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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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gemessenen Kreisen herum, daß ihre Strah¬
len in tausend Richtungen zur Erde kommen,
und unter jedem Himmelsstriche das Mark
der Erde zu verschiedenartigen Schöpfungen
auskochen und hervortreiben.

Mit gleichem Auge ruht Er in einem
großen Moment auf dem Werk seiner Hän¬
de, und empfängt mit Wohlgefallen das
Opfer der ganzen lebendigen und leblosen
Natur. Das Brüllen des Löwen ist Ihm so
angenehm wie das Schreyen des Rennthiers;
und die Aloe duftet Ihm eben so lieblich als
Rose und Hyacinthe.

Auch der Mensch ist in tausendfacher Ge¬
stalt aus Seiner schaffenden Hand gegan¬
gen: -- die Brüder eines Hauses kennen
sich nicht, und verstehen sich nicht; sie reden
verschiedene Sprachen, und staunen über ein¬
ander: -- aber Er kennt sie alle, und freuet
sich aller; mit gleichem Auge ruht Er auf

gemeſſenen Kreiſen herum, daß ihre Strah¬
len in tauſend Richtungen zur Erde kommen,
und unter jedem Himmelsſtriche das Mark
der Erde zu verſchiedenartigen Schöpfungen
auskochen und hervortreiben.

Mit gleichem Auge ruht Er in einem
großen Moment auf dem Werk ſeiner Hän¬
de, und empfängt mit Wohlgefallen das
Opfer der ganzen lebendigen und lebloſen
Natur. Das Brüllen des Löwen iſt Ihm ſo
angenehm wie das Schreyen des Rennthiers;
und die Aloe duftet Ihm eben ſo lieblich als
Roſe und Hyacinthe.

Auch der Menſch iſt in tauſendfacher Ge¬
ſtalt aus Seiner ſchaffenden Hand gegan¬
gen: — die Brüder eines Hauſes kennen
ſich nicht, und verſtehen ſich nicht; ſie reden
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[98/0106] gemeſſenen Kreiſen herum, daß ihre Strah¬ len in tauſend Richtungen zur Erde kommen, und unter jedem Himmelsſtriche das Mark der Erde zu verſchiedenartigen Schöpfungen auskochen und hervortreiben. Mit gleichem Auge ruht Er in einem großen Moment auf dem Werk ſeiner Hän¬ de, und empfängt mit Wohlgefallen das Opfer der ganzen lebendigen und lebloſen Natur. Das Brüllen des Löwen iſt Ihm ſo angenehm wie das Schreyen des Rennthiers; und die Aloe duftet Ihm eben ſo lieblich als Roſe und Hyacinthe. Auch der Menſch iſt in tauſendfacher Ge¬ ſtalt aus Seiner ſchaffenden Hand gegan¬ gen: — die Brüder eines Hauſes kennen ſich nicht, und verſtehen ſich nicht; ſie reden verſchiedene Sprachen, und ſtaunen über ein¬ ander: — aber Er kennt ſie alle, und freuet ſich aller; mit gleichem Auge ruht Er auf

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/106>, abgerufen am 25.11.2024.