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Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.

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Klavierstunde nehmen, und da kann er mir jetzt
helfen meinem Mann dort den Kopf zurecht
setzen.
Magister. Das werden die Frau Baas wohl
ohne mich können. -- Aber -- (sich das weiße Krä-
gelchen zurechtlegend.)
darf ich fragen, ist die Jung-
fer Tochter krank?
Humbrecht. Gar nicht, Vetter! gar nicht!
sie fängt nur an nach der neuen Mode zu leben,
macht aus Nacht Tag und umgekehrt.
Magister. Das heißt wohl so viel, als sie
schläft noch?
Fr. Humbrecht. Jch will ihm nur sagen Herr
Vetter Magister. Wir waren gestern Nachts auf
dem Ball, meine Eve und ich; unser Herr Leute-
nant hier oben, ließ uns die leibliche Ruh nicht: --
die ganze Faßnachten über hat er uns alle Sonn-
tag sehr inständig gebeten, ihm die Ehr anzuthun;
-- gestern kam er wieder und lud uns ein; und
da es der letzte Ball war, wie er sagte, auf den
man mit Ehren gehn könnte, denn am mardi gras,
sagte er, giengen nur Perukenmacher drauf, so
wollt er sich absolut keinen Korb geben lassen,
und --
Humbrecht. Und, weil ich just in meinem Be-
ruf ausgeritten war, so machten sie sichs zu nutz,
und schwänzelten auf den Ball.
Fr. Humbrecht. Jst denn da aber was übels
dran, Herr Vetter Magister?
Humbrecht. Da fragst du den rechten! was
weiß


Klavierſtunde nehmen, und da kann er mir jetzt
helfen meinem Mann dort den Kopf zurecht
ſetzen.
Magiſter. Das werden die Frau Baas wohl
ohne mich koͤnnen. — Aber — (ſich das weiße Kraͤ-
gelchen zurechtlegend.)
darf ich fragen, iſt die Jung-
fer Tochter krank?
Humbrecht. Gar nicht, Vetter! gar nicht!
ſie faͤngt nur an nach der neuen Mode zu leben,
macht aus Nacht Tag und umgekehrt.
Magiſter. Das heißt wohl ſo viel, als ſie
ſchlaͤft noch?
Fr. Humbrecht. Jch will ihm nur ſagen Herr
Vetter Magiſter. Wir waren geſtern Nachts auf
dem Ball, meine Eve und ich; unſer Herr Leute-
nant hier oben, ließ uns die leibliche Ruh nicht: —
die ganze Faßnachten uͤber hat er uns alle Sonn-
tag ſehr inſtaͤndig gebeten, ihm die Ehr anzuthun;
— geſtern kam er wieder und lud uns ein; und
da es der letzte Ball war, wie er ſagte, auf den
man mit Ehren gehn koͤnnte, denn am mardi gras,
ſagte er, giengen nur Perukenmacher drauf, ſo
wollt er ſich abſolut keinen Korb geben laſſen,
und —
Humbrecht. Und, weil ich juſt in meinem Be-
ruf ausgeritten war, ſo machten ſie ſichs zu nutz,
und ſchwaͤnzelten auf den Ball.
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dran, Herr Vetter Magiſter?
Humbrecht. Da fragſt du den rechten! was
weiß
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[26/0028] Klavierſtunde nehmen, und da kann er mir jetzt helfen meinem Mann dort den Kopf zurecht ſetzen. Magiſter. Das werden die Frau Baas wohl ohne mich koͤnnen. — Aber — (ſich das weiße Kraͤ- gelchen zurechtlegend.) darf ich fragen, iſt die Jung- fer Tochter krank? Humbrecht. Gar nicht, Vetter! gar nicht! ſie faͤngt nur an nach der neuen Mode zu leben, macht aus Nacht Tag und umgekehrt. Magiſter. Das heißt wohl ſo viel, als ſie ſchlaͤft noch? Fr. Humbrecht. Jch will ihm nur ſagen Herr Vetter Magiſter. Wir waren geſtern Nachts auf dem Ball, meine Eve und ich; unſer Herr Leute- nant hier oben, ließ uns die leibliche Ruh nicht: — die ganze Faßnachten uͤber hat er uns alle Sonn- tag ſehr inſtaͤndig gebeten, ihm die Ehr anzuthun; — geſtern kam er wieder und lud uns ein; und da es der letzte Ball war, wie er ſagte, auf den man mit Ehren gehn koͤnnte, denn am mardi gras, ſagte er, giengen nur Perukenmacher drauf, ſo wollt er ſich abſolut keinen Korb geben laſſen, und — Humbrecht. Und, weil ich juſt in meinem Be- ruf ausgeritten war, ſo machten ſie ſichs zu nutz, und ſchwaͤnzelten auf den Ball. Fr. Humbrecht. Jſt denn da aber was uͤbels dran, Herr Vetter Magiſter? Humbrecht. Da fragſt du den rechten! was weiß

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Zitationshilfe: Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/28>, abgerufen am 21.11.2024.