Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.Busch versicherte ihn, er kenne diese Herren besser; sie ließen gern einem jeden Gerechtigkeit wiederfahren, und freuten sich jedesmal, etwas Neues von gutem Gehalte zu lesen. Nach einigem Hin- und Herreden bat Schnit- zer den Buchdrucker, daß er nur noch ein wenig in Geduld stehen möchte, weil Confuselius doch wohl Rath schaffen würde, -- und gieng seiner Wege. Nicht lange nach seiner Zuhausekunft erschien der Magister. Nun, Herr Schnitzer, sagte er, haben Sie Sichs wegen des Gutsagens überlegt? Nicht nur überlegt, versetzte Johann Jacob, sondern ich bin auch der Sache wegen bei Herrn Busch gewesen. Confuselius (sehr freundlich.) So? o! tausend Dank! Also? Schnitzer. Ja, wie die Umstände sind, kann ich mich in nichts einlassen. Confuselius (bestürzt.) Wie denn so? Schnitzer. Busch hat mir gesagt, es hät- ten zween gelehrte Männer Jhre Arbeit gelesen, und sie gänzlich verworfen. Confuselius (in heftigem Zorn.) Was? Verworfen? Zween gelehrte Männer? Bin ich nicht selbst ein Gelehrter? Gilt mein Wort nicht so viel als das Wort anderer? Wer sind denn die Kerls?
Buſch verſicherte ihn, er kenne dieſe Herren beſſer; ſie ließen gern einem jeden Gerechtigkeit wiederfahren, und freuten ſich jedesmal, etwas Neues von gutem Gehalte zu leſen. Nach einigem Hin- und Herreden bat Schnit- zer den Buchdrucker, daß er nur noch ein wenig in Geduld ſtehen moͤchte, weil Confuſelius doch wohl Rath ſchaffen wuͤrde, — und gieng ſeiner Wege. Nicht lange nach ſeiner Zuhauſekunft erſchien der Magiſter. Nun, Herr Schnitzer, ſagte er, haben Sie Sichs wegen des Gutſagens uͤberlegt? Nicht nur uͤberlegt, verſetzte Johann Jacob, ſondern ich bin auch der Sache wegen bei Herrn Buſch geweſen. Confuſelius (ſehr freundlich.) So? o! tauſend Dank! Alſo? Schnitzer. Ja, wie die Umſtaͤnde ſind, kann ich mich in nichts einlaſſen. Confuſelius (beſtuͤrzt.) Wie denn ſo? Schnitzer. Buſch hat mir geſagt, es haͤt- ten zween gelehrte Maͤnner Jhre Arbeit geleſen, und ſie gaͤnzlich verworfen. Confuſelius (in heftigem Zorn.) Was? Verworfen? Zween gelehrte Maͤnner? Bin ich nicht ſelbſt ein Gelehrter? Gilt mein Wort nicht ſo viel als das Wort anderer? Wer ſind denn die Kerls?
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#BUS"> <pb facs="#f0067" n="61"/> <p>Buſch verſicherte ihn, er kenne dieſe Herren<lb/> beſſer; ſie ließen gern einem jeden Gerechtigkeit<lb/> wiederfahren, und freuten ſich jedesmal, etwas<lb/> Neues von gutem Gehalte zu leſen.</p><lb/> <p>Nach einigem Hin- und Herreden bat Schnit-<lb/> zer den Buchdrucker, daß er nur noch ein wenig in<lb/> Geduld ſtehen moͤchte, weil Confuſelius doch wohl<lb/> Rath ſchaffen wuͤrde, — und gieng ſeiner Wege.</p><lb/> <p>Nicht lange nach ſeiner Zuhauſekunft erſchien<lb/> der Magiſter. Nun, Herr Schnitzer, ſagte er,<lb/> haben Sie Sichs wegen des Gutſagens uͤberlegt?</p><lb/> <p>Nicht nur uͤberlegt, verſetzte Johann Jacob,<lb/> ſondern ich bin auch der Sache wegen bei Herrn<lb/> Buſch geweſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker> <hi rendition="#g">Confuſelius</hi> </speaker> <stage>(ſehr freundlich.)</stage> <p>So? o!<lb/> tauſend Dank! Alſo?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNITZ"> <speaker> <hi rendition="#g">Schnitzer.</hi> </speaker> <p>Ja, wie die Umſtaͤnde ſind,<lb/> kann ich mich in nichts einlaſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker> <hi rendition="#g">Confuſelius</hi> </speaker> <stage>(beſtuͤrzt.)</stage> <p>Wie denn ſo?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNITZ"> <speaker> <hi rendition="#g">Schnitzer.</hi> </speaker> <p>Buſch hat mir geſagt, es haͤt-<lb/> ten zween gelehrte Maͤnner Jhre Arbeit geleſen,<lb/> und ſie gaͤnzlich verworfen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CON"> <speaker> <hi rendition="#g">Confuſelius</hi> </speaker> <stage>(in heftigem Zorn.)</stage> <p>Was?<lb/> Verworfen? Zween gelehrte Maͤnner? Bin ich<lb/> nicht ſelbſt ein Gelehrter? Gilt mein Wort nicht<lb/> ſo viel als das Wort anderer? Wer ſind denn die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Kerls?</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [61/0067]
Buſch verſicherte ihn, er kenne dieſe Herren
beſſer; ſie ließen gern einem jeden Gerechtigkeit
wiederfahren, und freuten ſich jedesmal, etwas
Neues von gutem Gehalte zu leſen.
Nach einigem Hin- und Herreden bat Schnit-
zer den Buchdrucker, daß er nur noch ein wenig in
Geduld ſtehen moͤchte, weil Confuſelius doch wohl
Rath ſchaffen wuͤrde, — und gieng ſeiner Wege.
Nicht lange nach ſeiner Zuhauſekunft erſchien
der Magiſter. Nun, Herr Schnitzer, ſagte er,
haben Sie Sichs wegen des Gutſagens uͤberlegt?
Nicht nur uͤberlegt, verſetzte Johann Jacob,
ſondern ich bin auch der Sache wegen bei Herrn
Buſch geweſen.
Confuſelius (ſehr freundlich.) So? o!
tauſend Dank! Alſo?
Schnitzer. Ja, wie die Umſtaͤnde ſind,
kann ich mich in nichts einlaſſen.
Confuſelius (beſtuͤrzt.) Wie denn ſo?
Schnitzer. Buſch hat mir geſagt, es haͤt-
ten zween gelehrte Maͤnner Jhre Arbeit geleſen,
und ſie gaͤnzlich verworfen.
Confuſelius (in heftigem Zorn.) Was?
Verworfen? Zween gelehrte Maͤnner? Bin ich
nicht ſelbſt ein Gelehrter? Gilt mein Wort nicht
ſo viel als das Wort anderer? Wer ſind denn die
Kerls?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |