Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Jst das die Frau? sagte der Postsecretair.

Ja, versetzte Albrecht, das ist Madam Schni-
tzerinn.

Der Postsecretair (mit rauher Stimme.)
Sie ist also die Gastwirthinn, welche sich unter-
fangen hat, einen vornehmen Herrn, der sich un-
ter dem Namen Felß auf gewisse Zeit hier aufzu-
halten für gut findet, so grob zu behandeln und
ihn allenthalben fälschlich zu verleumden.
Suschen (mit bebender Stimme.) Verzeihn
Sie gütigst, mein Herr, ich bin dem Herrn Felß
nicht mit einem Worte zu nahe gekommen.
Der Postsecretair. Aber belogen hat Sie
ihn. Sie hat gesagt -- nun las er ihr ihre Er-
findungen Punkt für Punkt vor, und sagte dann:
Warum hat Sie sich zu solcher Bosheit vermes-
sen?

Suschen wollte das alles nicht gesagt haben.
Der Postseeretair drohte Zeugen gegen sie aufzu-
stellen, da er von Hofe, wohin das alles berichtet
worden wär, Ordre hätte, sie arretiren und gericht-
lich verhören zu lassen. Suschen schwankte, Al-
brecht bat den Postsecretair mit verstelltem Mitlei-
den, sich seines ihm gethanen Versprechens zu er-
innern, und auf die Umstände der Madam Schni-
tzerinn Rücksicht zu nehmen. Jch kann Jhnen
ver-

Jſt das die Frau? ſagte der Poſtſecretair.

Ja, verſetzte Albrecht, das iſt Madam Schni-
tzerinn.

Der Poſtſecretair (mit rauher Stimme.)
Sie iſt alſo die Gaſtwirthinn, welche ſich unter-
fangen hat, einen vornehmen Herrn, der ſich un-
ter dem Namen Felß auf gewiſſe Zeit hier aufzu-
halten fuͤr gut findet, ſo grob zu behandeln und
ihn allenthalben faͤlſchlich zu verleumden.
Suschen (mit bebender Stimme.) Verzeihn
Sie guͤtigſt, mein Herr, ich bin dem Herrn Felß
nicht mit einem Worte zu nahe gekommen.
Der Poſtſecretair. Aber belogen hat Sie
ihn. Sie hat geſagt — nun las er ihr ihre Er-
findungen Punkt fuͤr Punkt vor, und ſagte dann:
Warum hat Sie ſich zu ſolcher Bosheit vermeſ-
ſen?

Suschen wollte das alles nicht geſagt haben.
Der Poſtſeeretair drohte Zeugen gegen ſie aufzu-
ſtellen, da er von Hofe, wohin das alles berichtet
worden waͤr, Ordre haͤtte, ſie arretiren und gericht-
lich verhoͤren zu laſſen. Suschen ſchwankte, Al-
brecht bat den Poſtſecretair mit verſtelltem Mitlei-
den, ſich ſeines ihm gethanen Verſprechens zu er-
innern, und auf die Umſtaͤnde der Madam Schni-
tzerinn Ruͤckſicht zu nehmen. Jch kann Jhnen
ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0312" n="306"/>
        <p>J&#x017F;t das die Frau? &#x017F;agte der Po&#x017F;t&#x017F;ecretair.</p><lb/>
        <p>Ja, ver&#x017F;etzte Albrecht, das i&#x017F;t Madam Schni-<lb/>
tzerinn.</p><lb/>
        <sp who="#POST">
          <speaker> <hi rendition="#g">Der Po&#x017F;t&#x017F;ecretair</hi> </speaker>
          <stage>(mit rauher Stimme.)</stage><lb/>
          <p>Sie i&#x017F;t al&#x017F;o die Ga&#x017F;twirthinn, welche &#x017F;ich unter-<lb/>
fangen hat, einen vornehmen Herrn, der &#x017F;ich un-<lb/>
ter dem Namen Felß auf gewi&#x017F;&#x017F;e Zeit hier aufzu-<lb/>
halten fu&#x0364;r gut findet, &#x017F;o grob zu behandeln und<lb/>
ihn allenthalben fa&#x0364;l&#x017F;chlich zu verleumden.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SUS">
          <speaker> <hi rendition="#g">Suschen</hi> </speaker>
          <stage>(mit bebender Stimme.)</stage>
          <p>Verzeihn<lb/>
Sie gu&#x0364;tig&#x017F;t, mein Herr, ich bin dem Herrn Felß<lb/>
nicht mit einem Worte zu nahe gekommen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#POST">
          <speaker><hi rendition="#g">Der Po&#x017F;t&#x017F;ecretair</hi>.</speaker>
          <p>Aber belogen hat Sie<lb/>
ihn. Sie hat ge&#x017F;agt &#x2014; nun las er ihr ihre Er-<lb/>
findungen Punkt fu&#x0364;r Punkt vor, und &#x017F;agte dann:<lb/>
Warum hat Sie &#x017F;ich zu &#x017F;olcher Bosheit verme&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en?</p><lb/>
          <p>Suschen wollte das alles nicht ge&#x017F;agt haben.<lb/>
Der Po&#x017F;t&#x017F;eeretair drohte Zeugen gegen &#x017F;ie aufzu-<lb/>
&#x017F;tellen, da er von Hofe, wohin das alles berichtet<lb/>
worden wa&#x0364;r, Ordre ha&#x0364;tte, &#x017F;ie arretiren und gericht-<lb/>
lich verho&#x0364;ren zu la&#x017F;&#x017F;en. Suschen &#x017F;chwankte, Al-<lb/>
brecht bat den Po&#x017F;t&#x017F;ecretair mit ver&#x017F;telltem Mitlei-<lb/>
den, &#x017F;ich &#x017F;eines ihm gethanen Ver&#x017F;prechens zu er-<lb/>
innern, und auf die Um&#x017F;ta&#x0364;nde der Madam Schni-<lb/>
tzerinn Ru&#x0364;ck&#x017F;icht zu nehmen. Jch kann Jhnen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0312] Jſt das die Frau? ſagte der Poſtſecretair. Ja, verſetzte Albrecht, das iſt Madam Schni- tzerinn. Der Poſtſecretair (mit rauher Stimme.) Sie iſt alſo die Gaſtwirthinn, welche ſich unter- fangen hat, einen vornehmen Herrn, der ſich un- ter dem Namen Felß auf gewiſſe Zeit hier aufzu- halten fuͤr gut findet, ſo grob zu behandeln und ihn allenthalben faͤlſchlich zu verleumden. Suschen (mit bebender Stimme.) Verzeihn Sie guͤtigſt, mein Herr, ich bin dem Herrn Felß nicht mit einem Worte zu nahe gekommen. Der Poſtſecretair. Aber belogen hat Sie ihn. Sie hat geſagt — nun las er ihr ihre Er- findungen Punkt fuͤr Punkt vor, und ſagte dann: Warum hat Sie ſich zu ſolcher Bosheit vermeſ- ſen? Suschen wollte das alles nicht geſagt haben. Der Poſtſeeretair drohte Zeugen gegen ſie aufzu- ſtellen, da er von Hofe, wohin das alles berichtet worden waͤr, Ordre haͤtte, ſie arretiren und gericht- lich verhoͤren zu laſſen. Suschen ſchwankte, Al- brecht bat den Poſtſecretair mit verſtelltem Mitlei- den, ſich ſeines ihm gethanen Verſprechens zu er- innern, und auf die Umſtaͤnde der Madam Schni- tzerinn Ruͤckſicht zu nehmen. Jch kann Jhnen ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/312
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/312>, abgerufen am 22.11.2024.