wie es in seiner Unersättlichkeit sich selbst nur will -- sich selbst auch nur erfaßt und begreift.
Regt dieses Meer aus seiner eigenen Tiefe sich selbst auf, gebiert es den Grund seiner Bewegung aus der un¬ ergründlich Tiefe seines eigenen Elementes, so ist auch seine Bewegung eine endlose, nie beruhigte, ewig unge¬ stillt zu sich selbst zurückkehrende, ewig wiederverlangend von Neuem sich erregende. Entbrennt die ungeheure Fülle dieses Sehnens aber an einem außerhalb ihm liegenden Gegenstande, -- tritt aus der sichern, festbestimmten Er¬ scheinungswelt dieser maßgebende Gegenstand zu ihm, -- zündet der sonnenumstrahlte, schlank und rüstig sich bewe¬ gende Mensch durch den Blitz seines glänzenden Auges die Flamme dieses Sehnens, -- erregt er mit seinem schwellen¬ den Athem die elastische Masse des Meerkrystalles, möge die Gluth noch so hoch lodern, möge der Sturm noch so ge¬ waltig die Meeresfläche aufwühlen, -- die Flamme leuchtet endlich, nach dem Verdampfen wilder Gluthen, doch als mildglänzendes Licht, -- die Meeresfläche, nach dem Ver¬ schäumen riesiger Wogen, kräuselt sich endlich doch nur noch zum wonnigen Spiele der Wellen, und der Mensch, froh der süßen Harmonie seines ganzen Wesens, überläßt sich im leichten Nachen dem vertrauten Elemente, steuert sicher nach der Weisung jenes wohlbekannten, mild¬ glänzenden Lichtes. --
wie es in ſeiner Unerſättlichkeit ſich ſelbſt nur will — ſich ſelbſt auch nur erfaßt und begreift.
Regt dieſes Meer aus ſeiner eigenen Tiefe ſich ſelbſt auf, gebiert es den Grund ſeiner Bewegung aus der un¬ ergründlich Tiefe ſeines eigenen Elementes, ſo iſt auch ſeine Bewegung eine endloſe, nie beruhigte, ewig unge¬ ſtillt zu ſich ſelbſt zurückkehrende, ewig wiederverlangend von Neuem ſich erregende. Entbrennt die ungeheure Fülle dieſes Sehnens aber an einem außerhalb ihm liegenden Gegenſtande, — tritt aus der ſichern, feſtbeſtimmten Er¬ ſcheinungswelt dieſer maßgebende Gegenſtand zu ihm, — zündet der ſonnenumſtrahlte, ſchlank und rüſtig ſich bewe¬ gende Menſch durch den Blitz ſeines glänzenden Auges die Flamme dieſes Sehnens, — erregt er mit ſeinem ſchwellen¬ den Athem die elaſtiſche Maſſe des Meerkryſtalles, möge die Gluth noch ſo hoch lodern, möge der Sturm noch ſo ge¬ waltig die Meeresfläche aufwühlen, — die Flamme leuchtet endlich, nach dem Verdampfen wilder Gluthen, doch als mildglänzendes Licht, — die Meeresfläche, nach dem Ver¬ ſchäumen rieſiger Wogen, kräuſelt ſich endlich doch nur noch zum wonnigen Spiele der Wellen, und der Menſch, froh der ſüßen Harmonie ſeines ganzen Weſens, überläßt ſich im leichten Nachen dem vertrauten Elemente, ſteuert ſicher nach der Weiſung jenes wohlbekannten, mild¬ glänzenden Lichtes. —
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wie es in ſeiner Unerſättlichkeit ſich ſelbſt nur will — ſich
ſelbſt auch nur erfaßt und begreift.
Regt dieſes Meer aus ſeiner eigenen Tiefe ſich ſelbſt
auf, gebiert es den Grund ſeiner Bewegung aus der un¬
ergründlich Tiefe ſeines eigenen Elementes, ſo iſt auch
ſeine Bewegung eine endloſe, nie beruhigte, ewig unge¬
ſtillt zu ſich ſelbſt zurückkehrende, ewig wiederverlangend
von Neuem ſich erregende. Entbrennt die ungeheure Fülle
dieſes Sehnens aber an einem außerhalb ihm liegenden
Gegenſtande, — tritt aus der ſichern, feſtbeſtimmten Er¬
ſcheinungswelt dieſer maßgebende Gegenſtand zu ihm, —
zündet der ſonnenumſtrahlte, ſchlank und rüſtig ſich bewe¬
gende Menſch durch den Blitz ſeines glänzenden Auges die
Flamme dieſes Sehnens, — erregt er mit ſeinem ſchwellen¬
den Athem die elaſtiſche Maſſe des Meerkryſtalles, möge die
Gluth noch ſo hoch lodern, möge der Sturm noch ſo ge¬
waltig die Meeresfläche aufwühlen, — die Flamme leuchtet
endlich, nach dem Verdampfen wilder Gluthen, doch als
mildglänzendes Licht, — die Meeresfläche, nach dem Ver¬
ſchäumen rieſiger Wogen, kräuſelt ſich endlich doch nur
noch zum wonnigen Spiele der Wellen, und der Menſch,
froh der ſüßen Harmonie ſeines ganzen Weſens, überläßt
ſich im leichten Nachen dem vertrauten Elemente, ſteuert
ſicher nach der Weiſung jenes wohlbekannten, mild¬
glänzenden Lichtes. —
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Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_zukunft_1850/88>, abgerufen am 16.02.2025.
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