sammen. Dieser hatte wohl gemerkt, daß Joseph sich gar nicht mehr mit Ernst und Eifer in seiner Wissenschaft anlegen wollte, hatte ihn auch schon halb aufgegeben, und sich in seinen Mißmuth, der mit zunehmen¬ dem Alter immer stärker ward, zurückgezo¬ gen. Er gab sich wenig mehr mit dem Kna¬ ben ab. Joseph indessen verlor darum sein kindliches Gefühl nicht; es kämpfte ewig mit seiner Neigung, und er konnte immer nicht das Herz fassen, in des Vaters Gegenwart über die Lippen zu bringen, was er ihm zu entdecken hatte. Ganze Tage lang peinigte er sich, alles gegen einander abzuwägen, aber er konnte und konnte aus dem entsetz¬ lichen Abgrunde von Zweifeln nicht heraus¬ kommen, all' sein inbrünstiges Beten wollte nichts fruchten: das stieß ihm beynahe das Herz ab. Von dem über alles trübseligen und peinlichen Zustande, worin er sich da¬
ſammen. Dieſer hatte wohl gemerkt, daß Joſeph ſich gar nicht mehr mit Ernſt und Eifer in ſeiner Wiſſenſchaft anlegen wollte, hatte ihn auch ſchon halb aufgegeben, und ſich in ſeinen Mißmuth, der mit zunehmen¬ dem Alter immer ſtärker ward, zurückgezo¬ gen. Er gab ſich wenig mehr mit dem Kna¬ ben ab. Joſeph indeſſen verlor darum ſein kindliches Gefühl nicht; es kämpfte ewig mit ſeiner Neigung, und er konnte immer nicht das Herz faſſen, in des Vaters Gegenwart über die Lippen zu bringen, was er ihm zu entdecken hatte. Ganze Tage lang peinigte er ſich, alles gegen einander abzuwägen, aber er konnte und konnte aus dem entſetz¬ lichen Abgrunde von Zweifeln nicht heraus¬ kommen, all' ſein inbrünſtiges Beten wollte nichts fruchten: das ſtieß ihm beynahe das Herz ab. Von dem über alles trübſeligen und peinlichen Zuſtande, worin er ſich da¬
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ſammen. Dieſer hatte wohl gemerkt, daß
Joſeph ſich gar nicht mehr mit Ernſt und
Eifer in ſeiner Wiſſenſchaft anlegen wollte,
hatte ihn auch ſchon halb aufgegeben, und
ſich in ſeinen Mißmuth, der mit zunehmen¬
dem Alter immer ſtärker ward, zurückgezo¬
gen. Er gab ſich wenig mehr mit dem Kna¬
ben ab. Joſeph indeſſen verlor darum ſein
kindliches Gefühl nicht; es kämpfte ewig mit
ſeiner Neigung, und er konnte immer nicht
das Herz faſſen, in des Vaters Gegenwart
über die Lippen zu bringen, was er ihm zu
entdecken hatte. Ganze Tage lang peinigte
er ſich, alles gegen einander abzuwägen,
aber er konnte und konnte aus dem entſetz¬
lichen Abgrunde von Zweifeln nicht heraus¬
kommen, all' ſein inbrünſtiges Beten wollte
nichts fruchten: das ſtieß ihm beynahe das
Herz ab. Von dem über alles trübſeligen
und peinlichen Zuſtande, worin er ſich da¬
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/259>, abgerufen am 24.11.2024.
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