meinen die Hoffnung nicht aufgegeben wird, soviel als: gegen unsre Kunst- und Lebenszustände von Grund aus sich empören. Seit ich den nothwendigen Muth zu dieser Empörung gefaßt habe, entschloß ich mich auch dazu, Schriftsteller zu werden, wozu einst mich schon einmal die äußere Lebensnoth getrieben hatte. Literaten von Fach, die nach dem Verwehen der letzten Stürme jetzt wieder Luft zu seligem Athmen schöpfen, finden es unverschämt, einen operndichtenden Musiker vollends auch noch ihrem Gewerbe sich zuwenden zu sehen. Mögen sie mir den Versuch gönnen, als künstlerischer Mensch keinesweges ihnen, sondern nur denkenden Künstlern, mit denen sie durchaus nichts gemein ha¬ ben, mich mitzutheilen.
Mögen aber auch Sie, verehrter Herr, es mir nicht verübeln, wenn ich durch diese Zueignung Ihren Na¬ men zu einer Arbeit herbeiziehe, die zwar dem Eindrucke Ihrer Schriften auf mich namentlich mit ihr Dasein verdankt, dennoch aber Ihren Ansichten darüber, wie dieser Eindruck hätte verwendet werden sollen, vielleicht durchaus nicht entspricht. Nichts desto weniger muß es Ihnen, wie ich vermuthe, nicht gleichgültig sein durch einen deutlichen Beleg zu erfahren, wie Ihre Gedanken in einem Künstler wirken, und wie dieser -- als Künstler -- im aufrichtigsten Eifer für die Sache sie
meinen die Hoffnung nicht aufgegeben wird, ſoviel als: gegen unſre Kunſt- und Lebenszuſtände von Grund aus ſich empören. Seit ich den nothwendigen Muth zu dieſer Empörung gefaßt habe, entſchloß ich mich auch dazu, Schriftſteller zu werden, wozu einſt mich ſchon einmal die äußere Lebensnoth getrieben hatte. Literaten von Fach, die nach dem Verwehen der letzten Stürme jetzt wieder Luft zu ſeligem Athmen ſchöpfen, finden es unverſchämt, einen operndichtenden Muſiker vollends auch noch ihrem Gewerbe ſich zuwenden zu ſehen. Mögen ſie mir den Verſuch gönnen, als künſtleriſcher Menſch keinesweges ihnen, ſondern nur denkenden Künſtlern, mit denen ſie durchaus nichts gemein ha¬ ben, mich mitzutheilen.
Mögen aber auch Sie, verehrter Herr, es mir nicht verübeln, wenn ich durch dieſe Zueignung Ihren Na¬ men zu einer Arbeit herbeiziehe, die zwar dem Eindrucke Ihrer Schriften auf mich namentlich mit ihr Daſein verdankt, dennoch aber Ihren Anſichten darüber, wie dieſer Eindruck hätte verwendet werden ſollen, vielleicht durchaus nicht entſpricht. Nichts deſto weniger muß es Ihnen, wie ich vermuthe, nicht gleichgültig ſein durch einen deutlichen Beleg zu erfahren, wie Ihre Gedanken in einem Künſtler wirken, und wie dieſer — als Künſtler — im aufrichtigſten Eifer für die Sache ſie
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[VII/0013]
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als: gegen unſre Kunſt- und Lebenszuſtände von Grund
aus ſich empören. Seit ich den nothwendigen Muth
zu dieſer Empörung gefaßt habe, entſchloß ich mich auch
dazu, Schriftſteller zu werden, wozu einſt mich ſchon
einmal die äußere Lebensnoth getrieben hatte. Literaten
von Fach, die nach dem Verwehen der letzten Stürme
jetzt wieder Luft zu ſeligem Athmen ſchöpfen, finden es
unverſchämt, einen operndichtenden Muſiker vollends
auch noch ihrem Gewerbe ſich zuwenden zu ſehen.
Mögen ſie mir den Verſuch gönnen, als künſtleriſcher
Menſch keinesweges ihnen, ſondern nur denkenden
Künſtlern, mit denen ſie durchaus nichts gemein ha¬
ben, mich mitzutheilen.
Mögen aber auch Sie, verehrter Herr, es mir nicht
verübeln, wenn ich durch dieſe Zueignung Ihren Na¬
men zu einer Arbeit herbeiziehe, die zwar dem Eindrucke
Ihrer Schriften auf mich namentlich mit ihr Daſein
verdankt, dennoch aber Ihren Anſichten darüber, wie
dieſer Eindruck hätte verwendet werden ſollen, vielleicht
durchaus nicht entſpricht. Nichts deſto weniger muß
es Ihnen, wie ich vermuthe, nicht gleichgültig ſein durch
einen deutlichen Beleg zu erfahren, wie Ihre Gedanken
in einem Künſtler wirken, und wie dieſer — als
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Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_zukunft_1850/13>, abgerufen am 22.07.2024.
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