Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

von der Mama auf ihre Söhne und Töchter und so
wird dies Thiernaturgeschlecht nimmermehr aus-
zutilgen sein, wenn sich Prediger und Schriftstel-
ler auch sämmtlich wunde Hälfe schrieen und lah-
me Finger schrieben. Sie werden sagen, meine
Herren, die ich hier genannt habe, daß die Auf-
klärung, an der sie fort und fort arbeiten, und die
guten Beispiele doch viele von natürlichen Unarten,
wie sie es nennen, heilte, aber was ihre Aufklä-
rung betrifft, so gleicht sie dem Gewebe der Pene-
lope, Frau Thier-Natur stellt sich, als käme sie
weiter damit und heimlich trennt sie's wieder auf,
da können sie denn von neuem anfangen. Die Bei-
spiele anlangend, so sind die meisten nur Jrrlich-
ter, wenn man sie in der Nähe sieht, ist's Sumpf,
das verdirbt denn vollends alles für ihre Plane,
erlauchte Herren Erzieher und Lehrer des Men-
schengeschlechts. Glauben sie mir auf's Wort,
alles was sie sagen und beabsichtigen ist bei uns
Thiermenschen verloren! Wir könnten zwar,
wenn wir wollten, an den Geistmenschen Beispie-
le nehmen; da giebt's, sagt man, keine leuchten-
de Sümpfe, sondern reines Licht, aber es ist eine
zu große Kluft zwischen uns und ihnen, und ihrer
sind auch zu wenig, als das wir uns endlich be-
quemen müßten, nach ihrer Weise zu denken. Die

Mehr-

von der Mama auf ihre Soͤhne und Toͤchter und ſo
wird dies Thiernaturgeſchlecht nimmermehr aus-
zutilgen ſein, wenn ſich Prediger und Schriftſtel-
ler auch ſaͤmmtlich wunde Haͤlfe ſchrieen und lah-
me Finger ſchrieben. Sie werden ſagen, meine
Herren, die ich hier genannt habe, daß die Auf-
klaͤrung, an der ſie fort und fort arbeiten, und die
guten Beiſpiele doch viele von natuͤrlichen Unarten,
wie ſie es nennen, heilte, aber was ihre Aufklaͤ-
rung betrifft, ſo gleicht ſie dem Gewebe der Pene-
lope, Frau Thier-Natur ſtellt ſich, als kaͤme ſie
weiter damit und heimlich trennt ſie’s wieder auf,
da koͤnnen ſie denn von neuem anfangen. Die Bei-
ſpiele anlangend, ſo ſind die meiſten nur Jrrlich-
ter, wenn man ſie in der Naͤhe ſieht, iſt’s Sumpf,
das verdirbt denn vollends alles fuͤr ihre Plane,
erlauchte Herren Erzieher und Lehrer des Men-
ſchengeſchlechts. Glauben ſie mir auf’s Wort,
alles was ſie ſagen und beabſichtigen iſt bei uns
Thiermenſchen verloren! Wir koͤnnten zwar,
wenn wir wollten, an den Geiſtmenſchen Beiſpie-
le nehmen; da giebt’s, ſagt man, keine leuchten-
de Suͤmpfe, ſondern reines Licht, aber es iſt eine
zu große Kluft zwiſchen uns und ihnen, und ihrer
ſind auch zu wenig, als das wir uns endlich be-
quemen muͤßten, nach ihrer Weiſe zu denken. Die

