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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.

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Es war die höchste Zeit. Jch flog von der
Maueröffnung weg, rannte durch die Thüre und
drängte mich wieder durch das Rosengezweige.

Es war lichter Tag geworden.

Mein ganzes Jnnere war angefüllt mit dem
Geheimniß. Jch arbeitete an meinem Bilde. Nach
ein Paar Stunden trat Caton mit Atalanta her-
ein. Jch weiß nicht, welches von beyden mich
mehr verwirrte. Caton war wie sonst. Das zarte
Mädchen brachte mir frische Blumen: ich dankt'
ihr mit dem glühendsten Blick der Liebe. Sie lä-
chelte mich an, wie der junge Tag im Osten.

Wir giengen ins Freye. Den ganzen Tag be-
gleitete mich das Bild des geheimnißvollen Gewölbes.



Es war die hoͤchſte Zeit. Jch flog von der
Maueroͤffnung weg, rannte durch die Thuͤre und
draͤngte mich wieder durch das Roſengezweige.

Es war lichter Tag geworden.

Mein ganzes Jnnere war angefuͤllt mit dem
Geheimniß. Jch arbeitete an meinem Bilde. Nach
ein Paar Stunden trat Caton mit Atalanta her-
ein. Jch weiß nicht, welches von beyden mich
mehr verwirrte. Caton war wie ſonſt. Das zarte
Maͤdchen brachte mir friſche Blumen: ich dankt’
ihr mit dem gluͤhendſten Blick der Liebe. Sie laͤ-
chelte mich an, wie der junge Tag im Oſten.

Wir giengen ins Freye. Den ganzen Tag be-
gleitete mich das Bild des geheimnißvollen Gewoͤlbes.



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[120/0130] Es war die hoͤchſte Zeit. Jch flog von der Maueroͤffnung weg, rannte durch die Thuͤre und draͤngte mich wieder durch das Roſengezweige. Es war lichter Tag geworden. Mein ganzes Jnnere war angefuͤllt mit dem Geheimniß. Jch arbeitete an meinem Bilde. Nach ein Paar Stunden trat Caton mit Atalanta her- ein. Jch weiß nicht, welches von beyden mich mehr verwirrte. Caton war wie ſonſt. Das zarte Maͤdchen brachte mir friſche Blumen: ich dankt’ ihr mit dem gluͤhendſten Blick der Liebe. Sie laͤ- chelte mich an, wie der junge Tag im Oſten. Wir giengen ins Freye. Den ganzen Tag be- gleitete mich das Bild des geheimnißvollen Gewoͤlbes.

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/130>, abgerufen am 08.05.2024.