mir gekommen war, nicht daran denken konnte, ihn auf dem Boden zu suchen, sondern glauben mußte, der Böse hätte meinen lieben Confuselius durch alle Lüfte fortgeführt. Folglich hatte ich Zeit, mich mit Klausen, welcher mir sagte, daß der arme Teufel wie todt wäre, zu freuen, daß unser Streich so gut gelungen war, und dann ihn wieder aus dem Hause zu lassen.
Da es geschehen war, machte ich Anstalt, mich zu Bette zu begeben, denn ich mußte durchaus den Morgen erwarten, ehe ich nach dem Magister sahe, und dann auch mich stellen, als wäre ich ohngefähr auf den Boden gerathen. Doch ich überlegte, daß er sich auch wohl erholen und von selbst herunter- kommen könnte, wo er es denn wenig theilnehmend finden würde, wenn ich mich ruhig schlafen gelegt hätte. Also warf ich mich wie ich war aufs Bette, und übte mich in einer Stellung, die Betrübniß und Erstaunen anzeigen sollte. Kaum hatte ich mich (welches ich für das ausdrückendste hielt) queer über das Bette geworfen, die Hände gefaltet, und den Blick starr vor mich hingeworfen, als ich es für nothig erkannte, so liegen zu bleiben, weil ich den Magister die Bodentreppe herunterkommen und ächzen hörte, bald darauf fiel er vollends herunter, ich mußte aber in meiner trostlosen Stellung blei-
ben,
mir gekommen war, nicht daran denken konnte, ihn auf dem Boden zu ſuchen, ſondern glauben mußte, der Boͤſe haͤtte meinen lieben Confuſelius durch alle Luͤfte fortgefuͤhrt. Folglich hatte ich Zeit, mich mit Klauſen, welcher mir ſagte, daß der arme Teufel wie todt waͤre, zu freuen, daß unſer Streich ſo gut gelungen war, und dann ihn wieder aus dem Hauſe zu laſſen.
Da es geſchehen war, machte ich Anſtalt, mich zu Bette zu begeben, denn ich mußte durchaus den Morgen erwarten, ehe ich nach dem Magiſter ſahe, und dann auch mich ſtellen, als waͤre ich ohngefaͤhr auf den Boden gerathen. Doch ich uͤberlegte, daß er ſich auch wohl erholen und von ſelbſt herunter- kommen koͤnnte, wo er es denn wenig theilnehmend finden wuͤrde, wenn ich mich ruhig ſchlafen gelegt haͤtte. Alſo warf ich mich wie ich war aufs Bette, und uͤbte mich in einer Stellung, die Betruͤbniß und Erſtaunen anzeigen ſollte. Kaum hatte ich mich (welches ich fuͤr das ausdruͤckendſte hielt) queer uͤber das Bette geworfen, die Haͤnde gefaltet, und den Blick ſtarr vor mich hingeworfen, als ich es fuͤr nothig erkannte, ſo liegen zu bleiben, weil ich den Magiſter die Bodentreppe herunterkommen und aͤchzen hoͤrte, bald darauf fiel er vollends herunter, ich mußte aber in meiner troſtloſen Stellung blei-
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mir gekommen war, nicht daran denken konnte,
ihn auf dem Boden zu ſuchen, ſondern glauben
mußte, der Boͤſe haͤtte meinen lieben Confuſelius
durch alle Luͤfte fortgefuͤhrt. Folglich hatte ich Zeit,
mich mit Klauſen, welcher mir ſagte, daß der arme
Teufel wie todt waͤre, zu freuen, daß unſer Streich
ſo gut gelungen war, und dann ihn wieder aus
dem Hauſe zu laſſen.
Da es geſchehen war, machte ich Anſtalt, mich
zu Bette zu begeben, denn ich mußte durchaus den
Morgen erwarten, ehe ich nach dem Magiſter ſahe,
und dann auch mich ſtellen, als waͤre ich ohngefaͤhr
auf den Boden gerathen. Doch ich uͤberlegte, daß
er ſich auch wohl erholen und von ſelbſt herunter-
kommen koͤnnte, wo er es denn wenig theilnehmend
finden wuͤrde, wenn ich mich ruhig ſchlafen gelegt
haͤtte. Alſo warf ich mich wie ich war aufs Bette,
und uͤbte mich in einer Stellung, die Betruͤbniß
und Erſtaunen anzeigen ſollte. Kaum hatte ich mich
(welches ich fuͤr das ausdruͤckendſte hielt) queer
uͤber das Bette geworfen, die Haͤnde gefaltet, und
den Blick ſtarr vor mich hingeworfen, als ich es
fuͤr nothig erkannte, ſo liegen zu bleiben, weil ich
den Magiſter die Bodentreppe herunterkommen und
aͤchzen hoͤrte, bald darauf fiel er vollends herunter,
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/274>, abgerufen am 25.11.2024.
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