Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.Suschen war kühl worden und da sie sahe, daß ih das ohnmächtig werden, nichts half, da Schnitzer ihr durch das Lob ihrer Artigkeit schmeichelte, indem er ihr zugleich zeigte, daß er die ersonnene Geschichte ihres Herkommens glaub- te, so ließ sie sich wirklich besänftigen und sogar fühlte sie sich einen Augenblick beschämt; doch die- se Schwachheit verließ sie sogleich wieder, dage- gen hielt sie Entschuldigung für nöthig und so sag- te sie: "Vor fremden Leuden werd' ich solche Re- den nicht hören lassen, willst Du sie auch nicht mehr hören, so hebe den Umgang mit Felßen auf, und wenn ich nicht glauben soll, daß Du Dich von ihm aufbringen läßt, so gieb mir das Geld, um welches ich diesen Morgen bat." Das erste kann ich Dir nicht versprechen, ver- setzte Johann Jacob, hingegen kann ich Dich ver- sichern, daß Felß nicht an Dich denkt, daß er wichtigere Dinge im Kopf hat, und viel zu groß denkt, um sich mit so was, wie Du ihm Schuld giebst, abzugeben. Madam Schnitzer fühlte, daß ihr Blut schon wieder im Steigen war, Schnitzer wollte das verlangte Versprechen nicht reichen und gab ihr, da er sagte, Felß habe wichtigere Dinge im Kopfe, nicht uneben zu verstehn, daß sie ihm zu unwichtig wäre; da er aber während dem Sprechen nach
Suschen war kuͤhl worden und da ſie ſahe, daß ih das ohnmaͤchtig werden, nichts half, da Schnitzer ihr durch das Lob ihrer Artigkeit ſchmeichelte, indem er ihr zugleich zeigte, daß er die erſonnene Geſchichte ihres Herkommens glaub- te, ſo ließ ſie ſich wirklich beſaͤnftigen und ſogar fuͤhlte ſie ſich einen Augenblick beſchaͤmt; doch die- ſe Schwachheit verließ ſie ſogleich wieder, dage- gen hielt ſie Entſchuldigung fuͤr noͤthig und ſo ſag- te ſie: „Vor fremden Leuden werd’ ich ſolche Re- den nicht hoͤren laſſen, willſt Du ſie auch nicht mehr hoͤren, ſo hebe den Umgang mit Felßen auf, und wenn ich nicht glauben ſoll, daß Du Dich von ihm aufbringen laͤßt, ſo gieb mir das Geld, um welches ich dieſen Morgen bat.“ Das erſte kann ich Dir nicht verſprechen, ver- ſetzte Johann Jacob, hingegen kann ich Dich ver- ſichern, daß Felß nicht an Dich denkt, daß er wichtigere Dinge im Kopf hat, und viel zu groß denkt, um ſich mit ſo was, wie Du ihm Schuld giebſt, abzugeben. Madam Schnitzer fuͤhlte, daß ihr Blut ſchon wieder im Steigen war, Schnitzer wollte das verlangte Verſprechen nicht reichen und gab ihr, da er ſagte, Felß habe wichtigere Dinge im Kopfe, nicht uneben zu verſtehn, daß ſie ihm zu unwichtig waͤre; da er aber waͤhrend dem Sprechen nach
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Suschen war kuͤhl worden und da ſie ſahe,
daß ih das ohnmaͤchtig werden, nichts half, da
Schnitzer ihr durch das Lob ihrer Artigkeit
ſchmeichelte, indem er ihr zugleich zeigte, daß er
die erſonnene Geſchichte ihres Herkommens glaub-
te, ſo ließ ſie ſich wirklich beſaͤnftigen und ſogar
fuͤhlte ſie ſich einen Augenblick beſchaͤmt; doch die-
ſe Schwachheit verließ ſie ſogleich wieder, dage-
gen hielt ſie Entſchuldigung fuͤr noͤthig und ſo ſag-
te ſie: „Vor fremden Leuden werd’ ich ſolche Re-
den nicht hoͤren laſſen, willſt Du ſie auch nicht
mehr hoͤren, ſo hebe den Umgang mit Felßen auf,
und wenn ich nicht glauben ſoll, daß Du Dich von
ihm aufbringen laͤßt, ſo gieb mir das Geld, um
welches ich dieſen Morgen bat.“
Das erſte kann ich Dir nicht verſprechen, ver-
ſetzte Johann Jacob, hingegen kann ich Dich ver-
ſichern, daß Felß nicht an Dich denkt, daß er
wichtigere Dinge im Kopf hat, und viel zu groß
denkt, um ſich mit ſo was, wie Du ihm Schuld
giebſt, abzugeben. Madam Schnitzer fuͤhlte, daß
ihr Blut ſchon wieder im Steigen war, Schnitzer
wollte das verlangte Verſprechen nicht reichen und
gab ihr, da er ſagte, Felß habe wichtigere Dinge
im Kopfe, nicht uneben zu verſtehn, daß ſie ihm
zu unwichtig waͤre; da er aber waͤhrend dem Sprechen
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