Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht geschmeichelt war. Kurz, er sagte ihnen
rund heraus, sie wären alle zusammen lüderliche
und ekelhafte Geschöpfe, deren sich ein ehrlicher
Mann nur im Nothfalle bediente, die er aber im-
mer verabscheute. (Dieses sollte nemlich eine
kräftige Moral sein.)

Nachdem er ihnen so offenherzig die Meinung
gesagt hatte, meldete er der Kupplerinn, die er
mit einem Schimpfwort anredete, er müßte sie al-
lein sprechen, und sie könnte etwas verdienen,
wenn sie sich gescheut benehmen wollte. Sie be-
fahl hierauf den Freudenmädchen hinauszugehn;
und diese thaten es, indem sie den Lieutenant
schimpften, und ihm Gesichter schnitten.

Nun entdeckte der Officier der Kupplerinn, daß
er in ein junges, unschuldiges Mädchen, das
Kind rechtlicher Leute, sterblich verliebt wäre, und
und ihr zwanzig Louisd'or geben wollte, wenn sie
ihm zu einer Zusammenkunft mit dem Mädchen
helfen könnte. Es wurde Rath gepflogen, und
endlich beschlossen, das junge Mädchen in einen
Garten zu locken; dieses sollte nun sogleich gesche-
hen. Die Kupplerinn beschloß, der Köchinn die-
ser ehrlichen Leute, die eine gute Bekannte von
ihr war, einige Louisdor zu bieten, wenn sie ihre
Mamsell bereden wollte, diesen Abend mit ihr in

den
B

nicht geſchmeichelt war. Kurz, er ſagte ihnen
rund heraus, ſie waͤren alle zuſammen luͤderliche
und ekelhafte Geſchoͤpfe, deren ſich ein ehrlicher
Mann nur im Nothfalle bediente, die er aber im-
mer verabſcheute. (Dieſes ſollte nemlich eine
kraͤftige Moral ſein.)

Nachdem er ihnen ſo offenherzig die Meinung
geſagt hatte, meldete er der Kupplerinn, die er
mit einem Schimpfwort anredete, er muͤßte ſie al-
lein ſprechen, und ſie koͤnnte etwas verdienen,
wenn ſie ſich geſcheut benehmen wollte. Sie be-
fahl hierauf den Freudenmaͤdchen hinauszugehn;
und dieſe thaten es, indem ſie den Lieutenant
ſchimpften, und ihm Geſichter ſchnitten.

Nun entdeckte der Officier der Kupplerinn, daß
er in ein junges, unſchuldiges Maͤdchen, das
Kind rechtlicher Leute, ſterblich verliebt waͤre, und
und ihr zwanzig Louisd’or geben wollte, wenn ſie
ihm zu einer Zuſammenkunft mit dem Maͤdchen
helfen koͤnnte. Es wurde Rath gepflogen, und
endlich beſchloſſen, das junge Maͤdchen in einen
Garten zu locken; dieſes ſollte nun ſogleich geſche-
hen. Die Kupplerinn beſchloß, der Koͤchinn die-
ſer ehrlichen Leute, die eine gute Bekannte von
ihr war, einige Louisdor zu bieten, wenn ſie ihre
Mamſell bereden wollte, dieſen Abend mit ihr in

den
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0023" n="17"/>
nicht ge&#x017F;chmeichelt war. Kurz, er &#x017F;agte ihnen<lb/>
rund heraus, &#x017F;ie wa&#x0364;ren alle zu&#x017F;ammen lu&#x0364;derliche<lb/>
und ekelhafte Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe, deren &#x017F;ich ein ehrlicher<lb/>
Mann nur im Nothfalle bediente, die er aber im-<lb/>
mer verab&#x017F;cheute. (Die&#x017F;es &#x017F;ollte nemlich eine<lb/>
kra&#x0364;ftige Moral &#x017F;ein.)</p><lb/>
        <p>Nachdem er ihnen &#x017F;o offenherzig die Meinung<lb/>
ge&#x017F;agt hatte, meldete er der Kupplerinn, die er<lb/>
mit einem Schimpfwort anredete, er mu&#x0364;ßte &#x017F;ie al-<lb/>
lein &#x017F;prechen, und &#x017F;ie ko&#x0364;nnte etwas verdienen,<lb/>
wenn &#x017F;ie &#x017F;ich ge&#x017F;cheut benehmen wollte. Sie be-<lb/>
fahl hierauf den Freudenma&#x0364;dchen hinauszugehn;<lb/>
und die&#x017F;e thaten es, indem &#x017F;ie den Lieutenant<lb/>
&#x017F;chimpften, und ihm Ge&#x017F;ichter &#x017F;chnitten.</p><lb/>
        <p>Nun entdeckte der Officier der Kupplerinn, daß<lb/>
er in ein junges, un&#x017F;chuldiges Ma&#x0364;dchen, das<lb/>
Kind rechtlicher Leute, &#x017F;terblich verliebt wa&#x0364;re, und<lb/>
und ihr zwanzig Louisd&#x2019;or geben wollte, wenn &#x017F;ie<lb/>
ihm zu einer Zu&#x017F;ammenkunft mit dem Ma&#x0364;dchen<lb/>
helfen ko&#x0364;nnte. Es wurde Rath gepflogen, und<lb/>
endlich be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, das junge Ma&#x0364;dchen in einen<lb/>
Garten zu locken; die&#x017F;es &#x017F;ollte nun &#x017F;ogleich ge&#x017F;che-<lb/>
hen. Die Kupplerinn be&#x017F;chloß, der Ko&#x0364;chinn die-<lb/>
&#x017F;er ehrlichen Leute, die eine gute Bekannte von<lb/>
ihr war, einige Louisdor zu bieten, wenn &#x017F;ie ihre<lb/>
Mam&#x017F;ell bereden wollte, die&#x017F;en Abend mit ihr in<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0023] nicht geſchmeichelt war. Kurz, er ſagte ihnen rund heraus, ſie waͤren alle zuſammen luͤderliche und ekelhafte Geſchoͤpfe, deren ſich ein ehrlicher Mann nur im Nothfalle bediente, die er aber im- mer verabſcheute. (Dieſes ſollte nemlich eine kraͤftige Moral ſein.) Nachdem er ihnen ſo offenherzig die Meinung geſagt hatte, meldete er der Kupplerinn, die er mit einem Schimpfwort anredete, er muͤßte ſie al- lein ſprechen, und ſie koͤnnte etwas verdienen, wenn ſie ſich geſcheut benehmen wollte. Sie be- fahl hierauf den Freudenmaͤdchen hinauszugehn; und dieſe thaten es, indem ſie den Lieutenant ſchimpften, und ihm Geſichter ſchnitten. Nun entdeckte der Officier der Kupplerinn, daß er in ein junges, unſchuldiges Maͤdchen, das Kind rechtlicher Leute, ſterblich verliebt waͤre, und und ihr zwanzig Louisd’or geben wollte, wenn ſie ihm zu einer Zuſammenkunft mit dem Maͤdchen helfen koͤnnte. Es wurde Rath gepflogen, und endlich beſchloſſen, das junge Maͤdchen in einen Garten zu locken; dieſes ſollte nun ſogleich geſche- hen. Die Kupplerinn beſchloß, der Koͤchinn die- ſer ehrlichen Leute, die eine gute Bekannte von ihr war, einige Louisdor zu bieten, wenn ſie ihre Mamſell bereden wollte, dieſen Abend mit ihr in den B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/23
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/23>, abgerufen am 23.11.2024.