eines Mannes, der doch weder zu spielen noch beim Soupe spirituel mit zu jubeln gesonnen war. Das letzte hatte er, wie ihr Suschen erzählte, auf ihre Frage, ob er nicht einmal von der Gesellschaft sein wollte, ausgeschlagen. Mit ihr, der Fanchon, benahm er sich, wenn sie ihm in den Weg kam, meist ernsthaft, Suschen hingegen begegnete er wirklich artig und freundschaftlich. Diese betrug sich so verschieden gegen vorhin, sie kam nur wenig in den Zirkel, und hatte sogar gemeint, die Sache begönne ihr zuwider zu werden, wenigstens werde sie nicht mehr oft gegenwärtig sein, welches der Fanchon gleichgültig gewesen wär, wenn nicht nach diesem Anfang eine gänzliche Reform zu befürchten gewesen wäre. Dies aber konnte sie wenigstens nicht so gelassen mit ansehn, sie beschloß entweder Buschen mit in ihren Bund zu ziehn, oder ihn aus dem Hause zu verbannen, so bald sich nur ein Zwiespalt zuwege bringen ließ. Lange fand sie hierzu keinen Weg, denn wollte sie Schnitzern ei- fersüchtig auf Buschen machen, so fiel ihr ein, daß sich seine Frau daran nicht kehren und Johann Ja- cob nicht das Herz haben würde, ihn mit Ernst zur Rede zu setzen; dachte sie daran den Baron Treff aufzubringen, so überlegte sie wieder, daß es diesem gleichgültig wär, ob die Schnitzern einen
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eines Mannes, der doch weder zu ſpielen noch beim Soupé spirituel mit zu jubeln geſonnen war. Das letzte hatte er, wie ihr Suschen erzaͤhlte, auf ihre Frage, ob er nicht einmal von der Geſellſchaft ſein wollte, ausgeſchlagen. Mit ihr, der Fanchon, benahm er ſich, wenn ſie ihm in den Weg kam, meiſt ernſthaft, Suschen hingegen begegnete er wirklich artig und freundſchaftlich. Dieſe betrug ſich ſo verſchieden gegen vorhin, ſie kam nur wenig in den Zirkel, und hatte ſogar gemeint, die Sache begoͤnne ihr zuwider zu werden, wenigſtens werde ſie nicht mehr oft gegenwaͤrtig ſein, welches der Fanchon gleichguͤltig geweſen waͤr, wenn nicht nach dieſem Anfang eine gaͤnzliche Reform zu befuͤrchten geweſen waͤre. Dies aber konnte ſie wenigſtens nicht ſo gelaſſen mit anſehn, ſie beſchloß entweder Buſchen mit in ihren Bund zu ziehn, oder ihn aus dem Hauſe zu verbannen, ſo bald ſich nur ein Zwieſpalt zuwege bringen ließ. Lange fand ſie hierzu keinen Weg, denn wollte ſie Schnitzern ei- ferſuͤchtig auf Buſchen machen, ſo fiel ihr ein, daß ſich ſeine Frau daran nicht kehren und Johann Ja- cob nicht das Herz haben wuͤrde, ihn mit Ernſt zur Rede zu ſetzen; dachte ſie daran den Baron Treff aufzubringen, ſo uͤberlegte ſie wieder, daß es dieſem gleichguͤltig waͤr, ob die Schnitzern einen
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eines Mannes, der doch weder zu ſpielen noch beim
Soupé spirituel mit zu jubeln geſonnen war.
Das letzte hatte er, wie ihr Suschen erzaͤhlte, auf
ihre Frage, ob er nicht einmal von der Geſellſchaft
ſein wollte, ausgeſchlagen. Mit ihr, der Fanchon,
benahm er ſich, wenn ſie ihm in den Weg kam,
meiſt ernſthaft, Suschen hingegen begegnete er
wirklich artig und freundſchaftlich. Dieſe betrug
ſich ſo verſchieden gegen vorhin, ſie kam nur wenig
in den Zirkel, und hatte ſogar gemeint, die Sache
begoͤnne ihr zuwider zu werden, wenigſtens werde
ſie nicht mehr oft gegenwaͤrtig ſein, welches der
Fanchon gleichguͤltig geweſen waͤr, wenn nicht nach
dieſem Anfang eine gaͤnzliche Reform zu befuͤrchten
geweſen waͤre. Dies aber konnte ſie wenigſtens
nicht ſo gelaſſen mit anſehn, ſie beſchloß entweder
Buſchen mit in ihren Bund zu ziehn, oder ihn
aus dem Hauſe zu verbannen, ſo bald ſich nur
ein Zwieſpalt zuwege bringen ließ. Lange fand ſie
hierzu keinen Weg, denn wollte ſie Schnitzern ei-
ferſuͤchtig auf Buſchen machen, ſo fiel ihr ein, daß
ſich ſeine Frau daran nicht kehren und Johann Ja-
cob nicht das Herz haben wuͤrde, ihn mit Ernſt
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/299>, abgerufen am 25.11.2024.
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