risch verlacht zu werden. In seinen jüngern Jahren war er auch einmal in so einer ent¬ zückten Stunde, als sich ein recht rührendes Schauspiel ereignete. Der vortreffliche An¬ nibale Caracci kam eben, ihn zu besuchen: wie er aber die Thür öffnete, sah er ihn ganz aufgebracht vor der Stafeley stehn, voller Wuth und Zorn, und mit einer dro¬ henden Gebehrde. Er blieb still an der Thür, und ward gewahr, daß sein Freund bey dem Bilde von der Marter des heiligen Andreas beschäftigt war, und eben einen trotzigen Kriegsknecht mahlte, der dem Apostel droht. Mit inniger Freude und Verwunderung sah er ihm eine ganze Zeitlang zu, und regte sich nicht; -- aber endlich konnte er sich nicht länger halten: -- "Ich danke Dir!" rief er aus, stürzte auf ihn zu, und fiel ihm mit klopfendem Herzen um den Hals." --
"Dieser Annibale Caracci war selbst
riſch verlacht zu werden. In ſeinen jüngern Jahren war er auch einmal in ſo einer ent¬ zückten Stunde, als ſich ein recht rührendes Schauſpiel ereignete. Der vortreffliche An¬ nibale Caracci kam eben, ihn zu beſuchen: wie er aber die Thür öffnete, ſah er ihn ganz aufgebracht vor der Stafeley ſtehn, voller Wuth und Zorn, und mit einer dro¬ henden Gebehrde. Er blieb ſtill an der Thür, und ward gewahr, daß ſein Freund bey dem Bilde von der Marter des heiligen Andreas beſchäftigt war, und eben einen trotzigen Kriegsknecht mahlte, der dem Apoſtel droht. Mit inniger Freude und Verwunderung ſah er ihm eine ganze Zeitlang zu, und regte ſich nicht; — aber endlich konnte er ſich nicht länger halten: — »Ich danke Dir!« rief er aus, ſtürzte auf ihn zu, und fiel ihm mit klopfendem Herzen um den Hals.« —
»Dieſer Annibale Caracci war ſelbſt
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riſch verlacht zu werden. In ſeinen jüngern
Jahren war er auch einmal in ſo einer ent¬
zückten Stunde, als ſich ein recht rührendes
Schauſpiel ereignete. Der vortreffliche An¬
nibale Caracci kam eben, ihn zu beſuchen:
wie er aber die Thür öffnete, ſah er ihn
ganz aufgebracht vor der Stafeley ſtehn,
voller Wuth und Zorn, und mit einer dro¬
henden Gebehrde. Er blieb ſtill an der Thür,
und ward gewahr, daß ſein Freund bey dem
Bilde von der Marter des heiligen Andreas
beſchäftigt war, und eben einen trotzigen
Kriegsknecht mahlte, der dem Apoſtel droht.
Mit inniger Freude und Verwunderung ſah
er ihm eine ganze Zeitlang zu, und regte
ſich nicht; — aber endlich konnte er ſich nicht
länger halten: — »Ich danke Dir!« rief er
aus, ſtürzte auf ihn zu, und fiel ihm mit
klopfendem Herzen um den Hals.« —
»Dieſer Annibale Caracci war ſelbſt
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/221>, abgerufen am 25.11.2024.
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