Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
nach seinem Geldschrank gieng und einen Beutel zur Hand nahm, unterdrückte sie die Aufwallung und ließ indem sie noch matt thuend sitzen blieb, ihren Mann weiter sprechen. "Das Geld, fuhr dieser fort, verweigerte ich Dir darum, weil ich am andern Hause zu bauen bekomme, und ich wohl weiß, daß Dir's nicht fehlen kann; damit Du aber von dem unwürdigen Verdacht abgehst, als ob Felß mir rieth, Dich ungefällig zu behandeln, oder daß er gar etwas von mir annähme, wozu er viel zu stolz ist, so will ich Dir diesmal noch den Willen thun." Er zählte und der Klang des Geldes war eini- ge Zerstreuung für Suschen, zugleich überlegte sie, daß sie künftig auf diese Art mehr von ihrem Mann erhalten könnte, indem sie im Abschlagsfall nur auf Felßen schimpfen und drohn dürfte, daß sie hinlaufen wolle, ihn selbst zur Rede zu setzen. Sie hatte zu allem, was Johann Jacob gesagt, ge- schwiegen und nur bei der Stelle, daß Felß zu stolz sei, um etwas von ihm anzunehmen, höhnisch gelächelt, jetzt strich sie das Geld ein und sagte ziemlich gelassen: "ich würde Dir's nicht abgefor- dert haben, wenn ich's nicht brauchte, aber wenn Du etwa denkst, mich dadurch, daß Du's endlich giebst, zu verblenden, so irrst Du Dich, ich weiß doch Q 4
nach ſeinem Geldſchrank gieng und einen Beutel zur Hand nahm, unterdruͤckte ſie die Aufwallung und ließ indem ſie noch matt thuend ſitzen blieb, ihren Mann weiter ſprechen. „Das Geld, fuhr dieſer fort, verweigerte ich Dir darum, weil ich am andern Hauſe zu bauen bekomme, und ich wohl weiß, daß Dir’s nicht fehlen kann; damit Du aber von dem unwuͤrdigen Verdacht abgehſt, als ob Felß mir rieth, Dich ungefaͤllig zu behandeln, oder daß er gar etwas von mir annaͤhme, wozu er viel zu ſtolz iſt, ſo will ich Dir diesmal noch den Willen thun.“ Er zaͤhlte und der Klang des Geldes war eini- ge Zerſtreuung fuͤr Suschen, zugleich uͤberlegte ſie, daß ſie kuͤnftig auf dieſe Art mehr von ihrem Mann erhalten koͤnnte, indem ſie im Abſchlagsfall nur auf Felßen ſchimpfen und drohn duͤrfte, daß ſie hinlaufen wolle, ihn ſelbſt zur Rede zu ſetzen. Sie hatte zu allem, was Johann Jacob geſagt, ge- ſchwiegen und nur bei der Stelle, daß Felß zu ſtolz ſei, um etwas von ihm anzunehmen, hoͤhniſch gelaͤchelt, jetzt ſtrich ſie das Geld ein und ſagte ziemlich gelaſſen: „ich wuͤrde Dir’s nicht abgefor- dert haben, wenn ich’s nicht brauchte, aber wenn Du etwa denkſt, mich dadurch, daß Du’s endlich giebſt, zu verblenden, ſo irrſt Du Dich, ich weiß doch Q 4
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nach ſeinem Geldſchrank gieng und einen Beutel
zur Hand nahm, unterdruͤckte ſie die Aufwallung
und ließ indem ſie noch matt thuend ſitzen blieb,
ihren Mann weiter ſprechen. „Das Geld, fuhr
dieſer fort, verweigerte ich Dir darum, weil ich
am andern Hauſe zu bauen bekomme, und ich wohl
weiß, daß Dir’s nicht fehlen kann; damit Du aber
von dem unwuͤrdigen Verdacht abgehſt, als ob Felß
mir rieth, Dich ungefaͤllig zu behandeln, oder daß
er gar etwas von mir annaͤhme, wozu er viel zu
ſtolz iſt, ſo will ich Dir diesmal noch den Willen
thun.“
Er zaͤhlte und der Klang des Geldes war eini-
ge Zerſtreuung fuͤr Suschen, zugleich uͤberlegte ſie,
daß ſie kuͤnftig auf dieſe Art mehr von ihrem Mann
erhalten koͤnnte, indem ſie im Abſchlagsfall nur
auf Felßen ſchimpfen und drohn duͤrfte, daß ſie
hinlaufen wolle, ihn ſelbſt zur Rede zu ſetzen.
Sie hatte zu allem, was Johann Jacob geſagt, ge-
ſchwiegen und nur bei der Stelle, daß Felß zu
ſtolz ſei, um etwas von ihm anzunehmen, hoͤhniſch
gelaͤchelt, jetzt ſtrich ſie das Geld ein und ſagte
ziemlich gelaſſen: „ich wuͤrde Dir’s nicht abgefor-
dert haben, wenn ich’s nicht brauchte, aber wenn
Du etwa denkſt, mich dadurch, daß Du’s endlich
giebſt, zu verblenden, ſo irrſt Du Dich, ich weiß
doch
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