gen, war es, wie ich mit furchtsamer Stimme, als ob ich abschlägliche Antwort befürchtete, sagte, der mich bewog, um diese Erlaubniß zu bitten. Madam Starkinn ließ sich durch diese Schmeichelei, mehr durch meinen eleganten Anzug betäuben, und erlaubte es mit der Anmerkuug, daß sie sonst wohl nicht gern Studenten bei sich sähe, da ich aber ein artiger und bescheidner junger Mensch schien, so würde ihr mein Besuch angenehm sein.
Jch wiederholte ihn bald, und erzählte beiläu- fig, daß ich der einzige Sohn und Erbe eines großen Rittersitzes wäre. Madam Starkinn horchte auf, sie begann es mit Vergnügen zu bemerken, daß ich ihre Nichte nicht mit gleichgültigen Augen an- sahe, und damit sie den zärtlichen Blicken, wel- che ich auf diese warf, die beste Deutung geben möchte, suchte ich eine gewisse Schüchternheit hin- ein zu mischen, welche keinen frechen, sondern den achtungsvollen Liebhaber verriethen, ließ zuweilen einen halb unterdrückten Seufzer hören, und sagte Dorchen keine andere Schmeicheleien, als die ihre liebenswürdigen Eigenschaften, ihren Fleiß, die Geschicklichkeit in Arbeiten, die hübsche Manier das Klavier zu spielen, betrafen. Hierdurch gewann ich die Tante und die Nichte, das wächserne Herz- chen der lezten fügte sich dem Eindruck würklicher Liebe.
Es
gen, war es, wie ich mit furchtſamer Stimme, als ob ich abſchlaͤgliche Antwort befuͤrchtete, ſagte, der mich bewog, um dieſe Erlaubniß zu bitten. Madam Starkinn ließ ſich durch dieſe Schmeichelei, mehr durch meinen eleganten Anzug betaͤuben, und erlaubte es mit der Anmerkuug, daß ſie ſonſt wohl nicht gern Studenten bei ſich ſaͤhe, da ich aber ein artiger und beſcheidner junger Menſch ſchien, ſo wuͤrde ihr mein Beſuch angenehm ſein.
Jch wiederholte ihn bald, und erzaͤhlte beilaͤu- fig, daß ich der einzige Sohn und Erbe eines großen Ritterſitzes waͤre. Madam Starkinn horchte auf, ſie begann es mit Vergnuͤgen zu bemerken, daß ich ihre Nichte nicht mit gleichguͤltigen Augen an- ſahe, und damit ſie den zaͤrtlichen Blicken, wel- che ich auf dieſe warf, die beſte Deutung geben moͤchte, ſuchte ich eine gewiſſe Schuͤchternheit hin- ein zu miſchen, welche keinen frechen, ſondern den achtungsvollen Liebhaber verriethen, ließ zuweilen einen halb unterdruͤckten Seufzer hoͤren, und ſagte Dorchen keine andere Schmeicheleien, als die ihre liebenswuͤrdigen Eigenſchaften, ihren Fleiß, die Geſchicklichkeit in Arbeiten, die huͤbſche Manier das Klavier zu ſpielen, betrafen. Hierdurch gewann ich die Tante und die Nichte, das waͤchſerne Herz- chen der lezten fuͤgte ſich dem Eindruck wuͤrklicher Liebe.
Es
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gen, war es, wie ich mit furchtſamer Stimme,
als ob ich abſchlaͤgliche Antwort befuͤrchtete, ſagte,
der mich bewog, um dieſe Erlaubniß zu bitten.
Madam Starkinn ließ ſich durch dieſe Schmeichelei,
mehr durch meinen eleganten Anzug betaͤuben,
und erlaubte es mit der Anmerkuug, daß ſie ſonſt
wohl nicht gern Studenten bei ſich ſaͤhe, da
ich aber ein artiger und beſcheidner junger Menſch
ſchien, ſo wuͤrde ihr mein Beſuch angenehm ſein.
Jch wiederholte ihn bald, und erzaͤhlte beilaͤu-
fig, daß ich der einzige Sohn und Erbe eines großen
Ritterſitzes waͤre. Madam Starkinn horchte auf,
ſie begann es mit Vergnuͤgen zu bemerken, daß
ich ihre Nichte nicht mit gleichguͤltigen Augen an-
ſahe, und damit ſie den zaͤrtlichen Blicken, wel-
che ich auf dieſe warf, die beſte Deutung geben
moͤchte, ſuchte ich eine gewiſſe Schuͤchternheit hin-
ein zu miſchen, welche keinen frechen, ſondern den
achtungsvollen Liebhaber verriethen, ließ zuweilen
einen halb unterdruͤckten Seufzer hoͤren, und ſagte
Dorchen keine andere Schmeicheleien, als die ihre
liebenswuͤrdigen Eigenſchaften, ihren Fleiß, die
Geſchicklichkeit in Arbeiten, die huͤbſche Manier
das Klavier zu ſpielen, betrafen. Hierdurch gewann
ich die Tante und die Nichte, das waͤchſerne Herz-
chen der lezten fuͤgte ſich dem Eindruck wuͤrklicher
Liebe.
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/317>, abgerufen am 25.11.2024.
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