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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823.

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Da wandeln sie dann umher und immer voller und
größer wird der unsterbliche Keim, und ein un-
nennbar tiefes Leben ströhmt, wie Saft im Bau-
me, durch ihr Wesen. Und stärker immer und
stärker treibt's, und vollendet ist die Frucht des
Göttlichen in ihrem Schooße. Mit namenlosem
Drang fühlt nun der Mensch den Busen sich er-
füllt, und eilt und schaut nach dem Schönen, die
heil'ge reife Frucht darein zu legen. Die Schön-
heit sieht er, Atalanta; da sprudelt der Drang,
wie ein Springquell, aus seinem Busen auf die
Lippen und sein Mund träufelt von den Worten
der Begeisterung, wie vom Honig des Hymettos.
Jn seinem Auge glüht das Feuer der glühendsten
Sehnsucht, und seine Arme streckt er besinnungslos
aus, das gefundene Schöne zu schließen an seine
Brust voll Liebe.

Jch verstehe, Phaethon, sagte Atalanta, und
wenn er nun zusammengeflossen mit ihm, innig
und ewig, wie Quelle mit Quelle, da entwickelt
sich die unsterbliche Frucht, und Ein Sehnen, Ein
Verlangen, Eine Liebe, glüht mit ewig treibender
Kraft durch seine Brust.

Atalanta, rief ich mit rasendem Entzücken,
und wenn er dann sich aufschwingt von der Be-

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Da wandeln ſie dann umher und immer voller und
groͤßer wird der unſterbliche Keim, und ein un-
nennbar tiefes Leben ſtroͤhmt, wie Saft im Bau-
me, durch ihr Weſen. Und ſtaͤrker immer und
ſtaͤrker treibt’s, und vollendet iſt die Frucht des
Goͤttlichen in ihrem Schooße. Mit namenloſem
Drang fuͤhlt nun der Menſch den Buſen ſich er-
fuͤllt, und eilt und ſchaut nach dem Schoͤnen, die
heil’ge reife Frucht darein zu legen. Die Schoͤn-
heit ſieht er, Atalanta; da ſprudelt der Drang,
wie ein Springquell, aus ſeinem Buſen auf die
Lippen und ſein Mund traͤufelt von den Worten
der Begeiſterung, wie vom Honig des Hymettos.
Jn ſeinem Auge gluͤht das Feuer der gluͤhendſten
Sehnſucht, und ſeine Arme ſtreckt er beſinnungslos
aus, das gefundene Schoͤne zu ſchließen an ſeine
Bruſt voll Liebe.

Jch verſtehe, Phaethon, ſagte Atalanta, und
wenn er nun zuſammengefloſſen mit ihm, innig
und ewig, wie Quelle mit Quelle, da entwickelt
ſich die unſterbliche Frucht, und Ein Sehnen, Ein
Verlangen, Eine Liebe, gluͤht mit ewig treibender
Kraft durch ſeine Bruſt.

Atalanta, rief ich mit raſendem Entzuͤcken,
und wenn er dann ſich aufſchwingt von der Be-

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[113/0123] Da wandeln ſie dann umher und immer voller und groͤßer wird der unſterbliche Keim, und ein un- nennbar tiefes Leben ſtroͤhmt, wie Saft im Bau- me, durch ihr Weſen. Und ſtaͤrker immer und ſtaͤrker treibt’s, und vollendet iſt die Frucht des Goͤttlichen in ihrem Schooße. Mit namenloſem Drang fuͤhlt nun der Menſch den Buſen ſich er- fuͤllt, und eilt und ſchaut nach dem Schoͤnen, die heil’ge reife Frucht darein zu legen. Die Schoͤn- heit ſieht er, Atalanta; da ſprudelt der Drang, wie ein Springquell, aus ſeinem Buſen auf die Lippen und ſein Mund traͤufelt von den Worten der Begeiſterung, wie vom Honig des Hymettos. Jn ſeinem Auge gluͤht das Feuer der gluͤhendſten Sehnſucht, und ſeine Arme ſtreckt er beſinnungslos aus, das gefundene Schoͤne zu ſchließen an ſeine Bruſt voll Liebe. Jch verſtehe, Phaethon, ſagte Atalanta, und wenn er nun zuſammengefloſſen mit ihm, innig und ewig, wie Quelle mit Quelle, da entwickelt ſich die unſterbliche Frucht, und Ein Sehnen, Ein Verlangen, Eine Liebe, gluͤht mit ewig treibender Kraft durch ſeine Bruſt. Atalanta, rief ich mit raſendem Entzuͤcken, und wenn er dann ſich aufſchwingt von der Be- 8

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 1. Stuttgart, 1823, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton01_1823/123>, abgerufen am 25.11.2024.