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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Treff. Ja, und morgen wollen wir weiter
sprechen; wenn ihr alter Herr früh nicht gleich bei
der Hand wäre, spräche ich gern noch ein Stünd-
chen allein mit Jhnen.

Suschen versprach zu dieser Unterredung sehr
zeitig bereit zu sein, und geleitete den Baron in
ein Gastzimmer zur Ruhe. Ohne Zweifel wollte er
den Strich in seine Rechnung erst gehörig verdauen,
um mit Gelassenheit zu überlegen, wie er nun die
alte Freundschaft mit meiner Mutter benutzen
könnte, zu der er, wie meine Leser bald erfahren
werden, in der Verzweiflung Zuflucht genommen
hatte. Also brach er für heute die Unterhaltung
ab, und begab sich zur Ruhe, brachte aber vermuth-
lich die Nacht sehr unruhig hin.

Nicht besser war es bei meiner Mutter. Nach-
dem sie sich über die Complimente des Barons aus-
geärgert hatte und ganz kühle war, bewog sie sein
Zorn zum Lachen, da er, wie sie nun einsah, aus
Eifersucht entstanden war. Als sie darüber wieder
ausgelacht und ihrer Zofe Jette erzählt hatte, daß
dieser reiche Baron auf die Heirath zu ihr komme,
und in der größten Verzweiflung wäre, zu spät ge-
kommen zu sein, verabschiedete sie dieselbe, und be-
gann folgendes Selbstgespräch:

Wo
Treff. Ja, und morgen wollen wir weiter
ſprechen; wenn ihr alter Herr fruͤh nicht gleich bei
der Hand waͤre, ſpraͤche ich gern noch ein Stuͤnd-
chen allein mit Jhnen.

Suschen verſprach zu dieſer Unterredung ſehr
zeitig bereit zu ſein, und geleitete den Baron in
ein Gaſtzimmer zur Ruhe. Ohne Zweifel wollte er
den Strich in ſeine Rechnung erſt gehoͤrig verdauen,
um mit Gelaſſenheit zu uͤberlegen, wie er nun die
alte Freundſchaft mit meiner Mutter benutzen
koͤnnte, zu der er, wie meine Leſer bald erfahren
werden, in der Verzweiflung Zuflucht genommen
hatte. Alſo brach er fuͤr heute die Unterhaltung
ab, und begab ſich zur Ruhe, brachte aber vermuth-
lich die Nacht ſehr unruhig hin.

Nicht beſſer war es bei meiner Mutter. Nach-
dem ſie ſich uͤber die Complimente des Barons aus-
geaͤrgert hatte und ganz kuͤhle war, bewog ſie ſein
Zorn zum Lachen, da er, wie ſie nun einſah, aus
Eiferſucht entſtanden war. Als ſie daruͤber wieder
ausgelacht und ihrer Zofe Jette erzaͤhlt hatte, daß
dieſer reiche Baron auf die Heirath zu ihr komme,
und in der groͤßten Verzweiflung waͤre, zu ſpaͤt ge-
kommen zu ſein, verabſchiedete ſie dieſelbe, und be-
gann folgendes Selbſtgeſpraͤch:

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[226/0230] Treff. Ja, und morgen wollen wir weiter ſprechen; wenn ihr alter Herr fruͤh nicht gleich bei der Hand waͤre, ſpraͤche ich gern noch ein Stuͤnd- chen allein mit Jhnen. Suschen verſprach zu dieſer Unterredung ſehr zeitig bereit zu ſein, und geleitete den Baron in ein Gaſtzimmer zur Ruhe. Ohne Zweifel wollte er den Strich in ſeine Rechnung erſt gehoͤrig verdauen, um mit Gelaſſenheit zu uͤberlegen, wie er nun die alte Freundſchaft mit meiner Mutter benutzen koͤnnte, zu der er, wie meine Leſer bald erfahren werden, in der Verzweiflung Zuflucht genommen hatte. Alſo brach er fuͤr heute die Unterhaltung ab, und begab ſich zur Ruhe, brachte aber vermuth- lich die Nacht ſehr unruhig hin. Nicht beſſer war es bei meiner Mutter. Nach- dem ſie ſich uͤber die Complimente des Barons aus- geaͤrgert hatte und ganz kuͤhle war, bewog ſie ſein Zorn zum Lachen, da er, wie ſie nun einſah, aus Eiferſucht entſtanden war. Als ſie daruͤber wieder ausgelacht und ihrer Zofe Jette erzaͤhlt hatte, daß dieſer reiche Baron auf die Heirath zu ihr komme, und in der groͤßten Verzweiflung waͤre, zu ſpaͤt ge- kommen zu ſein, verabſchiedete ſie dieſelbe, und be- gann folgendes Selbſtgeſpraͤch: Wo

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/230>, abgerufen am 25.11.2024.