Mehr-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0277" n="271"/>
von der Mama auf ihre So&#x0364;hne und To&#x0364;chter und &#x017F;o<lb/>
wird dies Thiernaturge&#x017F;chlecht nimmermehr aus-<lb/>
zutilgen &#x017F;ein, wenn &#x017F;ich Prediger und Schrift&#x017F;tel-<lb/>
ler auch &#x017F;a&#x0364;mmtlich wunde Ha&#x0364;lfe &#x017F;chrieen und lah-<lb/>
me Finger &#x017F;chrieben. Sie werden &#x017F;agen, meine<lb/>
Herren, die ich hier genannt habe, daß die Auf-<lb/>
kla&#x0364;rung, an der &#x017F;ie fort und fort arbeiten, und die<lb/>
guten Bei&#x017F;piele doch viele von natu&#x0364;rlichen Unarten,<lb/>
wie &#x017F;ie es nennen, heilte, aber was ihre Aufkla&#x0364;-<lb/>
rung betrifft, &#x017F;o gleicht &#x017F;ie dem Gewebe der Pene-<lb/>
lope, Frau Thier-Natur &#x017F;tellt &#x017F;ich, als ka&#x0364;me &#x017F;ie<lb/>
weiter damit und heimlich trennt &#x017F;ie&#x2019;s wieder auf,<lb/>
da ko&#x0364;nnen &#x017F;ie denn von neuem anfangen. Die Bei-<lb/>
&#x017F;piele anlangend, &#x017F;o &#x017F;ind die mei&#x017F;ten nur Jrrlich-<lb/>
ter, wenn man &#x017F;ie in der Na&#x0364;he &#x017F;ieht, i&#x017F;t&#x2019;s Sumpf,<lb/>
das verdirbt denn vollends alles fu&#x0364;r ihre Plane,<lb/>
erlauchte Herren Erzieher und Lehrer des Men-<lb/>
&#x017F;chenge&#x017F;chlechts. Glauben &#x017F;ie mir auf&#x2019;s Wort,<lb/>
alles was &#x017F;ie &#x017F;agen und beab&#x017F;ichtigen i&#x017F;t bei uns<lb/>
Thiermen&#x017F;chen verloren! Wir ko&#x0364;nnten zwar,<lb/>
wenn wir wollten, an den Gei&#x017F;tmen&#x017F;chen Bei&#x017F;pie-<lb/>
le nehmen; da giebt&#x2019;s, &#x017F;agt man, keine leuchten-<lb/>
de Su&#x0364;mpfe, &#x017F;ondern reines Licht, aber es i&#x017F;t eine<lb/>
zu große Kluft zwi&#x017F;chen uns und ihnen, und ihrer<lb/>
&#x017F;ind auch zu wenig, als das wir uns endlich be-<lb/>
quemen mu&#x0364;ßten, nach ihrer Wei&#x017F;e zu denken. Die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mehr-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0277] von der Mama auf ihre Soͤhne und Toͤchter und ſo wird dies Thiernaturgeſchlecht nimmermehr aus- zutilgen ſein, wenn ſich Prediger und Schriftſtel- ler auch ſaͤmmtlich wunde Haͤlfe ſchrieen und lah- me Finger ſchrieben. Sie werden ſagen, meine Herren, die ich hier genannt habe, daß die Auf- klaͤrung, an der ſie fort und fort arbeiten, und die guten Beiſpiele doch viele von natuͤrlichen Unarten, wie ſie es nennen, heilte, aber was ihre Aufklaͤ- rung betrifft, ſo gleicht ſie dem Gewebe der Pene- lope, Frau Thier-Natur ſtellt ſich, als kaͤme ſie weiter damit und heimlich trennt ſie’s wieder auf, da koͤnnen ſie denn von neuem anfangen. Die Bei- ſpiele anlangend, ſo ſind die meiſten nur Jrrlich- ter, wenn man ſie in der Naͤhe ſieht, iſt’s Sumpf, das verdirbt denn vollends alles fuͤr ihre Plane, erlauchte Herren Erzieher und Lehrer des Men- ſchengeſchlechts. Glauben ſie mir auf’s Wort, alles was ſie ſagen und beabſichtigen iſt bei uns Thiermenſchen verloren! Wir koͤnnten zwar, wenn wir wollten, an den Geiſtmenſchen Beiſpie- le nehmen; da giebt’s, ſagt man, keine leuchten- de Suͤmpfe, ſondern reines Licht, aber es iſt eine zu große Kluft zwiſchen uns und ihnen, und ihrer ſind auch zu wenig, als das wir uns endlich be- quemen muͤßten, nach ihrer Weiſe zu denken. Die Mehr-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/277
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/277>, abgerufen am 25.11.2024.