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Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.

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sich in die Fluth, bekämpfte und gewann das wundervolle
Weib. Liebe brach auch ihren Stolz; in seliger Sorge
für einander, lebten sie wonnig vereint. Einen Ring gab
sie ihm: den möge er sie nie wiedergewinnen lassen; denn
wie sie ihn liebe, sehne sie sich doch auch nach der alten
Freiheit, nach dem Fluge durch die Lüfte zu dem glücklichen
Eilande ihrer Heimat, und zu diesem Fluge gäbe der Ring
ihr die Macht. Wiland schmiedete eine große Zahl von
Ringen, dem des Schwanenweibes gleich, und hing sie an
einem Baste in seinem Hause auf: unter ihnen sollte sie
den ihrigen nicht erkennen.

Von einer Fahrt kam er einst heim. Weh! da war
sein Haus zertrümmert, sein Weib aus ihm in weite Ferne
entflogen!

Einen König Neiding gab es, der hatte viel von
Wiland's Kunst gehört; ihn gelüstete es den Schmied zu
fangen, daß er fortan ihm einzig Werke schaffen möge.
Auch einen gültigen Vorwand fand er zu solcher Gewalt¬
that: das Goldgestein, daraus Wiland sein Geschmeid bil¬
dete, gehörte dem Grund und Boden Neidings an, und so
war Wiland's Kunst ein Raub am königlichen Eigenthume.
-- Er war nun in sein Haus gedrungen, überfiel ihn jetzt,
band ihn und schleppte ihn mit sich fort.

Daheim an Neidings Hofe sollte Wiland nun dem
Könige allerhand Nützliches, Festes und Dauerhaftes schmie¬

ſich in die Fluth, bekämpfte und gewann das wundervolle
Weib. Liebe brach auch ihren Stolz; in ſeliger Sorge
für einander, lebten ſie wonnig vereint. Einen Ring gab
ſie ihm: den möge er ſie nie wiedergewinnen laſſen; denn
wie ſie ihn liebe, ſehne ſie ſich doch auch nach der alten
Freiheit, nach dem Fluge durch die Lüfte zu dem glücklichen
Eilande ihrer Heimat, und zu dieſem Fluge gäbe der Ring
ihr die Macht. Wiland ſchmiedete eine große Zahl von
Ringen, dem des Schwanenweibes gleich, und hing ſie an
einem Baſte in ſeinem Hauſe auf: unter ihnen ſollte ſie
den ihrigen nicht erkennen.

Von einer Fahrt kam er einſt heim. Weh! da war
ſein Haus zertrümmert, ſein Weib aus ihm in weite Ferne
entflogen!

Einen König Neiding gab es, der hatte viel von
Wiland's Kunſt gehört; ihn gelüſtete es den Schmied zu
fangen, daß er fortan ihm einzig Werke ſchaffen möge.
Auch einen gültigen Vorwand fand er zu ſolcher Gewalt¬
that: das Goldgeſtein, daraus Wiland ſein Geſchmeid bil¬
dete, gehörte dem Grund und Boden Neidings an, und ſo
war Wiland's Kunſt ein Raub am königlichen Eigenthume.
— Er war nun in ſein Haus gedrungen, überfiel ihn jetzt,
band ihn und ſchleppte ihn mit ſich fort.

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[230/0246] ſich in die Fluth, bekämpfte und gewann das wundervolle Weib. Liebe brach auch ihren Stolz; in ſeliger Sorge für einander, lebten ſie wonnig vereint. Einen Ring gab ſie ihm: den möge er ſie nie wiedergewinnen laſſen; denn wie ſie ihn liebe, ſehne ſie ſich doch auch nach der alten Freiheit, nach dem Fluge durch die Lüfte zu dem glücklichen Eilande ihrer Heimat, und zu dieſem Fluge gäbe der Ring ihr die Macht. Wiland ſchmiedete eine große Zahl von Ringen, dem des Schwanenweibes gleich, und hing ſie an einem Baſte in ſeinem Hauſe auf: unter ihnen ſollte ſie den ihrigen nicht erkennen. Von einer Fahrt kam er einſt heim. Weh! da war ſein Haus zertrümmert, ſein Weib aus ihm in weite Ferne entflogen! Einen König Neiding gab es, der hatte viel von Wiland's Kunſt gehört; ihn gelüſtete es den Schmied zu fangen, daß er fortan ihm einzig Werke ſchaffen möge. Auch einen gültigen Vorwand fand er zu ſolcher Gewalt¬ that: das Goldgeſtein, daraus Wiland ſein Geſchmeid bil¬ dete, gehörte dem Grund und Boden Neidings an, und ſo war Wiland's Kunſt ein Raub am königlichen Eigenthume. — Er war nun in ſein Haus gedrungen, überfiel ihn jetzt, band ihn und ſchleppte ihn mit ſich fort. Daheim an Neidings Hofe ſollte Wiland nun dem Könige allerhand Nützliches, Feſtes und Dauerhaftes ſchmie¬

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Zitationshilfe: Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_zukunft_1850/246>, abgerufen am 22.11.2024.