Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776.heit! -- der künftige Mann, Evchen! Fr. Humbrecht. O das hat noch Zeit; -- sie ist erst achtzehn Jahr alt. v. Gröningseck. Schon drey Jahr verlohren! Fr. Humbrecht. Denk doch! und ich war nächst an den vier und zwanzigen, als ich meinen Humbrecht kriegte, und doch lachten mich meine Kameräden all aus, daß ich so jung heyrathete. v. Gröningseck. Gothische Zeiten! Gothische Sitten! -- (stößt an) Nun die Brautnacht, Frau Humbrecht! Fr. Humbrecht. Hi hi hi! sie wollen mir, glaub ich ein Räuschchen anhängen, nein, nein! da wird nichts draus. -- Na denn; meinem lie- ben Mann zu Ehren; ich geb mir die Ehr -- (will aufstehn.) v. Gröningseck (hält sie davon ab.) Ohne Kom- plimenten! wir trinken noch eine Bouteille, und dann setzen wir ein Gläschen Punsch oben drauf. Fr. Humbrecht. Behüt und bewahre! Das würde mir eine schöne Wirthschaft geben: -- nein, nein! wenns ihnen gefällig ist, wollen wir jetzt aufbrechen -- v. Gröningseck. Aufbrechen? jetzt schon? rap- pelt dirs Weibchen? -- (faßt sie um den Hals.) Wahrhaftig, da würden wir uns schön affigiren. -- (sieht auf die Uhr) erst halb drey! die ganze Nach- barschaft würde uns auslachen, wenn wir um halbdrey schon vom Ball nach Haus kämen. -- Lassen
heit! — der kuͤnftige Mann, Evchen! Fr. Humbrecht. O das hat noch Zeit; — ſie iſt erſt achtzehn Jahr alt. v. Groͤningseck. Schon drey Jahr verlohren! Fr. Humbrecht. Denk doch! und ich war naͤchſt an den vier und zwanzigen, als ich meinen Humbrecht kriegte, und doch lachten mich meine Kameraͤden all aus, daß ich ſo jung heyrathete. v. Groͤningseck. Gothiſche Zeiten! Gothiſche Sitten! — (ſtoͤßt an) Nun die Brautnacht, Frau Humbrecht! Fr. Humbrecht. Hi hi hi! ſie wollen mir, glaub ich ein Raͤuſchchen anhaͤngen, nein, nein! da wird nichts draus. — Na denn; meinem lie- ben Mann zu Ehren; ich geb mir die Ehr — (will aufſtehn.) v. Groͤningseck (haͤlt ſie davon ab.) Ohne Kom- plimenten! wir trinken noch eine Bouteille, und dann ſetzen wir ein Glaͤschen Punſch oben drauf. Fr. Humbrecht. Behuͤt und bewahre! Das wuͤrde mir eine ſchoͤne Wirthſchaft geben: — nein, nein! wenns ihnen gefaͤllig iſt, wollen wir jetzt aufbrechen — v. Groͤningseck. Aufbrechen? jetzt ſchon? rap- pelt dirs Weibchen? — (faßt ſie um den Hals.) Wahrhaftig, da wuͤrden wir uns ſchoͤn affigiren. — (ſieht auf die Uhr) erſt halb drey! die ganze Nach- barſchaft wuͤrde uns auslachen, wenn wir um halbdrey ſchon vom Ball nach Haus kaͤmen. — Laſſen
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heit! — der kuͤnftige Mann, Evchen!
Fr. Humbrecht. O das hat noch Zeit; — ſie
iſt erſt achtzehn Jahr alt.
v. Groͤningseck. Schon drey Jahr verlohren!
Fr. Humbrecht. Denk doch! und ich war
naͤchſt an den vier und zwanzigen, als ich meinen
Humbrecht kriegte, und doch lachten mich meine
Kameraͤden all aus, daß ich ſo jung heyrathete.
v. Groͤningseck. Gothiſche Zeiten! Gothiſche
Sitten! — (ſtoͤßt an) Nun die Brautnacht, Frau
Humbrecht!
Fr. Humbrecht. Hi hi hi! ſie wollen mir,
glaub ich ein Raͤuſchchen anhaͤngen, nein, nein!
da wird nichts draus. — Na denn; meinem lie-
ben Mann zu Ehren; ich geb mir die Ehr —
(will aufſtehn.)
v. Groͤningseck (haͤlt ſie davon ab.) Ohne Kom-
plimenten! wir trinken noch eine Bouteille, und
dann ſetzen wir ein Glaͤschen Punſch oben drauf.
Fr. Humbrecht. Behuͤt und bewahre! Das
wuͤrde mir eine ſchoͤne Wirthſchaft geben: — nein,
nein! wenns ihnen gefaͤllig iſt, wollen wir jetzt
aufbrechen —
v. Groͤningseck. Aufbrechen? jetzt ſchon? rap-
pelt dirs Weibchen? — (faßt ſie um den Hals.)
Wahrhaftig, da wuͤrden wir uns ſchoͤn affigiren. —
(ſieht auf die Uhr) erſt halb drey! die ganze Nach-
barſchaft wuͤrde uns auslachen, wenn wir um
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Zitationshilfe: | Wagner, Heinrich Leopold: Die Kindermörderinn. Leipzig, 1776, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wagner_kindermoerderin_1776/16>, abgerufen am 16.02.2025. |