Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
nicht gar schmeichelhaften Antworten auf seine Zu-
schriften ein neuer Wurm. Er mußte nunmehr
täglich mit Zittern der Rückkunft seiner übrigen
ausgesandten Paquete entgegen sehn; jedoch tröste-
te er sich auch wieder mit einer Hofnung, daß auch
wohl noch Antworten mit Ducaten oder Louisdors
einlaufen könnten. Keines von beiden erfolgte;
wohl aber giengen etliche leere Schreiben ein, mit
der kurzen Nachricht, daß man seine Paquete er-
halten hätte.
Confuselius dankte nur Gott, daß er allein
gewesen war, als jene Briefe mit den zurückkom-
menden Stücken angelangt waren; so mit erfuhr
es doch, dachte er, niemand.
Unter den Postsecretairs befand sich indessen
ein Freund Albrechts, welcher des Abends vorher
mit bei der Gesellschaft im Jtaliänerkeller gewesen
war. Dieser sah die Briese auspacken, und errieth,
da er Paquete mit der Addresse an den Magister
erblickte, was die darauf bemerkten gedruckten
Sachen sein konnten.
Confuselins wurde noch desselben Tages wieder
in den Jtaliänerkeller eingeladen, und da kamen
denn gar bald die Postpaquete mit gedruckten Sa-
chen zur Sprache. Allein der Herr Magister ge-
stand nichts, sondern gab vor, es wären gelehrte
Werke,
nicht gar ſchmeichelhaften Antworten auf ſeine Zu-
ſchriften ein neuer Wurm. Er mußte nunmehr
taͤglich mit Zittern der Ruͤckkunft ſeiner uͤbrigen
ausgeſandten Paquete entgegen ſehn; jedoch troͤſte-
te er ſich auch wieder mit einer Hofnung, daß auch
wohl noch Antworten mit Ducaten oder Louisdors
einlaufen koͤnnten. Keines von beiden erfolgte;
wohl aber giengen etliche leere Schreiben ein, mit
der kurzen Nachricht, daß man ſeine Paquete er-
halten haͤtte.
Confuſelius dankte nur Gott, daß er allein
geweſen war, als jene Briefe mit den zuruͤckkom-
menden Stuͤcken angelangt waren; ſo mit erfuhr
es doch, dachte er, niemand.
Unter den Poſtſecretairs befand ſich indeſſen
ein Freund Albrechts, welcher des Abends vorher
mit bei der Geſellſchaft im Jtaliaͤnerkeller geweſen
war. Dieſer ſah die Brieſe auspacken, und errieth,
da er Paquete mit der Addreſſe an den Magiſter
erblickte, was die darauf bemerkten gedruckten
Sachen ſein konnten.
Confuſelins wurde noch deſſelben Tages wieder
in den Jtaliaͤnerkeller eingeladen, und da kamen
denn gar bald die Poſtpaquete mit gedruckten Sa-
chen zur Sprache. Allein der Herr Magiſter ge-
ſtand nichts, ſondern gab vor, es waͤren gelehrte
Werke,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#CON">
          <p><pb facs="#f0114" n="108"/>
nicht gar &#x017F;chmeichelhaften Antworten auf &#x017F;eine Zu-<lb/>
&#x017F;chriften ein neuer Wurm. Er mußte nunmehr<lb/>
ta&#x0364;glich mit Zittern der Ru&#x0364;ckkunft &#x017F;einer u&#x0364;brigen<lb/>
ausge&#x017F;andten Paquete entgegen &#x017F;ehn; jedoch tro&#x0364;&#x017F;te-<lb/>
te er &#x017F;ich auch wieder mit einer Hofnung, daß auch<lb/>
wohl noch Antworten mit Ducaten oder Louisdors<lb/>
einlaufen ko&#x0364;nnten. Keines von beiden erfolgte;<lb/>
wohl aber giengen etliche leere Schreiben ein, mit<lb/>
der kurzen Nachricht, daß man &#x017F;eine Paquete er-<lb/>
halten ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p>Confu&#x017F;elius dankte nur Gott, daß er allein<lb/>
gewe&#x017F;en war, als jene Briefe mit den zuru&#x0364;ckkom-<lb/>
menden Stu&#x0364;cken angelangt waren; &#x017F;o mit erfuhr<lb/>
es doch, dachte er, niemand.</p><lb/>
          <p>Unter den Po&#x017F;t&#x017F;ecretairs befand &#x017F;ich inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ein Freund Albrechts, welcher des Abends vorher<lb/>
mit bei der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft im Jtalia&#x0364;nerkeller gewe&#x017F;en<lb/>
war. Die&#x017F;er &#x017F;ah die Brie&#x017F;e auspacken, und errieth,<lb/>
da er Paquete mit der Addre&#x017F;&#x017F;e an den Magi&#x017F;ter<lb/>
erblickte, was die darauf bemerkten <hi rendition="#g">gedruckten<lb/>
Sachen</hi> &#x017F;ein konnten.</p><lb/>
          <p>Confu&#x017F;elins wurde noch de&#x017F;&#x017F;elben Tages wieder<lb/>
in den Jtalia&#x0364;nerkeller eingeladen, und da kamen<lb/>
denn gar bald die Po&#x017F;tpaquete mit gedruckten Sa-<lb/>
chen zur Sprache. Allein der Herr Magi&#x017F;ter ge-<lb/>
&#x017F;tand nichts, &#x017F;ondern gab vor, es wa&#x0364;ren gelehrte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Werke,</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0114] nicht gar ſchmeichelhaften Antworten auf ſeine Zu- ſchriften ein neuer Wurm. Er mußte nunmehr taͤglich mit Zittern der Ruͤckkunft ſeiner uͤbrigen ausgeſandten Paquete entgegen ſehn; jedoch troͤſte- te er ſich auch wieder mit einer Hofnung, daß auch wohl noch Antworten mit Ducaten oder Louisdors einlaufen koͤnnten. Keines von beiden erfolgte; wohl aber giengen etliche leere Schreiben ein, mit der kurzen Nachricht, daß man ſeine Paquete er- halten haͤtte. Confuſelius dankte nur Gott, daß er allein geweſen war, als jene Briefe mit den zuruͤckkom- menden Stuͤcken angelangt waren; ſo mit erfuhr es doch, dachte er, niemand. Unter den Poſtſecretairs befand ſich indeſſen ein Freund Albrechts, welcher des Abends vorher mit bei der Geſellſchaft im Jtaliaͤnerkeller geweſen war. Dieſer ſah die Brieſe auspacken, und errieth, da er Paquete mit der Addreſſe an den Magiſter erblickte, was die darauf bemerkten gedruckten Sachen ſein konnten. Confuſelins wurde noch deſſelben Tages wieder in den Jtaliaͤnerkeller eingeladen, und da kamen denn gar bald die Poſtpaquete mit gedruckten Sa- chen zur Sprache. Allein der Herr Magiſter ge- ſtand nichts, ſondern gab vor, es waͤren gelehrte Werke,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/114
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/114>, abgerufen am 23.11.2024.