den bestimmten Garten zu gehn, wo sie einen vor- nehmen Herrn finden würde, der sie heirathen, aber sie gern erst am dritten Orte sprechen wollte.
Die Alte gieng also, und der Officier rufte ihre Mädchen wieder herein, bat sie, nicht weiter böse zu sein; daß er ihnen vorhin die Wahrheit ge- sagt hätte, und trieb, um sie wieder auf gute Lau- ne zu bringen, unartigen Scherz mit ihnen.
Jm vierten Auftritte kamen mehr Manns- leute. Die Mädchen mußten Wein und Gebacke- nes holen, und nun gieng es bunt über, bis im fünften Auftritte die Kupplerinn zurückkam, die denn mit dem Officier heimlich sprach, und ihm so erwünschte Nachrichten brachte, daß er vor Freuden mit den Fingern schnippte, und indem er Hut und Stock nahm, und abgieng, sagte, ich bin zu gesetzter Zeit zur Stelle. -- Und meine zwan- zg Louisd'or, schrie ihm die Alte nach -- Sollst du haben, rief er zurück.
Ha! alte Vettel, sagte einer der Anwesenden, eben verkuppelst du wieder ein hübsches Mädchen! Die Alte gestand es, begonnte aber zu wehklagen, daß sie auf solche Art ihr Brod verdienen müßte, da sie einmal diese Lebensart ergriffen hätte, und zu keiner andern mehr geschickt wär. Sie wünsch- te, daß dergleichen Erwerb nicht geduldet und die
Armen
den beſtimmten Garten zu gehn, wo ſie einen vor- nehmen Herrn finden wuͤrde, der ſie heirathen, aber ſie gern erſt am dritten Orte ſprechen wollte.
Die Alte gieng alſo, und der Officier rufte ihre Maͤdchen wieder herein, bat ſie, nicht weiter boͤſe zu ſein; daß er ihnen vorhin die Wahrheit ge- ſagt haͤtte, und trieb, um ſie wieder auf gute Lau- ne zu bringen, unartigen Scherz mit ihnen.
Jm vierten Auftritte kamen mehr Manns- leute. Die Maͤdchen mußten Wein und Gebacke- nes holen, und nun gieng es bunt uͤber, bis im fuͤnften Auftritte die Kupplerinn zuruͤckkam, die denn mit dem Officier heimlich ſprach, und ihm ſo erwuͤnſchte Nachrichten brachte, daß er vor Freuden mit den Fingern ſchnippte, und indem er Hut und Stock nahm, und abgieng, ſagte, ich bin zu geſetzter Zeit zur Stelle. — Und meine zwan- zg Louisd’or, ſchrie ihm die Alte nach — Sollſt du haben, rief er zuruͤck.
Ha! alte Vettel, ſagte einer der Anweſenden, eben verkuppelſt du wieder ein huͤbſches Maͤdchen! Die Alte geſtand es, begonnte aber zu wehklagen, daß ſie auf ſolche Art ihr Brod verdienen muͤßte, da ſie einmal dieſe Lebensart ergriffen haͤtte, und zu keiner andern mehr geſchickt waͤr. Sie wuͤnſch- te, daß dergleichen Erwerb nicht geduldet und die
Armen
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den beſtimmten Garten zu gehn, wo ſie einen vor-
nehmen Herrn finden wuͤrde, der ſie heirathen,
aber ſie gern erſt am dritten Orte ſprechen wollte.
Die Alte gieng alſo, und der Officier rufte
ihre Maͤdchen wieder herein, bat ſie, nicht weiter
boͤſe zu ſein; daß er ihnen vorhin die Wahrheit ge-
ſagt haͤtte, und trieb, um ſie wieder auf gute Lau-
ne zu bringen, unartigen Scherz mit ihnen.
Jm vierten Auftritte kamen mehr Manns-
leute. Die Maͤdchen mußten Wein und Gebacke-
nes holen, und nun gieng es bunt uͤber, bis im
fuͤnften Auftritte die Kupplerinn zuruͤckkam, die
denn mit dem Officier heimlich ſprach, und ihm
ſo erwuͤnſchte Nachrichten brachte, daß er vor
Freuden mit den Fingern ſchnippte, und indem er
Hut und Stock nahm, und abgieng, ſagte, ich
bin zu geſetzter Zeit zur Stelle. — Und meine zwan-
zg Louisd’or, ſchrie ihm die Alte nach — Sollſt
du haben, rief er zuruͤck.
Ha! alte Vettel, ſagte einer der Anweſenden,
eben verkuppelſt du wieder ein huͤbſches Maͤdchen!
Die Alte geſtand es, begonnte aber zu wehklagen,
daß ſie auf ſolche Art ihr Brod verdienen muͤßte,
da ſie einmal dieſe Lebensart ergriffen haͤtte, und
zu keiner andern mehr geſchickt waͤr. Sie wuͤnſch-
te, daß dergleichen Erwerb nicht geduldet und die
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/24>, abgerufen am 23.11.2024.
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