Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.gel sich, wie um den Busen eines Mädchens schlin- O Theodor! alle meine Nerven waren ange- gel ſich, wie um den Buſen eines Maͤdchens ſchlin- O Theodor! alle meine Nerven waren ange- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0074" n="64"/> gel ſich, wie um den Buſen eines Maͤdchens ſchlin-<lb/> gen, wo an den Blumenufern, die die Lilie ſanft<lb/> umbluͤht, der heit’re Fiſcher ins Gewaͤſſer blickt,<lb/> wo zwiſchen grauen Saͤulencapitaͤlen und altem<lb/> moosbewachſenen Geſtein, wie ein traurender Geiſt,<lb/> die Wehmuth wohnt und die ſtille Betrachtung, um<lb/> hohe Felſenadern ſich der Epheu rankt, und die<lb/> kahlen Gipfel, wie ein Eichenblatt, der bunte<lb/> Schmetterling umflattert — wo tauſend lodernde<lb/> Cascaden, wie blaue Baͤnder, uͤber Felſen ſpru-<lb/> deln. — O Kinder, noch iſt mir’s, als ob ich<lb/> ſtuͤnde auf Akrokorinth, und das ganze ſchoͤne Land<lb/> laͤge vor meinem Auge, wie ein entſchleyertes Ge-<lb/> heimniß, des hohen Argos Gebirge, Achaia, Si-<lb/> cyon, die Haͤupter des Rieſen Taygetos im milch-<lb/> weißen Schimmer der Sonne glaͤnzend, der Titane<lb/> Partenios, die dunkeln Kuͤſten des waldigen Lako-<lb/> niens, das kampfberuͤhmte Salamis, Megara und<lb/> das prieſterliche Eleuſis, die gewaltigen Scheitel<lb/> des wilden Kitharone, in deſſen Schluchten einſt<lb/> der Labdakide weinte, Athens beruͤhmtes Piraͤos,<lb/> der Epidauros und Kalaurea!</p><lb/> <p>O Theodor! alle meine Nerven waren ange-<lb/> ſpannt, und ich ſank weinend in den Schooß des<lb/> Gluͤcklichen, und alles ſchwand vor meinen Sinnen,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [64/0074]
gel ſich, wie um den Buſen eines Maͤdchens ſchlin-
gen, wo an den Blumenufern, die die Lilie ſanft
umbluͤht, der heit’re Fiſcher ins Gewaͤſſer blickt,
wo zwiſchen grauen Saͤulencapitaͤlen und altem
moosbewachſenen Geſtein, wie ein traurender Geiſt,
die Wehmuth wohnt und die ſtille Betrachtung, um
hohe Felſenadern ſich der Epheu rankt, und die
kahlen Gipfel, wie ein Eichenblatt, der bunte
Schmetterling umflattert — wo tauſend lodernde
Cascaden, wie blaue Baͤnder, uͤber Felſen ſpru-
deln. — O Kinder, noch iſt mir’s, als ob ich
ſtuͤnde auf Akrokorinth, und das ganze ſchoͤne Land
laͤge vor meinem Auge, wie ein entſchleyertes Ge-
heimniß, des hohen Argos Gebirge, Achaia, Si-
cyon, die Haͤupter des Rieſen Taygetos im milch-
weißen Schimmer der Sonne glaͤnzend, der Titane
Partenios, die dunkeln Kuͤſten des waldigen Lako-
niens, das kampfberuͤhmte Salamis, Megara und
das prieſterliche Eleuſis, die gewaltigen Scheitel
des wilden Kitharone, in deſſen Schluchten einſt
der Labdakide weinte, Athens beruͤhmtes Piraͤos,
der Epidauros und Kalaurea!
O Theodor! alle meine Nerven waren ange-
ſpannt, und ich ſank weinend in den Schooß des
Gluͤcklichen, und alles ſchwand vor meinen Sinnen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |