aufhörlich dem Luxus der Reichen neuen Verzehrungsstoff vorwirft, indem der Arme, aus Bedürfniß der Nahrung für seine Lebenskraft, diese eigene Lebenskraft dem Reichen opfert.
So hat auch einst die Lebenskraft, das Lebensbedürf¬ niß der tellurischen Natur, diejenigen schädlichen Kräfte, oder vielmehr die Macht des Vorhandenseins derjenigen Elementarverbindungen und Erzeugungen genährt, welche sie daran verhinderten, die ihrer Lebenskraft und Fähigkeit wahrhaft entsprechende Aeußerung von sich zu geben. Der Grund hiervon ist der in Wirklichkeit vorhandene Ueber¬ fluß, die strotzende Ueberfülle vorhandener Zeugungskraft und Lebensstoffes, die unerschöpfliche Ergiebigkeit der Materie: das Bedürfniß der Natur ist daher höchste Man¬ nigfaltigkeit und Vielheit, und die Befriedigung dieses Bedürfnisses erreichte sie endlich dadurch oder vielmehr da¬ mit, daß sie -- um so zu sagen -- der Ausschließlichkeit, der massenhaften, durch sie selbst zuvor aber üppig genähr¬ ten, Einzelheit ihre Kraft versagte, d. h. sie in die Viel¬ heit auflöste. -- Das Ausschließliche, Einzelne, Egoistische, vermag nur zu nehmen, nicht aber zu geben: es kann sich nur zeugen lassen, ist selbst aber zeugungsunfähig; zur Zeugung gehört das Ich und das Du, das Aufgehen des Egoismus in den Kommunismus. Die reichste Zeugungs¬ kraft ist daher in der größten Vielheit, und als die Erd¬
aufhörlich dem Luxus der Reichen neuen Verzehrungsſtoff vorwirft, indem der Arme, aus Bedürfniß der Nahrung für ſeine Lebenskraft, dieſe eigene Lebenskraft dem Reichen opfert.
So hat auch einſt die Lebenskraft, das Lebensbedürf¬ niß der telluriſchen Natur, diejenigen ſchädlichen Kräfte, oder vielmehr die Macht des Vorhandenſeins derjenigen Elementarverbindungen und Erzeugungen genährt, welche ſie daran verhinderten, die ihrer Lebenskraft und Fähigkeit wahrhaft entſprechende Aeußerung von ſich zu geben. Der Grund hiervon iſt der in Wirklichkeit vorhandene Ueber¬ fluß, die ſtrotzende Ueberfülle vorhandener Zeugungskraft und Lebensſtoffes, die unerſchöpfliche Ergiebigkeit der Materie: das Bedürfniß der Natur iſt daher höchſte Man¬ nigfaltigkeit und Vielheit, und die Befriedigung dieſes Bedürfniſſes erreichte ſie endlich dadurch oder vielmehr da¬ mit, daß ſie — um ſo zu ſagen — der Ausſchließlichkeit, der maſſenhaften, durch ſie ſelbſt zuvor aber üppig genähr¬ ten, Einzelheit ihre Kraft verſagte, d. h. ſie in die Viel¬ heit auflöſte. — Das Ausſchließliche, Einzelne, Egoiſtiſche, vermag nur zu nehmen, nicht aber zu geben: es kann ſich nur zeugen laſſen, iſt ſelbſt aber zeugungsunfähig; zur Zeugung gehört das Ich und das Du, das Aufgehen des Egoismus in den Kommunismus. Die reichſte Zeugungs¬ kraft iſt daher in der größten Vielheit, und als die Erd¬
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aufhörlich dem Luxus der Reichen neuen Verzehrungsſtoff
vorwirft, indem der Arme, aus Bedürfniß der Nahrung
für ſeine Lebenskraft, dieſe eigene Lebenskraft dem Reichen
opfert.
So hat auch einſt die Lebenskraft, das Lebensbedürf¬
niß der telluriſchen Natur, diejenigen ſchädlichen Kräfte,
oder vielmehr die Macht des Vorhandenſeins derjenigen
Elementarverbindungen und Erzeugungen genährt, welche
ſie daran verhinderten, die ihrer Lebenskraft und Fähigkeit
wahrhaft entſprechende Aeußerung von ſich zu geben. Der
Grund hiervon iſt der in Wirklichkeit vorhandene Ueber¬
fluß, die ſtrotzende Ueberfülle vorhandener Zeugungskraft
und Lebensſtoffes, die unerſchöpfliche Ergiebigkeit der
Materie: das Bedürfniß der Natur iſt daher höchſte Man¬
nigfaltigkeit und Vielheit, und die Befriedigung dieſes
Bedürfniſſes erreichte ſie endlich dadurch oder vielmehr da¬
mit, daß ſie — um ſo zu ſagen — der Ausſchließlichkeit,
der maſſenhaften, durch ſie ſelbſt zuvor aber üppig genähr¬
ten, Einzelheit ihre Kraft verſagte, d. h. ſie in die Viel¬
heit auflöſte. — Das Ausſchließliche, Einzelne, Egoiſtiſche,
vermag nur zu nehmen, nicht aber zu geben: es kann ſich
nur zeugen laſſen, iſt ſelbſt aber zeugungsunfähig; zur
Zeugung gehört das Ich und das Du, das Aufgehen des
Egoismus in den Kommunismus. Die reichſte Zeugungs¬
kraft iſt daher in der größten Vielheit, und als die Erd¬
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Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_zukunft_1850/32>, abgerufen am 22.07.2024.
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