ladungen nahm sie nicht an. Der junge Reitmann lachte dazu, sein Vater brummte, und die Mut- ter schimpfte.
Doch jetzt kam die Zeit, wo sie an meiner lie- ben Mamma, ohne irgend selbst hierzu etwas un- ternommen zu haben, gerächt wurden, und diese er- fuhr eine Menge der bittersten Kränkungen.
Zuförderst will es nöthig sein, den Leser von der Unart der mehr erwähnten vornehmen Jünglinge zu unterrichten. Diese hatten, wie wir wissen zwar die mit meiner Mutter aufgeführte Comödie, als Veränderung auf dem Lande, nicht übel gefun- den, aber es fielen andere Zerstreuungen vor, die sie abhielten, an die Wiederholung des Stücks zu denken. Madam Schnitzer putzte sich vergebens 10 oder 14 Tage hinter einander mit aller Sorg- falt, indem sie ihre vermeinten Verehrer täglich erwartete. Eben so umsonst hoffte sie auf Gegen- einladungen von den Eltern dieser Herren, und bei dem allen fiel es ihr nicht selten ein, das, was Lieu- tenant Flatterfeld von dem Spott der letzten gesagt hatte, nicht mehr für bloße Aufbürdung zu halten. Doch lange verbannte sie diesen Argwohn wieder, und veruneinigte sie oft darüber mit Flatterfelden, wenn er sein Lied in dieser Weise wieder anhob, sie ein wenig schrauhte, und ihr schuld gab, daß sie
sich
2 r Theil. N
ladungen nahm ſie nicht an. Der junge Reitmann lachte dazu, ſein Vater brummte, und die Mut- ter ſchimpfte.
Doch jetzt kam die Zeit, wo ſie an meiner lie- ben Mamma, ohne irgend ſelbſt hierzu etwas un- ternommen zu haben, geraͤcht wurden, und dieſe er- fuhr eine Menge der bitterſten Kraͤnkungen.
Zufoͤrderſt will es noͤthig ſein, den Leſer von der Unart der mehr erwaͤhnten vornehmen Juͤnglinge zu unterrichten. Dieſe hatten, wie wir wiſſen zwar die mit meiner Mutter aufgefuͤhrte Comoͤdie, als Veraͤnderung auf dem Lande, nicht uͤbel gefun- den, aber es fielen andere Zerſtreuungen vor, die ſie abhielten, an die Wiederholung des Stuͤcks zu denken. Madam Schnitzer putzte ſich vergebens 10 oder 14 Tage hinter einander mit aller Sorg- falt, indem ſie ihre vermeinten Verehrer taͤglich erwartete. Eben ſo umſonſt hoffte ſie auf Gegen- einladungen von den Eltern dieſer Herren, und bei dem allen fiel es ihr nicht ſelten ein, das, was Lieu- tenant Flatterfeld von dem Spott der letzten geſagt hatte, nicht mehr fuͤr bloße Aufbuͤrdung zu halten. Doch lange verbannte ſie dieſen Argwohn wieder, und veruneinigte ſie oft daruͤber mit Flatterfelden, wenn er ſein Lied in dieſer Weiſe wieder anhob, ſie ein wenig ſchrauhte, und ihr ſchuld gab, daß ſie
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ladungen nahm ſie nicht an. Der junge Reitmann
lachte dazu, ſein Vater brummte, und die Mut-
ter ſchimpfte.
Doch jetzt kam die Zeit, wo ſie an meiner lie-
ben Mamma, ohne irgend ſelbſt hierzu etwas un-
ternommen zu haben, geraͤcht wurden, und dieſe er-
fuhr eine Menge der bitterſten Kraͤnkungen.
Zufoͤrderſt will es noͤthig ſein, den Leſer von
der Unart der mehr erwaͤhnten vornehmen Juͤnglinge
zu unterrichten. Dieſe hatten, wie wir wiſſen
zwar die mit meiner Mutter aufgefuͤhrte Comoͤdie,
als Veraͤnderung auf dem Lande, nicht uͤbel gefun-
den, aber es fielen andere Zerſtreuungen vor, die
ſie abhielten, an die Wiederholung des Stuͤcks zu
denken. Madam Schnitzer putzte ſich vergebens
10 oder 14 Tage hinter einander mit aller Sorg-
falt, indem ſie ihre vermeinten Verehrer taͤglich
erwartete. Eben ſo umſonſt hoffte ſie auf Gegen-
einladungen von den Eltern dieſer Herren, und bei
dem allen fiel es ihr nicht ſelten ein, das, was Lieu-
tenant Flatterfeld von dem Spott der letzten geſagt
hatte, nicht mehr fuͤr bloße Aufbuͤrdung zu halten.
Doch lange verbannte ſie dieſen Argwohn wieder,
und veruneinigte ſie oft daruͤber mit Flatterfelden,
wenn er ſein Lied in dieſer Weiſe wieder anhob, ſie
ein wenig ſchrauhte, und ihr ſchuld gab, daß ſie
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/197>, abgerufen am 23.11.2024.
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