als wenn alle die Hunderte um mich herum um den einen Verlorenen in ihrer Mitte flehten, und mich in ihrer stillen Andacht mit unwiderstehlicher Gewalt zu ihrem Glau¬ ben hinüberzögen. Da sah ich seitwärts nach Marien hin, ihr Blick begegnete dem meini¬ gen, und ich sah eine große, heilige Thräne aus ihrem blauen Auge dringen. Ich wußte nicht wie mir war, ich konnte ihren Blick nicht aushalten, ich wandte den Kopf seit¬ wärts, mein Auge traf auf einen Altar, und ein Gemählde Christi am Kreuze sah mich mit unaussprechlicher Wehmuth an, -- und die mächtigen Säulen des Tempels erhoben sich anbetungswürdig, wie Apostel und Hei¬ lige, vor meinen Augen, und schauten mit ihren Kapitälern voll Hoheit auf mich her¬ ab, -- und das unendliche Kuppelgewölbe beugte sich wie der allumfassende Himmel
als wenn alle die Hunderte um mich herum um den einen Verlorenen in ihrer Mitte flehten, und mich in ihrer ſtillen Andacht mit unwiderſtehlicher Gewalt zu ihrem Glau¬ ben hinüberzögen. Da ſah ich ſeitwärts nach Marien hin, ihr Blick begegnete dem meini¬ gen, und ich ſah eine große, heilige Thräne aus ihrem blauen Auge dringen. Ich wußte nicht wie mir war, ich konnte ihren Blick nicht aushalten, ich wandte den Kopf ſeit¬ wärts, mein Auge traf auf einen Altar, und ein Gemählde Chriſti am Kreuze ſah mich mit unausſprechlicher Wehmuth an, — und die mächtigen Säulen des Tempels erhoben ſich anbetungswürdig, wie Apoſtel und Hei¬ lige, vor meinen Augen, und ſchauten mit ihren Kapitälern voll Hoheit auf mich her¬ ab, — und das unendliche Kuppelgewölbe beugte ſich wie der allumfaſſende Himmel
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als wenn alle die Hunderte um mich herum
um den einen Verlorenen in ihrer Mitte
flehten, und mich in ihrer ſtillen Andacht
mit unwiderſtehlicher Gewalt zu ihrem Glau¬
ben hinüberzögen. Da ſah ich ſeitwärts nach
Marien hin, ihr Blick begegnete dem meini¬
gen, und ich ſah eine große, heilige Thräne
aus ihrem blauen Auge dringen. Ich wußte
nicht wie mir war, ich konnte ihren Blick
nicht aushalten, ich wandte den Kopf ſeit¬
wärts, mein Auge traf auf einen Altar, und
ein Gemählde Chriſti am Kreuze ſah mich
mit unausſprechlicher Wehmuth an, — und
die mächtigen Säulen des Tempels erhoben
ſich anbetungswürdig, wie Apoſtel und Hei¬
lige, vor meinen Augen, und ſchauten mit
ihren Kapitälern voll Hoheit auf mich her¬
ab, — und das unendliche Kuppelgewölbe
beugte ſich wie der allumfaſſende Himmel
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/198>, abgerufen am 23.11.2024.
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