Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Trott, vielbekrittelten Andenkens, eingesegnet. Genug, die Angaben schwankten in solchem Grade, daß es kaum ein größeres historisches Ereignis; in den vielen braunschweigischen Seitenlinien gab, bei dem nach Ansicht der Habermus nicht irgend einer ihrer Altvordern betheiligt war; ob auf rühmliche Weise, darauf kam es zuletzt kaum noch an. In Ermangelung eines Stammschlosses hatte sich ein Brauch in der Familie Habermus vererbt: die Ehelosigkeit eines ihrer Glieder und dessen Anrecht auf die Küsterstelle zu Hedeper. Es gab in der Küsterei ein vergilbtes Buch, das als die Familienchronik der Habermus angesehen werden durfte. Es ging bis auf das Jahr 1697 zurück, galt als Fortsetzung einer noch weit umfangreicheren, angeblich in den Grundstein der Kirche St. Gertrauden mit vermauerten Sammlung ähnlichen Inhalts und enthielt die Aufzeichnungen lauter ehelos gestorbener Habermus. Von 1730--1735 fand sich eine Lücke, erklärt durch eine Stelle des nächstfolgenden Chronisten, des Inhalts : der Teufel habe Herrn Bastel Habermus, Küster zu St. Gertrauden, im Jahre des Heils 1730 bethört, daß sich derselbe einem Weibsbilde zu eigen gegeben habe, selbigeswelches aber schon nach fünf Jahren beim Glockenläuten durch den Blitz erschlagen worden und mit garstigem Pech- und Schwefelgestank in die Hölle gefahren sei, allen Nachlebenden zur Warnung. Seit jener Abirrung eines Habermus hatte die Küsterei nur noch Hagestolze dieses Namens beherbergt, Trott, vielbekrittelten Andenkens, eingesegnet. Genug, die Angaben schwankten in solchem Grade, daß es kaum ein größeres historisches Ereignis; in den vielen braunschweigischen Seitenlinien gab, bei dem nach Ansicht der Habermus nicht irgend einer ihrer Altvordern betheiligt war; ob auf rühmliche Weise, darauf kam es zuletzt kaum noch an. In Ermangelung eines Stammschlosses hatte sich ein Brauch in der Familie Habermus vererbt: die Ehelosigkeit eines ihrer Glieder und dessen Anrecht auf die Küsterstelle zu Hedeper. Es gab in der Küsterei ein vergilbtes Buch, das als die Familienchronik der Habermus angesehen werden durfte. Es ging bis auf das Jahr 1697 zurück, galt als Fortsetzung einer noch weit umfangreicheren, angeblich in den Grundstein der Kirche St. Gertrauden mit vermauerten Sammlung ähnlichen Inhalts und enthielt die Aufzeichnungen lauter ehelos gestorbener Habermus. Von 1730—1735 fand sich eine Lücke, erklärt durch eine Stelle des nächstfolgenden Chronisten, des Inhalts : der Teufel habe Herrn Bastel Habermus, Küster zu St. Gertrauden, im Jahre des Heils 1730 bethört, daß sich derselbe einem Weibsbilde zu eigen gegeben habe, selbigeswelches aber schon nach fünf Jahren beim Glockenläuten durch den Blitz erschlagen worden und mit garstigem Pech- und Schwefelgestank in die Hölle gefahren sei, allen Nachlebenden zur Warnung. Seit jener Abirrung eines Habermus hatte die Küsterei nur noch Hagestolze dieses Namens beherbergt, <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0011"/> Trott, vielbekrittelten Andenkens, eingesegnet. Genug, die Angaben schwankten in solchem Grade, daß es kaum ein größeres historisches Ereignis; in den vielen braunschweigischen Seitenlinien gab, bei dem nach Ansicht der Habermus nicht irgend einer ihrer Altvordern betheiligt war; ob auf rühmliche Weise, darauf kam es zuletzt kaum noch an.</p><lb/> <p>In Ermangelung eines Stammschlosses hatte sich ein Brauch in der Familie Habermus vererbt: die Ehelosigkeit eines ihrer Glieder und dessen Anrecht auf die Küsterstelle zu Hedeper. Es gab in der Küsterei ein vergilbtes Buch, das als die Familienchronik der Habermus angesehen werden durfte. Es ging bis auf das Jahr 1697 zurück, galt als Fortsetzung einer noch weit umfangreicheren, angeblich in den Grundstein der Kirche St. Gertrauden mit vermauerten Sammlung ähnlichen Inhalts und enthielt die Aufzeichnungen lauter ehelos gestorbener Habermus. Von 1730—1735 fand sich eine Lücke, erklärt durch eine Stelle des nächstfolgenden Chronisten, des Inhalts : der Teufel habe Herrn Bastel Habermus, Küster zu St. Gertrauden, im Jahre des Heils 1730 bethört, daß sich derselbe einem Weibsbilde zu eigen gegeben habe, selbigeswelches aber schon nach fünf Jahren beim Glockenläuten durch den Blitz erschlagen worden und mit garstigem Pech- und Schwefelgestank in die Hölle gefahren sei, allen Nachlebenden zur Warnung. Seit jener Abirrung eines Habermus hatte die Küsterei nur noch Hagestolze dieses Namens beherbergt,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0011]
Trott, vielbekrittelten Andenkens, eingesegnet. Genug, die Angaben schwankten in solchem Grade, daß es kaum ein größeres historisches Ereignis; in den vielen braunschweigischen Seitenlinien gab, bei dem nach Ansicht der Habermus nicht irgend einer ihrer Altvordern betheiligt war; ob auf rühmliche Weise, darauf kam es zuletzt kaum noch an.
In Ermangelung eines Stammschlosses hatte sich ein Brauch in der Familie Habermus vererbt: die Ehelosigkeit eines ihrer Glieder und dessen Anrecht auf die Küsterstelle zu Hedeper. Es gab in der Küsterei ein vergilbtes Buch, das als die Familienchronik der Habermus angesehen werden durfte. Es ging bis auf das Jahr 1697 zurück, galt als Fortsetzung einer noch weit umfangreicheren, angeblich in den Grundstein der Kirche St. Gertrauden mit vermauerten Sammlung ähnlichen Inhalts und enthielt die Aufzeichnungen lauter ehelos gestorbener Habermus. Von 1730—1735 fand sich eine Lücke, erklärt durch eine Stelle des nächstfolgenden Chronisten, des Inhalts : der Teufel habe Herrn Bastel Habermus, Küster zu St. Gertrauden, im Jahre des Heils 1730 bethört, daß sich derselbe einem Weibsbilde zu eigen gegeben habe, selbigeswelches aber schon nach fünf Jahren beim Glockenläuten durch den Blitz erschlagen worden und mit garstigem Pech- und Schwefelgestank in die Hölle gefahren sei, allen Nachlebenden zur Warnung. Seit jener Abirrung eines Habermus hatte die Küsterei nur noch Hagestolze dieses Namens beherbergt,
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Zitationshilfe: | Robert, Waldmüller [d. i. Charles Edouard Duboc]: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 203–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waldmueller_allein_1910/11>, abgerufen am 16.02.2025. |