Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
des andern Tages mit der ordinären Post ab; vier Meilen von unserm Dorfe verkaufte er noch eine Dose von Werth für einige Louisd'or, nahm wie- der einen Bedienten an, und traf, wie meine Leser wissen, mit Extrapost bei uns ein. Es war zu dem Respect mit dem er behandelt sein wollte, nöthig, daß er einiges Aufsehn machte, daher war der Be- diente und die Extrapost angenommen worden, der Vorrath an Gelde mochte hierzu immer meist dar- auf gehen, kam er doch nun in sein Eigenthum, denn wie hätte er befürchten können, daß bei Sus- chen mehr erforderlich sein würde, als zu kommen und zu sagen: ich will dich heirathen, um daß sie mit Freuden ihre Arme öffnete? Was war aber nun zu thun, da der Posten be- setzt war? Nicht so leicht schien ihm die befriedigen- de Antwort auf diese Frage, als sie der Obrist- lieutenant Turner selbst fand. Diesen haben wir verdrüßlich über die Ver- nachläßigung, welche ihm wiederfuhr, aus dem Speisezimmer gehen sehen, und dann aus den Au- gen gelassen. Sein weiteres Thun und Lassen ist aber zu wichtig, um ihm nicht nachzuspüren, und so wisse der Leser, daß er erst eine Weile im Freien herum lief, und für sich allein böse war, dann aber sich besann, daß auch Confuselius von dem Baron beleidigt
des andern Tages mit der ordinaͤren Poſt ab; vier Meilen von unſerm Dorfe verkaufte er noch eine Doſe von Werth fuͤr einige Louisd’or, nahm wie- der einen Bedienten an, und traf, wie meine Leſer wiſſen, mit Extrapoſt bei uns ein. Es war zu dem Reſpect mit dem er behandelt ſein wollte, noͤthig, daß er einiges Aufſehn machte, daher war der Be- diente und die Extrapoſt angenommen worden, der Vorrath an Gelde mochte hierzu immer meiſt dar- auf gehen, kam er doch nun in ſein Eigenthum, denn wie haͤtte er befuͤrchten koͤnnen, daß bei Sus- chen mehr erforderlich ſein wuͤrde, als zu kommen und zu ſagen: ich will dich heirathen, um daß ſie mit Freuden ihre Arme oͤffnete? Was war aber nun zu thun, da der Poſten be- ſetzt war? Nicht ſo leicht ſchien ihm die befriedigen- de Antwort auf dieſe Frage, als ſie der Obriſt- lieutenant Turner ſelbſt fand. Dieſen haben wir verdruͤßlich uͤber die Ver- nachlaͤßigung, welche ihm wiederfuhr, aus dem Speiſezimmer gehen ſehen, und dann aus den Au- gen gelaſſen. Sein weiteres Thun und Laſſen iſt aber zu wichtig, um ihm nicht nachzuſpuͤren, und ſo wiſſe der Leſer, daß er erſt eine Weile im Freien herum lief, und fuͤr ſich allein boͤſe war, dann aber ſich beſann, daß auch Confuſelius von dem Baron beleidigt
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des andern Tages mit der ordinaͤren Poſt ab; vier
Meilen von unſerm Dorfe verkaufte er noch eine
Doſe von Werth fuͤr einige Louisd’or, nahm wie-
der einen Bedienten an, und traf, wie meine Leſer
wiſſen, mit Extrapoſt bei uns ein. Es war zu dem
Reſpect mit dem er behandelt ſein wollte, noͤthig,
daß er einiges Aufſehn machte, daher war der Be-
diente und die Extrapoſt angenommen worden, der
Vorrath an Gelde mochte hierzu immer meiſt dar-
auf gehen, kam er doch nun in ſein Eigenthum,
denn wie haͤtte er befuͤrchten koͤnnen, daß bei Sus-
chen mehr erforderlich ſein wuͤrde, als zu kommen
und zu ſagen: ich will dich heirathen, um daß ſie
mit Freuden ihre Arme oͤffnete?
Was war aber nun zu thun, da der Poſten be-
ſetzt war? Nicht ſo leicht ſchien ihm die befriedigen-
de Antwort auf dieſe Frage, als ſie der Obriſt-
lieutenant Turner ſelbſt fand.
Dieſen haben wir verdruͤßlich uͤber die Ver-
nachlaͤßigung, welche ihm wiederfuhr, aus dem
Speiſezimmer gehen ſehen, und dann aus den Au-
gen gelaſſen. Sein weiteres Thun und Laſſen iſt
aber zu wichtig, um ihm nicht nachzuſpuͤren, und
ſo wiſſe der Leſer, daß er erſt eine Weile im Freien
herum lief, und fuͤr ſich allein boͤſe war, dann aber
ſich beſann, daß auch Confuſelius von dem Baron
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