Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.meinen die Hoffnung nicht aufgegeben wird, soviel Mögen aber auch Sie, verehrter Herr, es mir nicht meinen die Hoffnung nicht aufgegeben wird, ſoviel Mögen aber auch Sie, verehrter Herr, es mir nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="VII"/> meinen die <hi rendition="#g">Hoffnung nicht</hi> aufgegeben wird, ſoviel<lb/> als: gegen unſre Kunſt- und Lebenszuſtände von Grund<lb/> aus <hi rendition="#g">ſich empören</hi>. Seit ich den nothwendigen Muth<lb/> zu dieſer Empörung gefaßt habe, entſchloß ich mich auch<lb/> dazu, Schriftſteller zu werden, wozu einſt mich ſchon<lb/> einmal die äußere Lebensnoth getrieben hatte. Literaten<lb/> von Fach, die nach dem Verwehen der letzten Stürme<lb/> jetzt wieder Luft zu ſeligem Athmen ſchöpfen, finden es<lb/> unverſchämt, einen operndichtenden Muſiker vollends<lb/> auch noch ihrem Gewerbe ſich zuwenden zu ſehen.<lb/> Mögen ſie mir den Verſuch gönnen, als künſtleriſcher<lb/> Menſch keinesweges <hi rendition="#g">ihnen</hi>, ſondern nur <hi rendition="#g">denkenden<lb/> Künſtlern</hi>, mit denen ſie durchaus nichts gemein ha¬<lb/> ben, mich mitzutheilen.</p><lb/> <p>Mögen aber auch Sie, verehrter Herr, es mir nicht<lb/> verübeln, wenn ich durch dieſe Zueignung Ihren Na¬<lb/> men zu einer Arbeit herbeiziehe, die zwar dem Eindrucke<lb/> Ihrer Schriften auf mich namentlich mit ihr Daſein<lb/> verdankt, dennoch aber Ihren Anſichten darüber, wie<lb/> dieſer Eindruck hätte verwendet werden ſollen, vielleicht<lb/> durchaus nicht entſpricht. Nichts deſto weniger muß<lb/> es Ihnen, wie ich vermuthe, nicht gleichgültig ſein durch<lb/> einen deutlichen Beleg zu erfahren, wie Ihre Gedanken<lb/> in einem <hi rendition="#g">Künſtler</hi> wirken, und wie dieſer — <hi rendition="#g">als<lb/> Künſtler</hi> — im aufrichtigſten Eifer für die Sache ſie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [VII/0013]
meinen die Hoffnung nicht aufgegeben wird, ſoviel
als: gegen unſre Kunſt- und Lebenszuſtände von Grund
aus ſich empören. Seit ich den nothwendigen Muth
zu dieſer Empörung gefaßt habe, entſchloß ich mich auch
dazu, Schriftſteller zu werden, wozu einſt mich ſchon
einmal die äußere Lebensnoth getrieben hatte. Literaten
von Fach, die nach dem Verwehen der letzten Stürme
jetzt wieder Luft zu ſeligem Athmen ſchöpfen, finden es
unverſchämt, einen operndichtenden Muſiker vollends
auch noch ihrem Gewerbe ſich zuwenden zu ſehen.
Mögen ſie mir den Verſuch gönnen, als künſtleriſcher
Menſch keinesweges ihnen, ſondern nur denkenden
Künſtlern, mit denen ſie durchaus nichts gemein ha¬
ben, mich mitzutheilen.
Mögen aber auch Sie, verehrter Herr, es mir nicht
verübeln, wenn ich durch dieſe Zueignung Ihren Na¬
men zu einer Arbeit herbeiziehe, die zwar dem Eindrucke
Ihrer Schriften auf mich namentlich mit ihr Daſein
verdankt, dennoch aber Ihren Anſichten darüber, wie
dieſer Eindruck hätte verwendet werden ſollen, vielleicht
durchaus nicht entſpricht. Nichts deſto weniger muß
es Ihnen, wie ich vermuthe, nicht gleichgültig ſein durch
einen deutlichen Beleg zu erfahren, wie Ihre Gedanken
in einem Künſtler wirken, und wie dieſer — als
Künſtler — im aufrichtigſten Eifer für die Sache ſie
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