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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.

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schwebe aus meinen Armen, ein göttlich Wesen, in
der schönen Mondnacht zum Himmel, dem ewigen
Ziel ihrer heißen brünstigen Sehnsucht. Mein
Mund verstummte, ich schloß sie heftiger an die
Brust, ihr Auge wandte sich auf mich, und unsere
Lippen waren glühend an einander geschlossen.

Da hörten wir aus der Ferne eine Flöte. Wie
zarte, liebende Geister, klangen die schwebenden,
empfindungsreichen Töne zu uns herüber. Unsere
Seelen selbst waren wie zusammenschwimmende Ak-
korde, voll unendlicher Harmonie, voll schwellender
Empfindung. Sie lösten sich auf in ein stilles,
aber überschwänglich seliges Anschau'n unseres Jn-
nern, und verschwammen endlich hinüber, wie die
blauen Bilder der Berge. Nur "dein, dein" seufz-
ten unsere Lippen "hier und dort."

Am Ufer stand eine lange schwarze Gestalt,
unbeweglich, wie die Tannen um sie her. Es war
Caton. Unser Nachen fuhr ans Land. Caton trat
uns entgegen, und hob Atalanta aus dem Nachen.
Die tiefsinnigen Züge des schönen Mannes glühten
wunderbar im Mondlicht. Er drückte dem Mäd-
chen die Hand mit Feuer, und wir wandelten lang-
sam wieder dem Schlosse zu.

ſchwebe aus meinen Armen, ein goͤttlich Weſen, in
der ſchoͤnen Mondnacht zum Himmel, dem ewigen
Ziel ihrer heißen bruͤnſtigen Sehnſucht. Mein
Mund verſtummte, ich ſchloß ſie heftiger an die
Bruſt, ihr Auge wandte ſich auf mich, und unſere
Lippen waren gluͤhend an einander geſchloſſen.

Da hoͤrten wir aus der Ferne eine Floͤte. Wie
zarte, liebende Geiſter, klangen die ſchwebenden,
empfindungsreichen Toͤne zu uns heruͤber. Unſere
Seelen ſelbſt waren wie zuſammenſchwimmende Ak-
korde, voll unendlicher Harmonie, voll ſchwellender
Empfindung. Sie loͤſten ſich auf in ein ſtilles,
aber uͤberſchwaͤnglich ſeliges Anſchau’n unſeres Jn-
nern, und verſchwammen endlich hinuͤber, wie die
blauen Bilder der Berge. Nur „dein, dein‟ ſeufz-
ten unſere Lippen „hier und dort.‟

Am Ufer ſtand eine lange ſchwarze Geſtalt,
unbeweglich, wie die Tannen um ſie her. Es war
Caton. Unſer Nachen fuhr ans Land. Caton trat
uns entgegen, und hob Atalanta aus dem Nachen.
Die tiefſinnigen Zuͤge des ſchoͤnen Mannes gluͤhten
wunderbar im Mondlicht. Er druͤckte dem Maͤd-
chen die Hand mit Feuer, und wir wandelten lang-
ſam wieder dem Schloſſe zu.

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[132/0142] ſchwebe aus meinen Armen, ein goͤttlich Weſen, in der ſchoͤnen Mondnacht zum Himmel, dem ewigen Ziel ihrer heißen bruͤnſtigen Sehnſucht. Mein Mund verſtummte, ich ſchloß ſie heftiger an die Bruſt, ihr Auge wandte ſich auf mich, und unſere Lippen waren gluͤhend an einander geſchloſſen. Da hoͤrten wir aus der Ferne eine Floͤte. Wie zarte, liebende Geiſter, klangen die ſchwebenden, empfindungsreichen Toͤne zu uns heruͤber. Unſere Seelen ſelbſt waren wie zuſammenſchwimmende Ak- korde, voll unendlicher Harmonie, voll ſchwellender Empfindung. Sie loͤſten ſich auf in ein ſtilles, aber uͤberſchwaͤnglich ſeliges Anſchau’n unſeres Jn- nern, und verſchwammen endlich hinuͤber, wie die blauen Bilder der Berge. Nur „dein, dein‟ ſeufz- ten unſere Lippen „hier und dort.‟ Am Ufer ſtand eine lange ſchwarze Geſtalt, unbeweglich, wie die Tannen um ſie her. Es war Caton. Unſer Nachen fuhr ans Land. Caton trat uns entgegen, und hob Atalanta aus dem Nachen. Die tiefſinnigen Zuͤge des ſchoͤnen Mannes gluͤhten wunderbar im Mondlicht. Er druͤckte dem Maͤd- chen die Hand mit Feuer, und wir wandelten lang- ſam wieder dem Schloſſe zu.

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/142>, abgerufen am 26.11.2024.