Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
er mußte ihn wieder zusammennähen, und für ein
Douceur herleihen. Ein Ueberschlag war bald
gemacht, und eine alte Stutzperücke fand Albre[c]hts
Friseur in einem Winkel, und brachte sie ein we-
nig in Ordnung. Also ward auch dieser Sorgen-
stein dem Magister vom Herzen genommen.

Alles, was einen Wagen oder ein Reitpferd
zu bekommen wußte, und was, wo dieß nicht sein
konnte, zwei gesunde Füße hatte, stürzte am Tage
der Aufführung nach *; kein Mensch wollte dieses
merkwürdige Schauspiel versäumen.

Die Entree kostete 8, 4 und 2 Groschen und
das gab ein jeder gern; ja es fehlte gar bald so sehr
am Platze, daß sich viele gar aufs Theater dräng-
ten; und Confuselius wurde so stolz auf die große
Menge von Zuschauern, daß er sich nicht nur gegen
diese, sondern auch gegen seine Mitsp[i]eler insolent
betrug.

Albrecht und seine Freunde hatten beschlossen,
fast ununterbrochen zu klatschen; andere hingegen
pochten, pfiffen, lachten, und sprachen ganz laut.
Es war ein so wundersam vermischter Lärm, daß
man aller Augenblicke vom Theater her um Stille
bitten mußte. Confuselius, welcher im Priester-
rock und seiner Stutzperücke den Souffleur machte,
trat selbst zuweilen mit gebietrischer Miene hin-
ter
er mußte ihn wieder zuſammennaͤhen, und fuͤr ein
Douceur herleihen. Ein Ueberſchlag war bald
gemacht, und eine alte Stutzperuͤcke fand Albre[c]hts
Friſeur in einem Winkel, und brachte ſie ein we-
nig in Ordnung. Alſo ward auch dieſer Sorgen-
ſtein dem Magiſter vom Herzen genommen.

Alles, was einen Wagen oder ein Reitpferd
zu bekommen wußte, und was, wo dieß nicht ſein
konnte, zwei geſunde Fuͤße hatte, ſtuͤrzte am Tage
der Auffuͤhrung nach *; kein Menſch wollte dieſes
merkwuͤrdige Schauſpiel verſaͤumen.

Die Entree koſtete 8, 4 und 2 Groſchen und
das gab ein jeder gern; ja es fehlte gar bald ſo ſehr
am Platze, daß ſich viele gar aufs Theater draͤng-
ten; und Confuſelius wurde ſo ſtolz auf die große
Menge von Zuſchauern, daß er ſich nicht nur gegen
dieſe, ſondern auch gegen ſeine Mitſp[i]eler inſolent
betrug.

Albrecht und ſeine Freunde hatten beſchloſſen,
faſt ununterbrochen zu klatſchen; andere hingegen
pochten, pfiffen, lachten, und ſprachen ganz laut.
Es war ein ſo wunderſam vermiſchter Laͤrm, daß
man aller Augenblicke vom Theater her um Stille
bitten mußte. Confuſelius, welcher im Prieſter-
rock und ſeiner Stutzperuͤcke den Souffleur machte,
trat ſelbſt zuweilen mit gebietriſcher Miene hin-
ter
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#CON">
          <p><pb facs="#f0126" n="120"/>
er mußte ihn wieder zu&#x017F;ammenna&#x0364;hen, und fu&#x0364;r ein<lb/>
Douceur herleihen. Ein Ueber&#x017F;chlag war bald<lb/>
gemacht, und eine alte Stutzperu&#x0364;cke fand Albre<supplied>c</supplied>hts<lb/>
Fri&#x017F;eur in einem Winkel, und brachte &#x017F;ie ein we-<lb/>
nig in Ordnung. Al&#x017F;o ward auch die&#x017F;er Sorgen-<lb/>
&#x017F;tein dem Magi&#x017F;ter vom Herzen genommen.</p><lb/>
          <p>Alles, was einen Wagen oder ein Reitpferd<lb/>
zu bekommen wußte, und was, wo dieß nicht &#x017F;ein<lb/>
konnte, zwei ge&#x017F;unde Fu&#x0364;ße hatte, &#x017F;tu&#x0364;rzte am Tage<lb/>
der Auffu&#x0364;hrung nach *; kein Men&#x017F;ch wollte die&#x017F;es<lb/>
merkwu&#x0364;rdige Schau&#x017F;piel ver&#x017F;a&#x0364;umen.</p><lb/>
          <p>Die Entree ko&#x017F;tete 8, 4 und 2 Gro&#x017F;chen und<lb/>
das gab ein jeder gern; ja es fehlte gar bald &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
am Platze, daß &#x017F;ich viele gar aufs Theater dra&#x0364;ng-<lb/>
ten; und Confu&#x017F;elius wurde &#x017F;o &#x017F;tolz auf die große<lb/>
Menge von Zu&#x017F;chauern, daß er &#x017F;ich nicht nur gegen<lb/>
die&#x017F;e, &#x017F;ondern auch gegen &#x017F;eine Mit&#x017F;p<supplied>i</supplied>eler in&#x017F;olent<lb/>
betrug.</p><lb/>
          <p>Albrecht und &#x017F;eine Freunde hatten be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
fa&#x017F;t ununterbrochen zu klat&#x017F;chen; andere hingegen<lb/>
pochten, pfiffen, lachten, und &#x017F;prachen ganz laut.<lb/>
Es war ein &#x017F;o wunder&#x017F;am vermi&#x017F;chter La&#x0364;rm, daß<lb/>
man aller Augenblicke vom Theater her um Stille<lb/>
bitten mußte. Confu&#x017F;elius, welcher im Prie&#x017F;ter-<lb/>
rock und &#x017F;einer Stutzperu&#x0364;cke den Souffleur machte,<lb/>
trat &#x017F;elb&#x017F;t zuweilen mit gebietri&#x017F;cher Miene hin-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0126] er mußte ihn wieder zuſammennaͤhen, und fuͤr ein Douceur herleihen. Ein Ueberſchlag war bald gemacht, und eine alte Stutzperuͤcke fand Albrechts Friſeur in einem Winkel, und brachte ſie ein we- nig in Ordnung. Alſo ward auch dieſer Sorgen- ſtein dem Magiſter vom Herzen genommen. Alles, was einen Wagen oder ein Reitpferd zu bekommen wußte, und was, wo dieß nicht ſein konnte, zwei geſunde Fuͤße hatte, ſtuͤrzte am Tage der Auffuͤhrung nach *; kein Menſch wollte dieſes merkwuͤrdige Schauſpiel verſaͤumen. Die Entree koſtete 8, 4 und 2 Groſchen und das gab ein jeder gern; ja es fehlte gar bald ſo ſehr am Platze, daß ſich viele gar aufs Theater draͤng- ten; und Confuſelius wurde ſo ſtolz auf die große Menge von Zuſchauern, daß er ſich nicht nur gegen dieſe, ſondern auch gegen ſeine Mitſpieler inſolent betrug. Albrecht und ſeine Freunde hatten beſchloſſen, faſt ununterbrochen zu klatſchen; andere hingegen pochten, pfiffen, lachten, und ſprachen ganz laut. Es war ein ſo wunderſam vermiſchter Laͤrm, daß man aller Augenblicke vom Theater her um Stille bitten mußte. Confuſelius, welcher im Prieſter- rock und ſeiner Stutzperuͤcke den Souffleur machte, trat ſelbſt zuweilen mit gebietriſcher Miene hin- ter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/126
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/126>, abgerufen am 23.11.2024.