nicht geschmeichelt war. Kurz, er sagte ihnen rund heraus, sie wären alle zusammen lüderliche und ekelhafte Geschöpfe, deren sich ein ehrlicher Mann nur im Nothfalle bediente, die er aber im- mer verabscheute. (Dieses sollte nemlich eine kräftige Moral sein.)
Nachdem er ihnen so offenherzig die Meinung gesagt hatte, meldete er der Kupplerinn, die er mit einem Schimpfwort anredete, er müßte sie al- lein sprechen, und sie könnte etwas verdienen, wenn sie sich gescheut benehmen wollte. Sie be- fahl hierauf den Freudenmädchen hinauszugehn; und diese thaten es, indem sie den Lieutenant schimpften, und ihm Gesichter schnitten.
Nun entdeckte der Officier der Kupplerinn, daß er in ein junges, unschuldiges Mädchen, das Kind rechtlicher Leute, sterblich verliebt wäre, und und ihr zwanzig Louisd'or geben wollte, wenn sie ihm zu einer Zusammenkunft mit dem Mädchen helfen könnte. Es wurde Rath gepflogen, und endlich beschlossen, das junge Mädchen in einen Garten zu locken; dieses sollte nun sogleich gesche- hen. Die Kupplerinn beschloß, der Köchinn die- ser ehrlichen Leute, die eine gute Bekannte von ihr war, einige Louisdor zu bieten, wenn sie ihre Mamsell bereden wollte, diesen Abend mit ihr in
den
B
nicht geſchmeichelt war. Kurz, er ſagte ihnen rund heraus, ſie waͤren alle zuſammen luͤderliche und ekelhafte Geſchoͤpfe, deren ſich ein ehrlicher Mann nur im Nothfalle bediente, die er aber im- mer verabſcheute. (Dieſes ſollte nemlich eine kraͤftige Moral ſein.)
Nachdem er ihnen ſo offenherzig die Meinung geſagt hatte, meldete er der Kupplerinn, die er mit einem Schimpfwort anredete, er muͤßte ſie al- lein ſprechen, und ſie koͤnnte etwas verdienen, wenn ſie ſich geſcheut benehmen wollte. Sie be- fahl hierauf den Freudenmaͤdchen hinauszugehn; und dieſe thaten es, indem ſie den Lieutenant ſchimpften, und ihm Geſichter ſchnitten.
Nun entdeckte der Officier der Kupplerinn, daß er in ein junges, unſchuldiges Maͤdchen, das Kind rechtlicher Leute, ſterblich verliebt waͤre, und und ihr zwanzig Louisd’or geben wollte, wenn ſie ihm zu einer Zuſammenkunft mit dem Maͤdchen helfen koͤnnte. Es wurde Rath gepflogen, und endlich beſchloſſen, das junge Maͤdchen in einen Garten zu locken; dieſes ſollte nun ſogleich geſche- hen. Die Kupplerinn beſchloß, der Koͤchinn die- ſer ehrlichen Leute, die eine gute Bekannte von ihr war, einige Louisdor zu bieten, wenn ſie ihre Mamſell bereden wollte, dieſen Abend mit ihr in
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nicht geſchmeichelt war. Kurz, er ſagte ihnen
rund heraus, ſie waͤren alle zuſammen luͤderliche
und ekelhafte Geſchoͤpfe, deren ſich ein ehrlicher
Mann nur im Nothfalle bediente, die er aber im-
mer verabſcheute. (Dieſes ſollte nemlich eine
kraͤftige Moral ſein.)
Nachdem er ihnen ſo offenherzig die Meinung
geſagt hatte, meldete er der Kupplerinn, die er
mit einem Schimpfwort anredete, er muͤßte ſie al-
lein ſprechen, und ſie koͤnnte etwas verdienen,
wenn ſie ſich geſcheut benehmen wollte. Sie be-
fahl hierauf den Freudenmaͤdchen hinauszugehn;
und dieſe thaten es, indem ſie den Lieutenant
ſchimpften, und ihm Geſichter ſchnitten.
Nun entdeckte der Officier der Kupplerinn, daß
er in ein junges, unſchuldiges Maͤdchen, das
Kind rechtlicher Leute, ſterblich verliebt waͤre, und
und ihr zwanzig Louisd’or geben wollte, wenn ſie
ihm zu einer Zuſammenkunft mit dem Maͤdchen
helfen koͤnnte. Es wurde Rath gepflogen, und
endlich beſchloſſen, das junge Maͤdchen in einen
Garten zu locken; dieſes ſollte nun ſogleich geſche-
hen. Die Kupplerinn beſchloß, der Koͤchinn die-
ſer ehrlichen Leute, die eine gute Bekannte von
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/23>, abgerufen am 23.11.2024.
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