Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

heitere grüne Wiese von dem blauen Him¬
mel beschienen, -- ach diese Dinge haben in
meinem inneren Gemüthe mehr wunderbare
Regungen zuwege gebracht, haben meinen
Geist von der Allmacht und Allgüte Gottes
inniger erfüllt, und meine ganze Seele weit
mehr gereinigt und erhoben, als es je die
Sprache der Worte vermag. Sie ist, dünkt
mich, ein allzu irdisches und grobes Werk¬
zeug, um das Unkörperliche, wie das Kör¬
perliche, damit zu handhaben.

Ich finde hier einen großen Anlaß, die
Macht und Güte des Schöpfers zu preisen.
Er hat um uns Menschen eine unendliche
Menge von Dingen umhergestellt, wovon
jedes ein anderes Wesen hat, und wovon
wir keines verstehen und begreifen. Wir
wissen nicht, was ein Baum ist; nicht, was
eine Wiese, nicht, was ein Felsen ist; wir
können nicht in unserer Sprache mit ihnen

heitere grüne Wieſe von dem blauen Him¬
mel beſchienen, — ach dieſe Dinge haben in
meinem inneren Gemüthe mehr wunderbare
Regungen zuwege gebracht, haben meinen
Geiſt von der Allmacht und Allgüte Gottes
inniger erfüllt, und meine ganze Seele weit
mehr gereinigt und erhoben, als es je die
Sprache der Worte vermag. Sie iſt, dünkt
mich, ein allzu irdiſches und grobes Werk¬
zeug, um das Unkörperliche, wie das Kör¬
perliche, damit zu handhaben.

Ich finde hier einen großen Anlaß, die
Macht und Güte des Schöpfers zu preiſen.
Er hat um uns Menſchen eine unendliche
Menge von Dingen umhergeſtellt, wovon
jedes ein anderes Weſen hat, und wovon
wir keines verſtehen und begreifen. Wir
wiſſen nicht, was ein Baum iſt; nicht, was
eine Wieſe, nicht, was ein Felſen iſt; wir
können nicht in unſerer Sprache mit ihnen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0142" n="134"/>
heitere grüne Wie&#x017F;e von dem blauen Him¬<lb/>
mel be&#x017F;chienen, &#x2014; ach die&#x017F;e Dinge haben in<lb/>
meinem inneren Gemüthe mehr wunderbare<lb/>
Regungen zuwege gebracht, haben meinen<lb/>
Gei&#x017F;t von der Allmacht und Allgüte Gottes<lb/>
inniger erfüllt, und meine ganze Seele weit<lb/>
mehr gereinigt und erhoben, als es je die<lb/>
Sprache der Worte vermag. Sie i&#x017F;t, dünkt<lb/>
mich, ein allzu irdi&#x017F;ches und grobes Werk¬<lb/>
zeug, um das Unkörperliche, wie das Kör¬<lb/>
perliche, damit zu handhaben.</p><lb/>
        <p>Ich finde hier einen großen Anlaß, die<lb/>
Macht und Güte des Schöpfers zu prei&#x017F;en.<lb/>
Er hat um uns Men&#x017F;chen eine unendliche<lb/>
Menge von Dingen umherge&#x017F;tellt, wovon<lb/>
jedes ein anderes We&#x017F;en hat, und wovon<lb/>
wir keines ver&#x017F;tehen und begreifen. Wir<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en nicht, was ein Baum i&#x017F;t; nicht, was<lb/>
eine Wie&#x017F;e, nicht, was ein Fel&#x017F;en i&#x017F;t; wir<lb/>
können nicht in un&#x017F;erer Sprache mit ihnen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0142] heitere grüne Wieſe von dem blauen Him¬ mel beſchienen, — ach dieſe Dinge haben in meinem inneren Gemüthe mehr wunderbare Regungen zuwege gebracht, haben meinen Geiſt von der Allmacht und Allgüte Gottes inniger erfüllt, und meine ganze Seele weit mehr gereinigt und erhoben, als es je die Sprache der Worte vermag. Sie iſt, dünkt mich, ein allzu irdiſches und grobes Werk¬ zeug, um das Unkörperliche, wie das Kör¬ perliche, damit zu handhaben. Ich finde hier einen großen Anlaß, die Macht und Güte des Schöpfers zu preiſen. Er hat um uns Menſchen eine unendliche Menge von Dingen umhergeſtellt, wovon jedes ein anderes Weſen hat, und wovon wir keines verſtehen und begreifen. Wir wiſſen nicht, was ein Baum iſt; nicht, was eine Wieſe, nicht, was ein Felſen iſt; wir können nicht in unſerer Sprache mit ihnen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/142
Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/142>, abgerufen am 24.11.2024.