Vermoͤgen,
welches ſie zu ihm gebracht hatte, noch eine Erb-
ſchaft that, ſo bemaͤchtigte ſich zugleich das ganze
Heer von Geldteufeln ſeiner Seele. Er entband
ſeine Gattinn von der Beſorgung ihrer Gelder, er
ſelbſt konnte ſie mit mehr Klugheit, mit mehr Ra-
finement treiben, und ſie uͤberließ ihm dieſelben
gern oder wider Willen, unterwarf ſich der Spar-
ſamkeit, die er immer weiter trieb, anfangs aus
Nachſicht oder Erkenntlichkeit gegen ſeine treue Ver-
waltung des Jhrigen, hernach aber, weil ſie ſich der
Herrſchaft, welcher ſie ſich unterworfen hatte, nicht
mehr entziehen konnte — ihr wiederfuhr hier nichts,
als was allen nachgebenden Perſonen begegnet, die
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/334>, abgerufen am 25.11.2024.
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