Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.Odüßee. Raffte die Heimfahrt hin; in der Feldschlacht warest du selber.Einer der Lebenden wird im weiten Meere gehalten. Aias versank in die See mit den langberuderten Schiffen. Anfangs rettete zwar den Scheiternden Poseidaon 500 Aus den Fluten des Meers an die großen güraischen Felsen. Dort wär' Athänens Feind dem verderbenden Schicksal entronnen, Hätte der Lästerer nicht voll Uebermutes gepralet, Daß er den Göttern zum Troz den stürmenden Wogen entflöhe. Aber Poseidon vernahm die stolzen Worte des Pralers, 505 Und ergriff mit der nervichten Faust den gewaltigen Dreizack, Schlug den güraiischen Fels; und er spaltete schnell von einander. Eine der Trümmern blieb; die andre stürzt' in die Fluten, Wo der Achaier saß, und die Gotteslästerung ausstieß; Und er versank ins unendliche hochaufwogende Weltmeer. 510 So fand Aias den Tod, ersäuft von der salzigen Welle. Zwar dein Bruder entfloh der schrecklichen Rache der Göttin Samt den gebogenen Schiffen; ihn schüzte die mächtige Härä. V. 513. Aber als er sich jezo dem Vorgebirge Maleia Näherte, rafft' ihn der wirbelnde Sturm, und schleuderte plözlich 515 Ihn, den Jammernden, weit in das fischdurchwimmelte Weltmeer, An die äußerste Küste, alwo vor Zeiten Thüestäs Hatte gewohnt, und jezo Thüestäs Sohn Aigisthos. Aber ihm schien auch hier die Heimfahrt glücklich zu enden; Denn die Götter wandten den Sturm, und trieben ihn heimwärts. 520 Freudig sprang er vom Schiff ans vaterländische Ufer, Küßt' und umarmte sein Land, und heiße Thränen entstürzten V. 513. Härä, Juno.
Oduͤßee. Raffte die Heimfahrt hin; in der Feldſchlacht wareſt du ſelber.Einer der Lebenden wird im weiten Meere gehalten. Aias verſank in die See mit den langberuderten Schiffen. Anfangs rettete zwar den Scheiternden Poſeidaon 500 Aus den Fluten des Meers an die großen guͤraiſchen Felſen. Dort waͤr' Athaͤnens Feind dem verderbenden Schickſal entronnen, Haͤtte der Laͤſterer nicht voll Uebermutes gepralet, Daß er den Goͤttern zum Troz den ſtuͤrmenden Wogen entfloͤhe. Aber Poſeidon vernahm die ſtolzen Worte des Pralers, 505 Und ergriff mit der nervichten Fauſt den gewaltigen Dreizack, Schlug den guͤraiiſchen Fels; und er ſpaltete ſchnell von einander. Eine der Truͤmmern blieb; die andre ſtuͤrzt' in die Fluten, Wo der Achaier ſaß, und die Gotteslaͤſterung ausſtieß; Und er verſank ins unendliche hochaufwogende Weltmeer. 510 So fand Aias den Tod, erſaͤuft von der ſalzigen Welle. Zwar dein Bruder entfloh der ſchrecklichen Rache der Goͤttin Samt den gebogenen Schiffen; ihn ſchuͤzte die maͤchtige Haͤraͤ. V. 513. Aber als er ſich jezo dem Vorgebirge Maleia Naͤherte, rafft' ihn der wirbelnde Sturm, und ſchleuderte ploͤzlich 515 Ihn, den Jammernden, weit in das fiſchdurchwimmelte Weltmeer, An die aͤußerſte Kuͤſte, alwo vor Zeiten Thuͤeſtaͤs Hatte gewohnt, und jezo Thuͤeſtaͤs Sohn Aigiſthos. Aber ihm ſchien auch hier die Heimfahrt gluͤcklich zu enden; Denn die Goͤtter wandten den Sturm, und trieben ihn heimwaͤrts. 520 Freudig ſprang er vom Schiff ans vaterlaͤndiſche Ufer, Kuͤßt' und umarmte ſein Land, und heiße Thraͤnen entſtuͤrzten V. 513. Haͤraͤ, Juno.
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Oduͤßee.
Raffte die Heimfahrt hin; in der Feldſchlacht wareſt du ſelber.
Einer der Lebenden wird im weiten Meere gehalten.
Aias verſank in die See mit den langberuderten Schiffen.
Anfangs rettete zwar den Scheiternden Poſeidaon
Aus den Fluten des Meers an die großen guͤraiſchen Felſen.
Dort waͤr' Athaͤnens Feind dem verderbenden Schickſal entronnen,
Haͤtte der Laͤſterer nicht voll Uebermutes gepralet,
Daß er den Goͤttern zum Troz den ſtuͤrmenden Wogen entfloͤhe.
Aber Poſeidon vernahm die ſtolzen Worte des Pralers,
Und ergriff mit der nervichten Fauſt den gewaltigen Dreizack,
Schlug den guͤraiiſchen Fels; und er ſpaltete ſchnell von einander.
Eine der Truͤmmern blieb; die andre ſtuͤrzt' in die Fluten,
Wo der Achaier ſaß, und die Gotteslaͤſterung ausſtieß;
Und er verſank ins unendliche hochaufwogende Weltmeer.
So fand Aias den Tod, erſaͤuft von der ſalzigen Welle.
Zwar dein Bruder entfloh der ſchrecklichen Rache der Goͤttin
Samt den gebogenen Schiffen; ihn ſchuͤzte die maͤchtige Haͤraͤ. V. 513.
Aber als er ſich jezo dem Vorgebirge Maleia
Naͤherte, rafft' ihn der wirbelnde Sturm, und ſchleuderte ploͤzlich
Ihn, den Jammernden, weit in das fiſchdurchwimmelte Weltmeer,
An die aͤußerſte Kuͤſte, alwo vor Zeiten Thuͤeſtaͤs
Hatte gewohnt, und jezo Thuͤeſtaͤs Sohn Aigiſthos.
Aber ihm ſchien auch hier die Heimfahrt gluͤcklich zu enden;
Denn die Goͤtter wandten den Sturm, und trieben ihn heimwaͤrts.
Freudig ſprang er vom Schiff ans vaterlaͤndiſche Ufer,
Kuͤßt' und umarmte ſein Land, und heiße Thraͤnen entſtuͤrzten
500
505
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