nung, aber eigentlich sollte er keine bekommen, denn besser wäre es, die Brut wäre ertrunken, doch freilich er muß leben, um ihnen einmal die Vergeltung für die harte Begegnung zu geben, die sie ihrer Mutter beweisen. Madam Schnitzer hörte dies alles mit halben Ohren, denn sie, die, wie andre dafür hielten, mir doch wenigstens einen Ver- weis hätte geben sollen, war nur beschäfftigt, mich zu beklagen und abzuwischen. Endlich versprach sie dem Aufwärter eine Belohnung, die er sogleich be- kommen, nur vorher so gut sein und sehen sollte, ob ihr bestellter Wagen da wäre. Mich an der Hand wollte sie mit ihm zugleich hinaus, aber der Gärtner verhinderte sie daran. Er kam mit einem zerknickten Rosenstock, in einem zerbrochenen Asche, und mit einer Parthie aus dem Erdreich gerissener und zertretener Blumen herein; das alles war mein Werk. Sein sie so gut, Madam Schnitzer, sagte er, mir diesen Schaden zu ersetzen -- und wissen sie, warum ihr Sohn in den Tümpel fiel? weil er einen jungen Hund, der vor meiner Thüre her- umlief, ersäufen wollte, da glitt er ab, und weil der Hund zappelte, fiel er mit hinein. Aber der Hund ist hin, den bitte ich mir auch zu bezahlen, denn er war von einer guten Race, und ich hätte mir einen wachsamen Hund an ihm erzogen; also muß ich alle diese Schäden vergütet haben.
Meine
nung, aber eigentlich ſollte er keine bekommen, denn beſſer waͤre es, die Brut waͤre ertrunken, doch freilich er muß leben, um ihnen einmal die Vergeltung fuͤr die harte Begegnung zu geben, die ſie ihrer Mutter beweiſen. Madam Schnitzer hoͤrte dies alles mit halben Ohren, denn ſie, die, wie andre dafuͤr hielten, mir doch wenigſtens einen Ver- weis haͤtte geben ſollen, war nur beſchaͤfftigt, mich zu beklagen und abzuwiſchen. Endlich verſprach ſie dem Aufwaͤrter eine Belohnung, die er ſogleich be- kommen, nur vorher ſo gut ſein und ſehen ſollte, ob ihr beſtellter Wagen da waͤre. Mich an der Hand wollte ſie mit ihm zugleich hinaus, aber der Gaͤrtner verhinderte ſie daran. Er kam mit einem zerknickten Roſenſtock, in einem zerbrochenen Aſche, und mit einer Parthie aus dem Erdreich geriſſener und zertretener Blumen herein; das alles war mein Werk. Sein ſie ſo gut, Madam Schnitzer, ſagte er, mir dieſen Schaden zu erſetzen — und wiſſen ſie, warum ihr Sohn in den Tuͤmpel fiel? weil er einen jungen Hund, der vor meiner Thuͤre her- umlief, erſaͤufen wollte, da glitt er ab, und weil der Hund zappelte, fiel er mit hinein. Aber der Hund iſt hin, den bitte ich mir auch zu bezahlen, denn er war von einer guten Race, und ich haͤtte mir einen wachſamen Hund an ihm erzogen; alſo muß ich alle dieſe Schaͤden verguͤtet haben.
Meine
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0126"n="122"/>
nung, aber eigentlich ſollte er keine bekommen,<lb/>
denn beſſer waͤre es, die Brut waͤre ertrunken,<lb/>
doch freilich er muß leben, um ihnen einmal die<lb/>
Vergeltung fuͤr die harte Begegnung zu geben, die<lb/>ſie ihrer Mutter beweiſen. Madam Schnitzer hoͤrte<lb/>
dies alles mit halben Ohren, denn ſie, die, wie<lb/>
andre dafuͤr hielten, mir doch wenigſtens einen Ver-<lb/>
weis haͤtte geben ſollen, war nur beſchaͤfftigt, mich<lb/>
zu beklagen und abzuwiſchen. Endlich verſprach ſie<lb/>
dem Aufwaͤrter eine Belohnung, die er ſogleich be-<lb/>
kommen, nur vorher ſo gut ſein und ſehen ſollte,<lb/>
ob ihr beſtellter Wagen da waͤre. Mich an der<lb/>
Hand wollte ſie mit ihm zugleich hinaus, aber der<lb/>
Gaͤrtner verhinderte ſie daran. Er kam mit einem<lb/>
zerknickten Roſenſtock, in einem zerbrochenen Aſche,<lb/>
und mit einer Parthie aus dem Erdreich geriſſener<lb/>
und zertretener Blumen herein; das alles war mein<lb/>
Werk. Sein ſie ſo gut, Madam Schnitzer, ſagte<lb/>
er, mir dieſen Schaden zu erſetzen — und wiſſen<lb/>ſie, warum ihr Sohn in den Tuͤmpel fiel? weil<lb/>
er einen jungen Hund, der vor meiner Thuͤre her-<lb/>
umlief, erſaͤufen wollte, da glitt er ab, und weil<lb/>
der Hund zappelte, fiel er mit hinein. Aber der<lb/>
Hund iſt hin, den bitte ich mir auch zu bezahlen,<lb/>
denn er war von einer guten Race, und ich haͤtte<lb/>
mir einen wachſamen Hund an ihm erzogen; alſo<lb/>
muß ich alle dieſe Schaͤden verguͤtet haben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Meine</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[122/0126]
nung, aber eigentlich ſollte er keine bekommen,
denn beſſer waͤre es, die Brut waͤre ertrunken,
doch freilich er muß leben, um ihnen einmal die
Vergeltung fuͤr die harte Begegnung zu geben, die
ſie ihrer Mutter beweiſen. Madam Schnitzer hoͤrte
dies alles mit halben Ohren, denn ſie, die, wie
andre dafuͤr hielten, mir doch wenigſtens einen Ver-
weis haͤtte geben ſollen, war nur beſchaͤfftigt, mich
zu beklagen und abzuwiſchen. Endlich verſprach ſie
dem Aufwaͤrter eine Belohnung, die er ſogleich be-
kommen, nur vorher ſo gut ſein und ſehen ſollte,
ob ihr beſtellter Wagen da waͤre. Mich an der
Hand wollte ſie mit ihm zugleich hinaus, aber der
Gaͤrtner verhinderte ſie daran. Er kam mit einem
zerknickten Roſenſtock, in einem zerbrochenen Aſche,
und mit einer Parthie aus dem Erdreich geriſſener
und zertretener Blumen herein; das alles war mein
Werk. Sein ſie ſo gut, Madam Schnitzer, ſagte
er, mir dieſen Schaden zu erſetzen — und wiſſen
ſie, warum ihr Sohn in den Tuͤmpel fiel? weil
er einen jungen Hund, der vor meiner Thuͤre her-
umlief, erſaͤufen wollte, da glitt er ab, und weil
der Hund zappelte, fiel er mit hinein. Aber der
Hund iſt hin, den bitte ich mir auch zu bezahlen,
denn er war von einer guten Race, und ich haͤtte
mir einen wachſamen Hund an ihm erzogen; alſo
muß ich alle dieſe Schaͤden verguͤtet haben.
Meine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/126>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.