war und blieb meine Mutter die strengste Wirthinn. Nach wie vor konnte sich außer ihr und mir kein Mensch, allenfalls der Hofmeister, in ihrem Hause satt essen, weshalb auch Madelon so dürre wie ein Gerippe war; Mamsell Fanchon aber, nachdem sie einige Zeit selbst für die leeren Stellen in ihrem Magen gesorgt hatte, ihr eigen Geld aber endlich nicht mehr zusetzen wollte, nach einem lebhaften Zwiespalt mit meiner Mutter das Haus verließ, und die Einrichtung in demselben, nebst meiner Mutter Tugenden und den meinigen allenthalben gehörig lobpreißte.
Die Köchinn, das Aufwarte- oder Jungfer- mädchen, so wie der Bediente, bestanden gewöhn- lich jede zwei Monathe aus neuen Gegenständen, sie wurden immer schlechter, wir hatten am Ende die berüchtigsten und gemeinsten Weibsleute, und eben solche erklärte Taugenichte männlichen Ge- schlechts in unsern Diensten gehabt. Jedes von denselben trug zu meiner immer mehrern Bildung bei, und ich beschützte sie so lange als sie mir alles zu willen thaten und alles von mir ertrugen. Made- lon ward bald auch von diesen Geschöpfen gemiß- handelt, da das arme Mädchen keinen Schutz hatte, und man, wo nicht sogar meiner Mutter, doch mir dadurch gefallen konnte, wenn man sie gänz-
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2 r Theil. G
war und blieb meine Mutter die ſtrengſte Wirthinn. Nach wie vor konnte ſich außer ihr und mir kein Menſch, allenfalls der Hofmeiſter, in ihrem Hauſe ſatt eſſen, weshalb auch Madelon ſo duͤrre wie ein Gerippe war; Mamſell Fanchon aber, nachdem ſie einige Zeit ſelbſt fuͤr die leeren Stellen in ihrem Magen geſorgt hatte, ihr eigen Geld aber endlich nicht mehr zuſetzen wollte, nach einem lebhaften Zwieſpalt mit meiner Mutter das Haus verließ, und die Einrichtung in demſelben, nebſt meiner Mutter Tugenden und den meinigen allenthalben gehoͤrig lobpreißte.
Die Koͤchinn, das Aufwarte- oder Jungfer- maͤdchen, ſo wie der Bediente, beſtanden gewoͤhn- lich jede zwei Monathe aus neuen Gegenſtaͤnden, ſie wurden immer ſchlechter, wir hatten am Ende die beruͤchtigſten und gemeinſten Weibsleute, und eben ſolche erklaͤrte Taugenichte maͤnnlichen Ge- ſchlechts in unſern Dienſten gehabt. Jedes von denſelben trug zu meiner immer mehrern Bildung bei, und ich beſchuͤtzte ſie ſo lange als ſie mir alles zu willen thaten und alles von mir ertrugen. Made- lon ward bald auch von dieſen Geſchoͤpfen gemiß- handelt, da das arme Maͤdchen keinen Schutz hatte, und man, wo nicht ſogar meiner Mutter, doch mir dadurch gefallen konnte, wenn man ſie gaͤnz-
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war und blieb meine Mutter die ſtrengſte Wirthinn.
Nach wie vor konnte ſich außer ihr und mir kein
Menſch, allenfalls der Hofmeiſter, in ihrem Hauſe
ſatt eſſen, weshalb auch Madelon ſo duͤrre wie ein
Gerippe war; Mamſell Fanchon aber, nachdem ſie
einige Zeit ſelbſt fuͤr die leeren Stellen in ihrem
Magen geſorgt hatte, ihr eigen Geld aber endlich
nicht mehr zuſetzen wollte, nach einem lebhaften
Zwieſpalt mit meiner Mutter das Haus verließ,
und die Einrichtung in demſelben, nebſt meiner
Mutter Tugenden und den meinigen allenthalben
gehoͤrig lobpreißte.
Die Koͤchinn, das Aufwarte- oder Jungfer-
maͤdchen, ſo wie der Bediente, beſtanden gewoͤhn-
lich jede zwei Monathe aus neuen Gegenſtaͤnden,
ſie wurden immer ſchlechter, wir hatten am Ende
die beruͤchtigſten und gemeinſten Weibsleute, und
eben ſolche erklaͤrte Taugenichte maͤnnlichen Ge-
ſchlechts in unſern Dienſten gehabt. Jedes von
denſelben trug zu meiner immer mehrern Bildung
bei, und ich beſchuͤtzte ſie ſo lange als ſie mir alles zu
willen thaten und alles von mir ertrugen. Made-
lon ward bald auch von dieſen Geſchoͤpfen gemiß-
handelt, da das arme Maͤdchen keinen Schutz hatte,
und man, wo nicht ſogar meiner Mutter, doch
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/101>, abgerufen am 22.11.2024.
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