Lebrechten, er ließ mehrmals seine Empfindlichkeit darüber aus. Da Madam dies nicht verstehen woll- te, und nach ihrer Weise fortfuhr, welches gemei- niglich als Refrain auf die Schimpfrede, die sie Nullen hielt, geschah, so bat sie Lebrecht deutlich, ihn mit ihren Complimenten, die sich mehr für einen Dienstboten, als für einen Erzieher schickten, zu verschonen. Wird, setzte er hinzu, ihr Sohn fortfahren, wie er sich anläßt, so habe ich Hoff- nung, noch etwas gutes aus ihm zu erziehen, und das soll mir Freude machen, so wie Sie es mir danken müssen, und er selbst einst thun wird.
Diese hochmüthigen Worte verdrossen die Frau Prinzipalinn; zwar hatte sich Lebrecht auch bei ihr in ein solches Ansehen gesetzt, daß sie diesen Ver- druß meist verbiß, aber sie ward ihm von dem Au- genblick an gram.
Besagter Zufall fiel in die Zeit, wo ich ihn und seine Aufsicht bereits überdrüßig war, und mich nach meiner vorigen Freiheit sehnte, welche Empfindung sich gegen das Ende des ersten Monats einstellte. Nun begann ich nicht mehr so aufmerk- sam wie vorhin zu sein, und nahm mir die Frei- heit, länger wegzubleiben, wenn ich etwa nothwen- dig weggehen mußte. Meist lief ich dann zur Mut- ter, um etwas bei ihr zu fordern, dabei trieb ich
sie
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Lebrechten, er ließ mehrmals ſeine Empfindlichkeit daruͤber aus. Da Madam dies nicht verſtehen woll- te, und nach ihrer Weiſe fortfuhr, welches gemei- niglich als Refrain auf die Schimpfrede, die ſie Nullen hielt, geſchah, ſo bat ſie Lebrecht deutlich, ihn mit ihren Complimenten, die ſich mehr fuͤr einen Dienſtboten, als fuͤr einen Erzieher ſchickten, zu verſchonen. Wird, ſetzte er hinzu, ihr Sohn fortfahren, wie er ſich anlaͤßt, ſo habe ich Hoff- nung, noch etwas gutes aus ihm zu erziehen, und das ſoll mir Freude machen, ſo wie Sie es mir danken muͤſſen, und er ſelbſt einſt thun wird.
Dieſe hochmuͤthigen Worte verdroſſen die Frau Prinzipalinn; zwar hatte ſich Lebrecht auch bei ihr in ein ſolches Anſehen geſetzt, daß ſie dieſen Ver- druß meiſt verbiß, aber ſie ward ihm von dem Au- genblick an gram.
Beſagter Zufall fiel in die Zeit, wo ich ihn und ſeine Aufſicht bereits uͤberdruͤßig war, und mich nach meiner vorigen Freiheit ſehnte, welche Empfindung ſich gegen das Ende des erſten Monats einſtellte. Nun begann ich nicht mehr ſo aufmerk- ſam wie vorhin zu ſein, und nahm mir die Frei- heit, laͤnger wegzubleiben, wenn ich etwa nothwen- dig weggehen mußte. Meiſt lief ich dann zur Mut- ter, um etwas bei ihr zu fordern, dabei trieb ich
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Lebrechten, er ließ mehrmals ſeine Empfindlichkeit
daruͤber aus. Da Madam dies nicht verſtehen woll-
te, und nach ihrer Weiſe fortfuhr, welches gemei-
niglich als Refrain auf die Schimpfrede, die ſie
Nullen hielt, geſchah, ſo bat ſie Lebrecht deutlich,
ihn mit ihren Complimenten, die ſich mehr fuͤr
einen Dienſtboten, als fuͤr einen Erzieher ſchickten,
zu verſchonen. Wird, ſetzte er hinzu, ihr Sohn
fortfahren, wie er ſich anlaͤßt, ſo habe ich Hoff-
nung, noch etwas gutes aus ihm zu erziehen, und
das ſoll mir Freude machen, ſo wie Sie es mir
danken muͤſſen, und er ſelbſt einſt thun wird.
Dieſe hochmuͤthigen Worte verdroſſen die Frau
Prinzipalinn; zwar hatte ſich Lebrecht auch bei ihr
in ein ſolches Anſehen geſetzt, daß ſie dieſen Ver-
druß meiſt verbiß, aber ſie ward ihm von dem Au-
genblick an gram.
Beſagter Zufall fiel in die Zeit, wo ich ihn
und ſeine Aufſicht bereits uͤberdruͤßig war, und
mich nach meiner vorigen Freiheit ſehnte, welche
Empfindung ſich gegen das Ende des erſten Monats
einſtellte. Nun begann ich nicht mehr ſo aufmerk-
ſam wie vorhin zu ſein, und nahm mir die Frei-
heit, laͤnger wegzubleiben, wenn ich etwa nothwen-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/153>, abgerufen am 23.11.2024.
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