ser ungezwungenen Anrede aufs höchste beleidigt er konnte, so außer sich war er, nichts heraus bringen, als: verschonen Sie mich, Herr von Treff, hiermit begab er sich aber auch weg.
Er ist jetzt Hofmeister bei meinem Sohn, sagte meine Mutter, und führt sich recht gut auf, sie hätten ihn nicht so beleidigen sollen.
Nu, erwiederte Treff, er wird wohl wieder gut werden -- also Hofmeister bei Monsieur Fritz Nickeln -- da wird der was rechts lernen! Na was machst du denn, Goldfritzel? bist ein großer Bengel geworden.
Nach diesem Beweis seiner Huld gegen mich, wendete er sich zu meiner Mutter, der er Schmei- cheleien aller Art machte, und seine Freude be- schrieb, als er sie endlich ausgefragt, worauf er dann die Reise zu ihr sogleich angetreten hätte. Madam verschlangen das so ganz süß, dachten schon dies und das, und waren nun ebenfalls für Treffen allein da.
Der Obristlieutenant ward bei dieser geschäfti- gen Unterhaltung ganz vernachläßiget, er nahm es nicht sogleich übel; ein Freund, den man lange nicht gesehen hat, kann ja wohl eine solche Zer- streuung veranlassen, und auch diesem Freund war es zu verzeihen, daß er einen anwesenden Fremden
kaum
ſer ungezwungenen Anrede aufs hoͤchſte beleidigt er konnte, ſo außer ſich war er, nichts heraus bringen, als: verſchonen Sie mich, Herr von Treff, hiermit begab er ſich aber auch weg.
Er iſt jetzt Hofmeiſter bei meinem Sohn, ſagte meine Mutter, und fuͤhrt ſich recht gut auf, ſie haͤtten ihn nicht ſo beleidigen ſollen.
Nu, erwiederte Treff, er wird wohl wieder gut werden — alſo Hofmeiſter bei Monſieur Fritz Nickeln — da wird der was rechts lernen! Na was machſt du denn, Goldfritzel? biſt ein großer Bengel geworden.
Nach dieſem Beweis ſeiner Huld gegen mich, wendete er ſich zu meiner Mutter, der er Schmei- cheleien aller Art machte, und ſeine Freude be- ſchrieb, als er ſie endlich ausgefragt, worauf er dann die Reiſe zu ihr ſogleich angetreten haͤtte. Madam verſchlangen das ſo ganz ſuͤß, dachten ſchon dies und das, und waren nun ebenfalls fuͤr Treffen allein da.
Der Obriſtlieutenant ward bei dieſer geſchaͤfti- gen Unterhaltung ganz vernachlaͤßiget, er nahm es nicht ſogleich uͤbel; ein Freund, den man lange nicht geſehen hat, kann ja wohl eine ſolche Zer- ſtreuung veranlaſſen, und auch dieſem Freund war es zu verzeihen, daß er einen anweſenden Fremden
kaum
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ſer ungezwungenen Anrede aufs hoͤchſte beleidigt
er konnte, ſo außer ſich war er, nichts heraus
bringen, als: verſchonen Sie mich, Herr von Treff,
hiermit begab er ſich aber auch weg.
Er iſt jetzt Hofmeiſter bei meinem Sohn, ſagte
meine Mutter, und fuͤhrt ſich recht gut auf, ſie
haͤtten ihn nicht ſo beleidigen ſollen.
Nu, erwiederte Treff, er wird wohl wieder
gut werden — alſo Hofmeiſter bei Monſieur Fritz
Nickeln — da wird der was rechts lernen! Na
was machſt du denn, Goldfritzel? biſt ein großer
Bengel geworden.
Nach dieſem Beweis ſeiner Huld gegen mich,
wendete er ſich zu meiner Mutter, der er Schmei-
cheleien aller Art machte, und ſeine Freude be-
ſchrieb, als er ſie endlich ausgefragt, worauf er
dann die Reiſe zu ihr ſogleich angetreten haͤtte.
Madam verſchlangen das ſo ganz ſuͤß, dachten ſchon
dies und das, und waren nun ebenfalls fuͤr Treffen
allein da.
Der Obriſtlieutenant ward bei dieſer geſchaͤfti-
gen Unterhaltung ganz vernachlaͤßiget, er nahm es
nicht ſogleich uͤbel; ein Freund, den man lange
nicht geſehen hat, kann ja wohl eine ſolche Zer-
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es zu verzeihen, daß er einen anweſenden Fremden
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/224>, abgerufen am 25.11.2024.
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