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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Dritter Gesang.
Auch dein Reden gleichet ihm ganz; man sollte nicht glauben,
Daß ein jüngerer Mann so gut zu reden verstünde! 125
Damals sprachen wir nie, ich und der edle Odüßeus,
Weder im Rath verschieden, noch in des Volkes Versammlung;
Sondern Eines Sinns rathschlagten wir beide mit Klugheit
Und mit Bedacht, wie am beßten das Wohl der Achaier gediehe.
Als wir die hohe Stadt des Priamos endlich zerstöret, 130
Gingen wir wieder zu Schiff; allein Gott trennte die Griechen.
Damals beschloß Kronion im Herzen die traurigste Heimfahrt
Für das argeiische Heer; denn sie waren nicht alle verständig, V.133
Noch gerecht; drum traf so viele das Schreckenverhängniß.
Siehe des mächtigen Zeus blauäugichte Tochter entzweite, 135
Zürnender Rache voll, die beiden Söhne von Atreus.
Diese beriefen das Heer zur allgemeinen Versammlung;
Aber verkehrt, nicht der Ordnung gemäß, da die Sonne sich neigte;
Und es kamen, vom Weine berauscht, die Söhne der Griechen.
Jezo trugen sie vor, warum die Völker versammelt. 140
Menelaos ermahnte das ganze Heer der Achaier,
Ueber den weiten Rücken des Meers nach Hause zu schiffen.
Aber sein Rath misfiel Agamemnon gänzlich: er wünschte,
Dort das Volk zu behalten, Hekatomben zu opfern,
Daß er den schrecklichen Zorn der beleidigten Göttin versöhnte. 145
Thor! er wußte nicht, daß sein Beginnen umsonst war!
Denn nicht schnell ist der Zorn der ewigen Götter zu wandeln.

V.133 Der Lokrer Aias hatte bei der Eroberung von Troja Priamos Toch-
ter Kaßandra in Athänens Tempel geschändet.
D

Dritter Geſang.
Auch dein Reden gleichet ihm ganz; man ſollte nicht glauben,
Daß ein juͤngerer Mann ſo gut zu reden verſtuͤnde! 125
Damals ſprachen wir nie, ich und der edle Oduͤßeus,
Weder im Rath verſchieden, noch in des Volkes Verſammlung;
Sondern Eines Sinns rathſchlagten wir beide mit Klugheit
Und mit Bedacht, wie am beßten das Wohl der Achaier gediehe.
Als wir die hohe Stadt des Priamos endlich zerſtoͤret, 130
Gingen wir wieder zu Schiff; allein Gott trennte die Griechen.
Damals beſchloß Kronion im Herzen die traurigſte Heimfahrt
Fuͤr das argeiiſche Heer; denn ſie waren nicht alle verſtaͤndig, V.133
Noch gerecht; drum traf ſo viele das Schreckenverhaͤngniß.
Siehe des maͤchtigen Zeus blauaͤugichte Tochter entzweite, 135
Zuͤrnender Rache voll, die beiden Soͤhne von Atreus.
Dieſe beriefen das Heer zur allgemeinen Verſammlung;
Aber verkehrt, nicht der Ordnung gemaͤß, da die Sonne ſich neigte;
Und es kamen, vom Weine berauſcht, die Soͤhne der Griechen.
Jezo trugen ſie vor, warum die Voͤlker verſammelt. 140
Menelaos ermahnte das ganze Heer der Achaier,
Ueber den weiten Ruͤcken des Meers nach Hauſe zu ſchiffen.
Aber ſein Rath misfiel Agamemnon gaͤnzlich: er wuͤnſchte,
Dort das Volk zu behalten, Hekatomben zu opfern,
Daß er den ſchrecklichen Zorn der beleidigten Goͤttin verſoͤhnte. 145
Thor! er wußte nicht, daß ſein Beginnen umſonſt war!
Denn nicht ſchnell iſt der Zorn der ewigen Goͤtter zu wandeln.

V.133 Der Lokrer Aias hatte bei der Eroberung von Troja Priamos Toch-
ter Kaßandra in Athaͤnens Tempel geſchaͤndet.
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[49/0055] Dritter Geſang. Auch dein Reden gleichet ihm ganz; man ſollte nicht glauben, Daß ein juͤngerer Mann ſo gut zu reden verſtuͤnde! Damals ſprachen wir nie, ich und der edle Oduͤßeus, Weder im Rath verſchieden, noch in des Volkes Verſammlung; Sondern Eines Sinns rathſchlagten wir beide mit Klugheit Und mit Bedacht, wie am beßten das Wohl der Achaier gediehe. Als wir die hohe Stadt des Priamos endlich zerſtoͤret, Gingen wir wieder zu Schiff; allein Gott trennte die Griechen. Damals beſchloß Kronion im Herzen die traurigſte Heimfahrt Fuͤr das argeiiſche Heer; denn ſie waren nicht alle verſtaͤndig, V.133 Noch gerecht; drum traf ſo viele das Schreckenverhaͤngniß. Siehe des maͤchtigen Zeus blauaͤugichte Tochter entzweite, Zuͤrnender Rache voll, die beiden Soͤhne von Atreus. Dieſe beriefen das Heer zur allgemeinen Verſammlung; Aber verkehrt, nicht der Ordnung gemaͤß, da die Sonne ſich neigte; Und es kamen, vom Weine berauſcht, die Soͤhne der Griechen. Jezo trugen ſie vor, warum die Voͤlker verſammelt. Menelaos ermahnte das ganze Heer der Achaier, Ueber den weiten Ruͤcken des Meers nach Hauſe zu ſchiffen. Aber ſein Rath misfiel Agamemnon gaͤnzlich: er wuͤnſchte, Dort das Volk zu behalten, Hekatomben zu opfern, Daß er den ſchrecklichen Zorn der beleidigten Goͤttin verſoͤhnte. Thor! er wußte nicht, daß ſein Beginnen umſonſt war! Denn nicht ſchnell iſt der Zorn der ewigen Goͤtter zu wandeln. 125 130 135 140 145 V.133 Der Lokrer Aias hatte bei der Eroberung von Troja Priamos Toch- ter Kaßandra in Athaͤnens Tempel geſchaͤndet. D

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/55>, abgerufen am 24.11.2024.