Mann, der wohl auf alle andre Menschen mit Verachtung heruntersehen muß."
"Ihr arbeitet wohl Tag und Nacht, um so herrliche Sachen zuwege zu bringen; und in Eurer Jugend seyd Ihr sicher in einem Tage so weit gekommen, als ich nicht in ei¬ nem Jahre. Nun, ich will doch auch ins¬ künftige meine Kräfte anstrengen, so viel ich nur immer vermögend bin."
"Andere, die heller sehen als ich, loben ja auch den Ausdruck in Euren Bildern über alles, und wollen behaupten, daß niemand so gut wie Ihr, gleichsam die Beschaffenheit des Gemüths in den Personen vorzustellen wisse, so daß man aus ihren Mienen und Gebehrden so zu sagen ihre Gedanken erra¬ then könnte. Doch, auf diese Sachen ver¬ stehe ich mich nur noch wenig."
"Ich muß aber endlich aufhören Euch lästig zu fallen. Ach was würde es mir für
ein
Mann, der wohl auf alle andre Menſchen mit Verachtung herunterſehen muß.«
»Ihr arbeitet wohl Tag und Nacht, um ſo herrliche Sachen zuwege zu bringen; und in Eurer Jugend ſeyd Ihr ſicher in einem Tage ſo weit gekommen, als ich nicht in ei¬ nem Jahre. Nun, ich will doch auch ins¬ künftige meine Kräfte anſtrengen, ſo viel ich nur immer vermögend bin.«
»Andere, die heller ſehen als ich, loben ja auch den Ausdruck in Euren Bildern über alles, und wollen behaupten, daß niemand ſo gut wie Ihr, gleichſam die Beſchaffenheit des Gemüths in den Perſonen vorzuſtellen wiſſe, ſo daß man aus ihren Mienen und Gebehrden ſo zu ſagen ihre Gedanken erra¬ then könnte. Doch, auf dieſe Sachen ver¬ ſtehe ich mich nur noch wenig.«
»Ich muß aber endlich aufhören Euch läſtig zu fallen. Ach was würde es mir für
ein
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Mann, der wohl auf alle andre Menſchen
mit Verachtung herunterſehen muß.«
»Ihr arbeitet wohl Tag und Nacht, um
ſo herrliche Sachen zuwege zu bringen; und
in Eurer Jugend ſeyd Ihr ſicher in einem
Tage ſo weit gekommen, als ich nicht in ei¬
nem Jahre. Nun, ich will doch auch ins¬
künftige meine Kräfte anſtrengen, ſo viel
ich nur immer vermögend bin.«
»Andere, die heller ſehen als ich, loben
ja auch den Ausdruck in Euren Bildern über
alles, und wollen behaupten, daß niemand
ſo gut wie Ihr, gleichſam die Beſchaffenheit
des Gemüths in den Perſonen vorzuſtellen
wiſſe, ſo daß man aus ihren Mienen und
Gebehrden ſo zu ſagen ihre Gedanken erra¬
then könnte. Doch, auf dieſe Sachen ver¬
ſtehe ich mich nur noch wenig.«
»Ich muß aber endlich aufhören Euch
läſtig zu fallen. Ach was würde es mir für
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/56>, abgerufen am 16.02.2025.
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