dem Hause gütlich, und seguete die Stunde, in welcher er den Einfall bekommen hatte, zu mir zu wandern.
"Nicht immer werden diese Herrentage dauern, sagte ich eines Tages, als er mir so seine Zufrie- denheit bezeigte;" ich bin sehr viel schuldig, und weis nicht, ob man mir nicht nächstens alles weg- nehmen, nach Hause schreiben, sich dessen, was mir ausgesetzt ist, in voraus bemächtigen, und so mich zwingen wird, in einer Dachkammer trocken Brod zu essen. Auf Hülfe meiner geizigen Mutter darf ich alsdann nicht rechnen, ja sie übergiebt mich ih- rem Saufteufel von Mann, und dieser ist wohl im Stande einen Tag nüchtern zu bleiben, um seinen Groll an mir durch die schlimmsten Anstalten zu meiner Bestrafung auszulassen. Jch will Jhnen Briefe von meiner saubern Frau Mamma zeigen, die Jhnen beweisen sollen, daß ich mirs nicht blos so schlimm einbilde. Was ist nun dann zu machen, wenn ich nichts habe und Jhnen auch nichts ge- ben kann, indessen das Weib, die mir Mutter und Jhnen Schwester heißt, im Gelde wühlt, und ihre Pflicht gegen uns vergißt.
Jn diesem Ton fuhr ich fort, und machte Friedrichen immer besorgter wegen der Zukunft, und immer grimmiger auf meine Mutter. Somit kam
ich
T 3
dem Hauſe guͤtlich, und ſeguete die Stunde, in welcher er den Einfall bekommen hatte, zu mir zu wandern.
„Nicht immer werden dieſe Herrentage dauern, ſagte ich eines Tages, als er mir ſo ſeine Zufrie- denheit bezeigte;“ ich bin ſehr viel ſchuldig, und weis nicht, ob man mir nicht naͤchſtens alles weg- nehmen, nach Hauſe ſchreiben, ſich deſſen, was mir ausgeſetzt iſt, in voraus bemaͤchtigen, und ſo mich zwingen wird, in einer Dachkammer trocken Brod zu eſſen. Auf Huͤlfe meiner geizigen Mutter darf ich alsdann nicht rechnen, ja ſie uͤbergiebt mich ih- rem Saufteufel von Mann, und dieſer iſt wohl im Stande einen Tag nuͤchtern zu bleiben, um ſeinen Groll an mir durch die ſchlimmſten Anſtalten zu meiner Beſtrafung auszulaſſen. Jch will Jhnen Briefe von meiner ſaubern Frau Mamma zeigen, die Jhnen beweiſen ſollen, daß ich mirs nicht blos ſo ſchlimm einbilde. Was iſt nun dann zu machen, wenn ich nichts habe und Jhnen auch nichts ge- ben kann, indeſſen das Weib, die mir Mutter und Jhnen Schweſter heißt, im Gelde wuͤhlt, und ihre Pflicht gegen uns vergißt.
Jn dieſem Ton fuhr ich fort, und machte Friedrichen immer beſorgter wegen der Zukunft, und immer grimmiger auf meine Mutter. Somit kam
ich
T 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0297"n="293"/>
dem Hauſe guͤtlich, und ſeguete die Stunde, in<lb/>
welcher er den Einfall bekommen hatte, zu mir zu<lb/>
wandern.</p><lb/><p>„Nicht immer werden dieſe Herrentage dauern,<lb/>ſagte ich eines Tages, als er mir ſo ſeine Zufrie-<lb/>
denheit bezeigte;“ ich bin ſehr viel ſchuldig, und<lb/>
weis nicht, ob man mir nicht naͤchſtens alles weg-<lb/>
nehmen, nach Hauſe ſchreiben, ſich deſſen, was mir<lb/>
ausgeſetzt iſt, in voraus bemaͤchtigen, und ſo mich<lb/>
zwingen wird, in einer Dachkammer trocken Brod<lb/>
zu eſſen. Auf Huͤlfe meiner geizigen Mutter darf<lb/>
ich alsdann nicht rechnen, ja ſie uͤbergiebt mich ih-<lb/>
rem Saufteufel von Mann, und dieſer iſt wohl im<lb/>
Stande einen Tag nuͤchtern zu bleiben, um ſeinen<lb/>
Groll an mir durch die ſchlimmſten Anſtalten zu<lb/>
meiner Beſtrafung auszulaſſen. Jch will Jhnen<lb/>
Briefe von meiner ſaubern Frau Mamma zeigen,<lb/>
die Jhnen beweiſen ſollen, daß ich mirs nicht blos<lb/>ſo ſchlimm einbilde. Was iſt nun dann zu machen,<lb/>
wenn ich nichts habe und Jhnen auch nichts ge-<lb/>
ben kann, indeſſen das Weib, die mir Mutter und<lb/>
Jhnen Schweſter heißt, im Gelde wuͤhlt, und ihre<lb/>
Pflicht gegen uns vergißt.</p><lb/><p>Jn dieſem Ton fuhr ich fort, und machte<lb/>
Friedrichen immer beſorgter wegen der Zukunft, und<lb/>
immer grimmiger auf meine Mutter. Somit kam<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ich</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[293/0297]
dem Hauſe guͤtlich, und ſeguete die Stunde, in
welcher er den Einfall bekommen hatte, zu mir zu
wandern.
„Nicht immer werden dieſe Herrentage dauern,
ſagte ich eines Tages, als er mir ſo ſeine Zufrie-
denheit bezeigte;“ ich bin ſehr viel ſchuldig, und
weis nicht, ob man mir nicht naͤchſtens alles weg-
nehmen, nach Hauſe ſchreiben, ſich deſſen, was mir
ausgeſetzt iſt, in voraus bemaͤchtigen, und ſo mich
zwingen wird, in einer Dachkammer trocken Brod
zu eſſen. Auf Huͤlfe meiner geizigen Mutter darf
ich alsdann nicht rechnen, ja ſie uͤbergiebt mich ih-
rem Saufteufel von Mann, und dieſer iſt wohl im
Stande einen Tag nuͤchtern zu bleiben, um ſeinen
Groll an mir durch die ſchlimmſten Anſtalten zu
meiner Beſtrafung auszulaſſen. Jch will Jhnen
Briefe von meiner ſaubern Frau Mamma zeigen,
die Jhnen beweiſen ſollen, daß ich mirs nicht blos
ſo ſchlimm einbilde. Was iſt nun dann zu machen,
wenn ich nichts habe und Jhnen auch nichts ge-
ben kann, indeſſen das Weib, die mir Mutter und
Jhnen Schweſter heißt, im Gelde wuͤhlt, und ihre
Pflicht gegen uns vergißt.
Jn dieſem Ton fuhr ich fort, und machte
Friedrichen immer beſorgter wegen der Zukunft, und
immer grimmiger auf meine Mutter. Somit kam
ich
T 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/297>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.