Unter andern ließ der Autor, um seine Kenntnisse von dergleichen Anstalten zu zeigen, einen Mann mit der Zitter erscheinen, der zu seinem Jnstru- ment ein Lied (von ihm, dem Verfasser selbst, gemacht,) über das Glück zweier Liebenden, die einander in den Armen liegen, sang.
Endlich gieng der Spielmann ab; die Kupple- rinn und die Köchinn, welche immer von weitem gestanden, jedoch auch ihr Theil an der Collation erhalten hatten, entfernten sich ebenfalls; und der Officier blieb mit seiner Beute allein. Er verdop- pelte seine Liebkosungen, und wurde von einem Au- genblicke zum andern dreuster; das Mädchen aber vom Wein erhitzt, wehrte sich immer schwächer und endlich -- Doch, der Leser bewundre die De- likatesse des Herrn Magister Confuselius! -- Hier fiel der Vorhang; -- aber man hörte das Mädchen, welches die letzte Gunst nicht erzeigen wollte, schrei- en, und wußte, was vorgieng.
Jm dritten Act überfiel der Bruder des ver- unglückten Mädchens den Officier zu Mitternacht in seinem Quartier. Er machte erst ein gräuliches Gepolter vor seiner Thüre; der Bediente des Offi- ciers zankte draußen mit ihm, und wurde geprügelt. Endlich sprang sein Herr, wie er war, hinter der Coulisse, als aus dem Bette hervor, aber, (der
Leser
Unter andern ließ der Autor, um ſeine Kenntniſſe von dergleichen Anſtalten zu zeigen, einen Mann mit der Zitter erſcheinen, der zu ſeinem Jnſtru- ment ein Lied (von ihm, dem Verfaſſer ſelbſt, gemacht,) uͤber das Gluͤck zweier Liebenden, die einander in den Armen liegen, ſang.
Endlich gieng der Spielmann ab; die Kupple- rinn und die Koͤchinn, welche immer von weitem geſtanden, jedoch auch ihr Theil an der Collation erhalten hatten, entfernten ſich ebenfalls; und der Officier blieb mit ſeiner Beute allein. Er verdop- pelte ſeine Liebkoſungen, und wurde von einem Au- genblicke zum andern dreuſter; das Maͤdchen aber vom Wein erhitzt, wehrte ſich immer ſchwaͤcher und endlich — Doch, der Leſer bewundre die De- likateſſe des Herrn Magiſter Confuſelius! — Hier fiel der Vorhang; — aber man hoͤrte das Maͤdchen, welches die letzte Gunſt nicht erzeigen wollte, ſchrei- en, und wußte, was vorgieng.
Jm dritten Act uͤberfiel der Bruder des ver- ungluͤckten Maͤdchens den Officier zu Mitternacht in ſeinem Quartier. Er machte erſt ein graͤuliches Gepolter vor ſeiner Thuͤre; der Bediente des Offi- ciers zankte draußen mit ihm, und wurde gepruͤgelt. Endlich ſprang ſein Herr, wie er war, hinter der Couliſſe, als aus dem Bette hervor, aber, (der
Leſer
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Unter andern ließ der Autor, um ſeine Kenntniſſe
von dergleichen Anſtalten zu zeigen, einen Mann
mit der Zitter erſcheinen, der zu ſeinem Jnſtru-
ment ein Lied (von ihm, dem Verfaſſer ſelbſt,
gemacht,) uͤber das Gluͤck zweier Liebenden, die
einander in den Armen liegen, ſang.
Endlich gieng der Spielmann ab; die Kupple-
rinn und die Koͤchinn, welche immer von weitem
geſtanden, jedoch auch ihr Theil an der Collation
erhalten hatten, entfernten ſich ebenfalls; und der
Officier blieb mit ſeiner Beute allein. Er verdop-
pelte ſeine Liebkoſungen, und wurde von einem Au-
genblicke zum andern dreuſter; das Maͤdchen aber
vom Wein erhitzt, wehrte ſich immer ſchwaͤcher
und endlich — Doch, der Leſer bewundre die De-
likateſſe des Herrn Magiſter Confuſelius! — Hier
fiel der Vorhang; — aber man hoͤrte das Maͤdchen,
welches die letzte Gunſt nicht erzeigen wollte, ſchrei-
en, und wußte, was vorgieng.
Jm dritten Act uͤberfiel der Bruder des ver-
ungluͤckten Maͤdchens den Officier zu Mitternacht
in ſeinem Quartier. Er machte erſt ein graͤuliches
Gepolter vor ſeiner Thuͤre; der Bediente des Offi-
ciers zankte draußen mit ihm, und wurde gepruͤgelt.
Endlich ſprang ſein Herr, wie er war, hinter der
Couliſſe, als aus dem Bette hervor, aber, (der
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/26>, abgerufen am 23.11.2024.
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