Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.anderer als der Mensch und die Natur: vollkommenste Das Drama ist nur als vollster Ausdruck eines anderer als der Menſch und die Natur: vollkommenſte Das Drama iſt nur als vollſter Ausdruck eines <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0130" n="114"/> anderer als der Menſch und die Natur: vollkommenſte<lb/> Verſicherung ihrer ſelbſt erhält daher die Wiſſenſchaft nur<lb/> wieder im Kunſtwerk, in <hi rendition="#g">dem Werke</hi>, das den Menſchen<lb/> und die Natur — ſo weit dieſe im Menſchen ſich zum<lb/> Bewußtſein gelangt — unmittelbar darſtellt. Die Er¬<lb/> füllung der Wiſſenſchaft iſt ſomit ihre Erlöſung in die<lb/> Dichtkunſt, aber in <hi rendition="#g">die</hi> Dichtkunſt, die in ſchweſterlicher<lb/> Gemeinſchaft mit den übrigen Künſten zum vollendeten<lb/> Kunſtwerke ſich anläßt, — und dieſes Kunſtwerk iſt kein<lb/> anderes als das <hi rendition="#g">Drama</hi>. —</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#g">Drama</hi> iſt nur als vollſter Ausdruck eines<lb/> gemeinſchaftlichen künſtleriſchen Mittheilungsverlangens<lb/> denkbar; dieſes Verlangen will ſich aber wiederum nur an<lb/> eine gemeinſchaftliche Theilnahme kundgeben. Wo ſowohl<lb/> dieſes gemeinſchaftliche Verlangen als dieſe gemeinſchaft¬<lb/> liche Theilnahme fehlt, iſt das Drama kein nothwendiges,<lb/> ſondern ein willkürliches Kunſtprodukt. Ohne daß jene<lb/> Bedingungen im Leben vorhanden waren, hat nun der<lb/> Dichter für ſich allein, im Drange nach unmittelbarer Dar¬<lb/> ſtellung des von ihm erkannten Lebens, das Drama zu<lb/> ſchaffen verſucht: ſein Schaffen mußte daher allen Mängeln<lb/> willkürlichen Verfahrens unterliegen. Genau nur in dem<lb/> Grade, als ſein Drang aus einem gemeinſchaftlichen her¬<lb/> vorging und an eine gemeinſchaftliche Theilnahme ſich aus¬<lb/> ſprechen konnte, finden wir ſeit der Wiederbelebung des<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0130]
anderer als der Menſch und die Natur: vollkommenſte
Verſicherung ihrer ſelbſt erhält daher die Wiſſenſchaft nur
wieder im Kunſtwerk, in dem Werke, das den Menſchen
und die Natur — ſo weit dieſe im Menſchen ſich zum
Bewußtſein gelangt — unmittelbar darſtellt. Die Er¬
füllung der Wiſſenſchaft iſt ſomit ihre Erlöſung in die
Dichtkunſt, aber in die Dichtkunſt, die in ſchweſterlicher
Gemeinſchaft mit den übrigen Künſten zum vollendeten
Kunſtwerke ſich anläßt, — und dieſes Kunſtwerk iſt kein
anderes als das Drama. —
Das Drama iſt nur als vollſter Ausdruck eines
gemeinſchaftlichen künſtleriſchen Mittheilungsverlangens
denkbar; dieſes Verlangen will ſich aber wiederum nur an
eine gemeinſchaftliche Theilnahme kundgeben. Wo ſowohl
dieſes gemeinſchaftliche Verlangen als dieſe gemeinſchaft¬
liche Theilnahme fehlt, iſt das Drama kein nothwendiges,
ſondern ein willkürliches Kunſtprodukt. Ohne daß jene
Bedingungen im Leben vorhanden waren, hat nun der
Dichter für ſich allein, im Drange nach unmittelbarer Dar¬
ſtellung des von ihm erkannten Lebens, das Drama zu
ſchaffen verſucht: ſein Schaffen mußte daher allen Mängeln
willkürlichen Verfahrens unterliegen. Genau nur in dem
Grade, als ſein Drang aus einem gemeinſchaftlichen her¬
vorging und an eine gemeinſchaftliche Theilnahme ſich aus¬
ſprechen konnte, finden wir ſeit der Wiederbelebung des
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