Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800. Busch. Ach! mein lieber Herr Schnitzer, wollte Gott, ich hätte das verdammte Zeug, ehe ichs druckte, jemanden, der's versteht, zu lesen ge- geben! so behielt ich mein Papier und das Setzer- und Druckerlohn. Aber ich Esel gab die saubern Stücke, die ich selbst durchzusehn, mir nicht Zeit nahm, erst vor ein Paar Tagen, dem Herrn Doctor Kluge zu lesen. Dieser nahm das Exemplar, als etwas monströses mit zum Rector Püster. Beide haben sich halb todt gelacht, und halb todt geär- gert über den Unsinn des Autors: und beide haben mir gesagt, so was ganz elendes, unflätiges und abgeschmacktes hätten sie noch nie gesehen! Con- fuselius bringt's nicht unter; denken Sie an mich. Wer wird für so was Geld geben? Der Kerl hat nichts; er log mir vor, daß er hier und dort Geld ausstehn hätte; aber ich habe mich näher erkundi- get, und sehe nun wohl daß es lauter Lug und Trug war, was er mir vorschwatzte. Aber er soll mich bezahlen, mag er's hernehmen, wo er will. Dann mag er seine Schweinereien meinethalben zu Pfef- ferdüten verkaufen, oder zu A.. wischen machen. Ei, ei! versetzte Herr Schnitzer, das hätte ich doch nicht geglaubt. Wenn nur die Herren Kluge und Püster nicht etwa aus Neide so übel urtheilen! Busch
Buſch. Ach! mein lieber Herr Schnitzer, wollte Gott, ich haͤtte das verdammte Zeug, ehe ichs druckte, jemanden, der’s verſteht, zu leſen ge- geben! ſo behielt ich mein Papier und das Setzer- und Druckerlohn. Aber ich Eſel gab die ſaubern Stuͤcke, die ich ſelbſt durchzuſehn, mir nicht Zeit nahm, erſt vor ein Paar Tagen, dem Herrn Doctor Kluge zu leſen. Dieſer nahm das Exemplar, als etwas monſtroͤſes mit zum Rector Puͤſter. Beide haben ſich halb todt gelacht, und halb todt geaͤr- gert uͤber den Unſinn des Autors: und beide haben mir geſagt, ſo was ganz elendes, unflaͤtiges und abgeſchmacktes haͤtten ſie noch nie geſehen! Con- fuſelius bringt’s nicht unter; denken Sie an mich. Wer wird fuͤr ſo was Geld geben? Der Kerl hat nichts; er log mir vor, daß er hier und dort Geld ausſtehn haͤtte; aber ich habe mich naͤher erkundi- get, und ſehe nun wohl daß es lauter Lug und Trug war, was er mir vorſchwatzte. Aber er ſoll mich bezahlen, mag er’s hernehmen, wo er will. Dann mag er ſeine Schweinereien meinethalben zu Pfef- ferduͤten verkaufen, oder zu A.. wiſchen machen. Ei, ei! verſetzte Herr Schnitzer, das haͤtte ich doch nicht geglaubt. Wenn nur die Herren Kluge und Puͤſter nicht etwa aus Neide ſo uͤbel urtheilen! Buſch
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Buſch. Ach! mein lieber Herr Schnitzer,
wollte Gott, ich haͤtte das verdammte Zeug, ehe
ichs druckte, jemanden, der’s verſteht, zu leſen ge-
geben! ſo behielt ich mein Papier und das Setzer-
und Druckerlohn. Aber ich Eſel gab die ſaubern
Stuͤcke, die ich ſelbſt durchzuſehn, mir nicht Zeit
nahm, erſt vor ein Paar Tagen, dem Herrn Doctor
Kluge zu leſen. Dieſer nahm das Exemplar, als
etwas monſtroͤſes mit zum Rector Puͤſter. Beide
haben ſich halb todt gelacht, und halb todt geaͤr-
gert uͤber den Unſinn des Autors: und beide haben
mir geſagt, ſo was ganz elendes, unflaͤtiges und
abgeſchmacktes haͤtten ſie noch nie geſehen! Con-
fuſelius bringt’s nicht unter; denken Sie an mich.
Wer wird fuͤr ſo was Geld geben? Der Kerl hat
nichts; er log mir vor, daß er hier und dort Geld
ausſtehn haͤtte; aber ich habe mich naͤher erkundi-
get, und ſehe nun wohl daß es lauter Lug und Trug
war, was er mir vorſchwatzte. Aber er ſoll mich
bezahlen, mag er’s hernehmen, wo er will. Dann
mag er ſeine Schweinereien meinethalben zu Pfef-
ferduͤten verkaufen, oder zu A.. wiſchen machen.
Ei, ei! verſetzte Herr Schnitzer, das haͤtte
ich doch nicht geglaubt. Wenn nur die Herren
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/66>, abgerufen am 17.02.2025. |