Zu jener Zeit, als die bewundernde Welt noch Raphael unter sich leben sah, -- des¬ sen Name nicht leicht über meine Lippen geht, ohne daß ich ihn unwillkührlich den Göttlichen nenne, -- zu Zeit, -- o wie gern gäb' ich alle Klugheit und Weisheit der spätern Jahrhunderte hin, um in jenem gewesen zu seyn! -- lebte in einem kleinen Städtchen des Florentinischen Gebiets ein junger Mensch, den wir Antonio nennen wollen, welcher sich in der Mahlerkunst übte. Er hatte von Kindheit auf, einen recht eifri¬ gen Trieb zur Mahlerey, und zeichnete als Knabe schon alle Heiligenbilder ämsig nach, die ihm in die Hände fielen. Aber bey aller Stetigkeit seines Eifers und seiner recht ei¬ sernen Begier, irgend etwas Vortreffliches
Der Schüler und Raphael.
Zu jener Zeit, als die bewundernde Welt noch Raphael unter ſich leben ſah, — deſ¬ ſen Name nicht leicht über meine Lippen geht, ohne daß ich ihn unwillkührlich den Göttlichen nenne, — zu Zeit, — o wie gern gäb' ich alle Klugheit und Weisheit der ſpätern Jahrhunderte hin, um in jenem geweſen zu ſeyn! — lebte in einem kleinen Städtchen des Florentiniſchen Gebiets ein junger Menſch, den wir Antonio nennen wollen, welcher ſich in der Mahlerkunſt übte. Er hatte von Kindheit auf, einen recht eifri¬ gen Trieb zur Mahlerey, und zeichnete als Knabe ſchon alle Heiligenbilder ämſig nach, die ihm in die Hände fielen. Aber bey aller Stetigkeit ſeines Eifers und ſeiner recht ei¬ ſernen Begier, irgend etwas Vortreffliches
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Der Schüler und Raphael.
Zu jener Zeit, als die bewundernde Welt
noch Raphael unter ſich leben ſah, — deſ¬
ſen Name nicht leicht über meine Lippen
geht, ohne daß ich ihn unwillkührlich den
Göttlichen nenne, — zu Zeit, — o wie
gern gäb' ich alle Klugheit und Weisheit
der ſpätern Jahrhunderte hin, um in jenem
geweſen zu ſeyn! — lebte in einem kleinen
Städtchen des Florentiniſchen Gebiets ein
junger Menſch, den wir Antonio nennen
wollen, welcher ſich in der Mahlerkunſt übte.
Er hatte von Kindheit auf, einen recht eifri¬
gen Trieb zur Mahlerey, und zeichnete als
Knabe ſchon alle Heiligenbilder ämſig nach,
die ihm in die Hände fielen. Aber bey aller
Stetigkeit ſeines Eifers und ſeiner recht ei¬
ſernen Begier, irgend etwas Vortreffliches
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/49>, abgerufen am 18.12.2024.
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