Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
-- jemehr sie dem allen nachdachte, jemehr Bedenk- lichkeit fand sie in dieser Begebenheit, welche ihr jetzt einer Schwindelei so ähnlich schien als ein Ei dem andern. Es beunruhigte sie, aber sie suchte sich in der Meinung zu bestärken, daß der geliebte Albrecht sie wieder liebe und bei dieser seiner zärt- lichen Gesinnung sie nicht so kränken und einem andern aussetzen würde. Dieser wollte nicht eben jetzt den Umgang mit Schnitzers abbrechen und ihn überhaupt zu Johann Jacobs Besten nicht gar aufgeben, also sprach er eben, zu der Zeit, wo Suschen über die ärgerli- chen Vorgänge mit sich räsonnirte, bei ihr ein. Sie ließ ihn etwas von ihrem Argwohn merken, er redete ihr ihn aber leicht aus, und sie war völ- lig ruhig. Doch sie sollte überzeugt werden, daß ihre Vermuthungen nur zu gegründet gewesen wä- ren, das Schicksal hatte ihr Prüfungen zubereitet, die sich von einem so lebhaften Gemüth nicht leicht überwinden lassen. Die erste Person, welcher sie die vorgegebenen vortheilhaften Entdeckungen wegen Felßen mittheil- te, war Mamsell Fanchon, aber seitdem hatte Suschen zu viel zu thun, weil sie es auch andern be- kannt machen wollte, und hatte überhaupt den Kopf zu voll, um sich mit ihr zu unterhalten. Un- ter-
— jemehr ſie dem allen nachdachte, jemehr Bedenk- lichkeit fand ſie in dieſer Begebenheit, welche ihr jetzt einer Schwindelei ſo aͤhnlich ſchien als ein Ei dem andern. Es beunruhigte ſie, aber ſie ſuchte ſich in der Meinung zu beſtaͤrken, daß der geliebte Albrecht ſie wieder liebe und bei dieſer ſeiner zaͤrt- lichen Geſinnung ſie nicht ſo kraͤnken und einem andern ausſetzen wuͤrde. Dieſer wollte nicht eben jetzt den Umgang mit Schnitzers abbrechen und ihn uͤberhaupt zu Johann Jacobs Beſten nicht gar aufgeben, alſo ſprach er eben, zu der Zeit, wo Suschen uͤber die aͤrgerli- chen Vorgaͤnge mit ſich raͤſonnirte, bei ihr ein. Sie ließ ihn etwas von ihrem Argwohn merken, er redete ihr ihn aber leicht aus, und ſie war voͤl- lig ruhig. Doch ſie ſollte uͤberzeugt werden, daß ihre Vermuthungen nur zu gegruͤndet geweſen waͤ- ren, das Schickſal hatte ihr Pruͤfungen zubereitet, die ſich von einem ſo lebhaften Gemuͤth nicht leicht uͤberwinden laſſen. Die erſte Perſon, welcher ſie die vorgegebenen vortheilhaften Entdeckungen wegen Felßen mittheil- te, war Mamſell Fanchon, aber ſeitdem hatte Suschen zu viel zu thun, weil ſie es auch andern be- kannt machen wollte, und hatte uͤberhaupt den Kopf zu voll, um ſich mit ihr zu unterhalten. Un- ter-
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— jemehr ſie dem allen nachdachte, jemehr Bedenk-
lichkeit fand ſie in dieſer Begebenheit, welche ihr
jetzt einer Schwindelei ſo aͤhnlich ſchien als ein Ei
dem andern. Es beunruhigte ſie, aber ſie ſuchte
ſich in der Meinung zu beſtaͤrken, daß der geliebte
Albrecht ſie wieder liebe und bei dieſer ſeiner zaͤrt-
lichen Geſinnung ſie nicht ſo kraͤnken und einem
andern ausſetzen wuͤrde.
Dieſer wollte nicht eben jetzt den Umgang mit
Schnitzers abbrechen und ihn uͤberhaupt zu Johann
Jacobs Beſten nicht gar aufgeben, alſo ſprach er
eben, zu der Zeit, wo Suschen uͤber die aͤrgerli-
chen Vorgaͤnge mit ſich raͤſonnirte, bei ihr ein.
Sie ließ ihn etwas von ihrem Argwohn merken,
er redete ihr ihn aber leicht aus, und ſie war voͤl-
lig ruhig. Doch ſie ſollte uͤberzeugt werden, daß
ihre Vermuthungen nur zu gegruͤndet geweſen waͤ-
ren, das Schickſal hatte ihr Pruͤfungen zubereitet,
die ſich von einem ſo lebhaften Gemuͤth nicht leicht
uͤberwinden laſſen.
Die erſte Perſon, welcher ſie die vorgegebenen
vortheilhaften Entdeckungen wegen Felßen mittheil-
te, war Mamſell Fanchon, aber ſeitdem hatte
Suschen zu viel zu thun, weil ſie es auch andern be-
kannt machen wollte, und hatte uͤberhaupt den
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