stark zu genießen, daß Schmerz und gänzliche Ent- behrung darauf folgen mußte, auch ärgerte mich die blasse Gesichtsfarbe und das kränkliche Ansehn, wel- ches ich auch nach der Genesung behielt.
Eben um diese Zeit kam, wie gerufen, Magi- ster Confuselius an, und auf der Stelle beschloß ich, ihn bei mir zu behalten, damit ich, was ich von den geheimen Vergnügungen, welche mir eine Krankheit zugezogen hatten, abbrechen wollte, durch Zeitver- treib mit ihm wieder gewinnen möchte. Er war herzlich froh, da ich ihm vorschlug, mit in meiner Stube zu logiren, und ihm auch freie Kost ver- sprach, denn schon war es fast drei Jahr, daß sich der ehrliche Mann wieder ganz im Bloßen befand. Mein Stiefvater hatte ihn nur noch einige Mo- nate im Hause geduldet, dann war er ihn überdrüs- sig, und da auch meine Mutter ihn für einen un- nützen Brodfresser erklärte, so konnte er wandern wohin er wollte.
Jch habe nie recht erfahren können, was er die ganze Zeit über bis zu seiner Ankunft bei mir, vorgenommen hatte, um essen, trinken und im Trocknen schlafen zu können. Anfangs hatte er noch etwas an Baarschaft, welche er bei uns gesam- melt hatte, nach der Zeit war er, wie ich durch Bruchstücke seiner Geschichte erfuhr, die er dann
und
ſtark zu genießen, daß Schmerz und gaͤnzliche Ent- behrung darauf folgen mußte, auch aͤrgerte mich die blaſſe Geſichtsfarbe und das kraͤnkliche Anſehn, wel- ches ich auch nach der Geneſung behielt.
Eben um dieſe Zeit kam, wie gerufen, Magi- ſter Confuſelius an, und auf der Stelle beſchloß ich, ihn bei mir zu behalten, damit ich, was ich von den geheimen Vergnuͤgungen, welche mir eine Krankheit zugezogen hatten, abbrechen wollte, durch Zeitver- treib mit ihm wieder gewinnen moͤchte. Er war herzlich froh, da ich ihm vorſchlug, mit in meiner Stube zu logiren, und ihm auch freie Koſt ver- ſprach, denn ſchon war es faſt drei Jahr, daß ſich der ehrliche Mann wieder ganz im Bloßen befand. Mein Stiefvater hatte ihn nur noch einige Mo- nate im Hauſe geduldet, dann war er ihn uͤberdruͤs- ſig, und da auch meine Mutter ihn fuͤr einen un- nuͤtzen Brodfreſſer erklaͤrte, ſo konnte er wandern wohin er wollte.
Jch habe nie recht erfahren koͤnnen, was er die ganze Zeit uͤber bis zu ſeiner Ankunft bei mir, vorgenommen hatte, um eſſen, trinken und im Trocknen ſchlafen zu koͤnnen. Anfangs hatte er noch etwas an Baarſchaft, welche er bei uns geſam- melt hatte, nach der Zeit war er, wie ich durch Bruchſtuͤcke ſeiner Geſchichte erfuhr, die er dann
und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0260"n="256"/>ſtark zu genießen, daß Schmerz und gaͤnzliche Ent-<lb/>
behrung darauf folgen mußte, auch aͤrgerte mich die<lb/>
blaſſe Geſichtsfarbe und das kraͤnkliche Anſehn, wel-<lb/>
ches ich auch nach der Geneſung behielt.</p><lb/><p>Eben um dieſe Zeit kam, wie gerufen, Magi-<lb/>ſter Confuſelius an, und auf der Stelle beſchloß ich,<lb/>
ihn bei mir zu behalten, damit ich, was ich von den<lb/>
geheimen Vergnuͤgungen, welche mir eine Krankheit<lb/>
zugezogen hatten, abbrechen wollte, durch Zeitver-<lb/>
treib mit ihm wieder gewinnen moͤchte. Er war<lb/>
herzlich froh, da ich ihm vorſchlug, mit in meiner<lb/>
Stube zu logiren, und ihm auch freie Koſt ver-<lb/>ſprach, denn ſchon war es faſt drei Jahr, daß ſich<lb/>
der ehrliche Mann wieder ganz im Bloßen befand.<lb/>
Mein Stiefvater hatte ihn nur noch einige Mo-<lb/>
nate im Hauſe geduldet, dann war er ihn uͤberdruͤs-<lb/>ſig, und da auch meine Mutter ihn fuͤr einen un-<lb/>
nuͤtzen Brodfreſſer erklaͤrte, ſo konnte er wandern<lb/>
wohin er wollte.</p><lb/><p>Jch habe nie recht erfahren koͤnnen, was er<lb/>
die ganze Zeit uͤber bis zu ſeiner Ankunft bei mir,<lb/>
vorgenommen hatte, um eſſen, trinken und im<lb/>
Trocknen ſchlafen zu koͤnnen. Anfangs hatte er<lb/>
noch etwas an Baarſchaft, welche er bei uns geſam-<lb/>
melt hatte, nach der Zeit war er, wie ich durch<lb/>
Bruchſtuͤcke ſeiner Geſchichte erfuhr, die er dann<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[256/0260]
ſtark zu genießen, daß Schmerz und gaͤnzliche Ent-
behrung darauf folgen mußte, auch aͤrgerte mich die
blaſſe Geſichtsfarbe und das kraͤnkliche Anſehn, wel-
ches ich auch nach der Geneſung behielt.
Eben um dieſe Zeit kam, wie gerufen, Magi-
ſter Confuſelius an, und auf der Stelle beſchloß ich,
ihn bei mir zu behalten, damit ich, was ich von den
geheimen Vergnuͤgungen, welche mir eine Krankheit
zugezogen hatten, abbrechen wollte, durch Zeitver-
treib mit ihm wieder gewinnen moͤchte. Er war
herzlich froh, da ich ihm vorſchlug, mit in meiner
Stube zu logiren, und ihm auch freie Koſt ver-
ſprach, denn ſchon war es faſt drei Jahr, daß ſich
der ehrliche Mann wieder ganz im Bloßen befand.
Mein Stiefvater hatte ihn nur noch einige Mo-
nate im Hauſe geduldet, dann war er ihn uͤberdruͤs-
ſig, und da auch meine Mutter ihn fuͤr einen un-
nuͤtzen Brodfreſſer erklaͤrte, ſo konnte er wandern
wohin er wollte.
Jch habe nie recht erfahren koͤnnen, was er
die ganze Zeit uͤber bis zu ſeiner Ankunft bei mir,
vorgenommen hatte, um eſſen, trinken und im
Trocknen ſchlafen zu koͤnnen. Anfangs hatte er
noch etwas an Baarſchaft, welche er bei uns geſam-
melt hatte, nach der Zeit war er, wie ich durch
Bruchſtuͤcke ſeiner Geſchichte erfuhr, die er dann
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/260>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.