Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
wegen Herrn Felßen mit ihm zu sprechen, nun wollte er also doch hören, was es wäre, und den Bescheid bringen, wie die neue Einrichtung zu machen, oder ob sie nicht nach Herrn Felßens Meinung zu machen sei. Er überlegte nun, wie es zu verfügen sei, daß er Felßen behalten könnte, damit er in der bisheri- gen Ordnung bliebe, aber weniger zahlte? Das Resultat war, einmal Herz zu fassen und ernsthaft mit seiner Frau zu sprechen. Dies verschob er nicht länger als bis zur Stunde des Schlafengehens, und es konnte da abgehan- delt werden, weil eben kein Abend des Soupe spirituel war, und also die Dame sich zeitig zur Ruhe begab. Nun begann er: Suschen, ich muß wegen Herr Felßen mit Dir sprechen, er will uns verlassen. Suschen. Ei das wird ein mächtiges Un- glück sein mon Dieu quel malheur! Schnitzer. Spotte nicht, Suschen, es wird allerdings nicht gut sein; Felß ist ein ehrenwer- ther Mann, wir müssen doch jemand haben, der gegen die anderen absticht. Suschen. Alter Narr, der nimmermehr ge- scheid wird! Ja freilich sticht er gegen die anderen ab, denn er verzehrt mehr als er bezahlt, die an- de-
wegen Herrn Felßen mit ihm zu ſprechen, nun wollte er alſo doch hoͤren, was es waͤre, und den Beſcheid bringen, wie die neue Einrichtung zu machen, oder ob ſie nicht nach Herrn Felßens Meinung zu machen ſei. Er uͤberlegte nun, wie es zu verfuͤgen ſei, daß er Felßen behalten koͤnnte, damit er in der bisheri- gen Ordnung bliebe, aber weniger zahlte? Das Reſultat war, einmal Herz zu faſſen und ernſthaft mit ſeiner Frau zu ſprechen. Dies verſchob er nicht laͤnger als bis zur Stunde des Schlafengehens, und es konnte da abgehan- delt werden, weil eben kein Abend des Soupé ſpirituel war, und alſo die Dame ſich zeitig zur Ruhe begab. Nun begann er: Suschen, ich muß wegen Herr Felßen mit Dir ſprechen, er will uns verlaſſen. Suschen. Ei das wird ein maͤchtiges Un- gluͤck ſein mon Dieu quel malheur! Schnitzer. Spotte nicht, Suschen, es wird allerdings nicht gut ſein; Felß iſt ein ehrenwer- ther Mann, wir muͤſſen doch jemand haben, der gegen die anderen abſticht. Suschen. Alter Narr, der nimmermehr ge- ſcheid wird! Ja freilich ſticht er gegen die anderen ab, denn er verzehrt mehr als er bezahlt, die an- de-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#FEL"> <p><pb facs="#f0238" n="232"/> wegen Herrn Felßen mit ihm zu ſprechen, nun<lb/> wollte er alſo doch hoͤren, was es waͤre, und den<lb/> Beſcheid bringen, wie die neue Einrichtung zu<lb/> machen, oder ob ſie nicht nach Herrn Felßens<lb/> Meinung zu machen ſei.</p><lb/> <p>Er uͤberlegte nun, wie es zu verfuͤgen ſei, daß<lb/> er Felßen behalten koͤnnte, damit er in der bisheri-<lb/> gen Ordnung bliebe, aber weniger zahlte? Das<lb/> Reſultat war, einmal Herz zu faſſen und ernſthaft<lb/> mit ſeiner Frau zu ſprechen.</p><lb/> <p>Dies verſchob er nicht laͤnger als bis zur Stunde<lb/> des Schlafengehens, und es konnte da abgehan-<lb/> delt werden, weil eben kein Abend des <hi rendition="#aq">Soupé<lb/> ſpirituel</hi> war, und alſo die Dame ſich zeitig zur<lb/> Ruhe begab. Nun begann er:</p><lb/> <p>Suschen, ich muß wegen Herr Felßen mit Dir<lb/> ſprechen, er will uns verlaſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SUS"> <speaker> <hi rendition="#g">Suschen.</hi> </speaker> <p>Ei das wird ein maͤchtiges Un-<lb/> gluͤck ſein <hi rendition="#aq">mon Dieu quel malheur!</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNITZ"> <speaker> <hi rendition="#g">Schnitzer.</hi> </speaker> <p>Spotte nicht, Suschen, es wird<lb/> allerdings nicht gut ſein; Felß iſt ein ehrenwer-<lb/> ther Mann, wir muͤſſen doch jemand haben, der<lb/> gegen die anderen abſticht.</p> </sp><lb/> <sp who="#SUS"> <speaker> <hi rendition="#g">Suschen.</hi> </speaker> <p>Alter Narr, der nimmermehr ge-<lb/> ſcheid wird! Ja freilich ſticht er gegen die anderen<lb/> ab, denn er verzehrt mehr als er bezahlt, die an-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">de-</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [232/0238]
wegen Herrn Felßen mit ihm zu ſprechen, nun
wollte er alſo doch hoͤren, was es waͤre, und den
Beſcheid bringen, wie die neue Einrichtung zu
machen, oder ob ſie nicht nach Herrn Felßens
Meinung zu machen ſei.
Er uͤberlegte nun, wie es zu verfuͤgen ſei, daß
er Felßen behalten koͤnnte, damit er in der bisheri-
gen Ordnung bliebe, aber weniger zahlte? Das
Reſultat war, einmal Herz zu faſſen und ernſthaft
mit ſeiner Frau zu ſprechen.
Dies verſchob er nicht laͤnger als bis zur Stunde
des Schlafengehens, und es konnte da abgehan-
delt werden, weil eben kein Abend des Soupé
ſpirituel war, und alſo die Dame ſich zeitig zur
Ruhe begab. Nun begann er:
Suschen, ich muß wegen Herr Felßen mit Dir
ſprechen, er will uns verlaſſen.
Suschen. Ei das wird ein maͤchtiges Un-
gluͤck ſein mon Dieu quel malheur!
Schnitzer. Spotte nicht, Suschen, es wird
allerdings nicht gut ſein; Felß iſt ein ehrenwer-
ther Mann, wir muͤſſen doch jemand haben, der
gegen die anderen abſticht.
Suschen. Alter Narr, der nimmermehr ge-
ſcheid wird! Ja freilich ſticht er gegen die anderen
ab, denn er verzehrt mehr als er bezahlt, die an-
de-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |